Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Taschentuchpflicht: Die hinreißende Romanze zweier todkranker Teenager hat Stil, Charme und einsame Klasse.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter Cover

The Fault in Our Stars, Josh Boone, USA 2014
Kinostart: 12.06.2014, DVD/BD-Start: 17.10.2014 (digital: 10.10.2014)
Story: Die krebskranken Teenies Hazel und Gus lernen sich in einer Selbsthilfegruppe kennen und lieben. Gemeinsam stemmen sie sich gegen ihr Schicksal und holen ein wenig ihre Jugend nach. Beim Besuch bei Hazels Lieblingsautor in Amsterdam platzt ein Traum, aber die Reise verändert beide tiefgreifend.
Von Caroline Lin

Es ist wirklich traumhaft, wie Josh Boone („Love Stories“) die Einzigartigkeit der gleichnamigen Romansensation von John Green phänomenal auf die Leinwand bringt. Eine entwaffnend ehrliche Teenie-Liebes-und-Krebs-Dramödie, die so sensationell authentisch mit ihren Gefühlen umgeht, dass ihre witzige, schmerzende und ungewöhnlich reife Boy-Meets-Girl-Geschichte unwiderstehlich zu Herzen rührt. Mitheulen unvermeidlich!

Wie kann eine Romanze nur so lustig und traurig zugleich sein? Selten hat es sich schöner angefühlt, an Krebs zu sterben, selten war die Liebe zweier Verdammter so charmant. Boone verkündet unter die Haut gehende Wahrheiten über Liebe und Leben, setzt derweil seinen Wohlfühlstil so famos ein, dass man sich nie verraten oder manipuliert fühlt wie im Herzschmerz von Zielgruppenmurks à la „Für immer Single?“ oder „Die Bestimmung“.

Selten hat es sich schöner angefühlt, an Krebs zu sterben

In Letzterem gibt Shailene Woodley ja auch die Hauptrolle, hier aber darf die Entdeckung aus „The Spectacular Now“ zeigen, was sie kann. Gemeinsam mit Ansel Elgort („Carrie“) spielt sie sich auf die Liste der begehrtesten Newcomer, aufrichtig, aber nie larmoyant als Todkranke mit Lungenschaden wie in „Und morgen Mittag bin ich tot“. Sie entwickelt einen unstillbaren Hunger auf das Leben, das ihr bald entrissen wird.

Dem veritablen Traumpaar, das seine Rollen genießt, assistieren Laura Dern („Jurassic Park“) als liebend-optimistische Mutter und Willem Dafoe („Spider-Man“) als abstoßender Misanthrop, der eine grausame Begegnung mit der Endlichkeit bewirkt. Mag auch alles in hell-sanften Farben, angenehmer Art und mit zarten Songs angerichtet sein, das ästhetische Gegenteil von „Halt auf freier Strecke“ verschweigt nichts Unangenehmes.

Unglaubliches Herauskitzeln von Emotionen

„Schmerz verlangt gespürt zu werden“: Denn die Krankheit fungiert als Antagonist und Dramaturg in beider smartem, intelligentem Rennen gegen eine Schildkröte, gegen die sie nicht gewinnen können. All ihr bezauberndes Miteinander, all ihre bewegenden Gedanken über das Sein und das Nichts sind inhaltlich so einfallsreich ausgestaltet. Es trifft um so mehr, wenn sie spüren, dass Vorbilder, Träume und Menschen sterben können.

Der burschikosen Hazel und dem einfühlsamen Gus gönnt man ihre kleine Unendlichkeit. Mögen die Bilder auch keusch sein und sie zwei allzu schöne Jugendliche: Das Coming of Age spottet zu Recht über banale Teenklischees, die es mit cleveren Ansichten zu erfundenen und realen Menschen und dem unglaublichen Herauskitzeln von Emotionen weit hinter sich lässt. Dagegen wirkt der Klassiker „Love Story“ wie ein Stück Holz.

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