DVD/BD-Start: 11.12.2014
Joe Johnston, für gewöhnlich mit Mammutbudgets betrauter Blockbuster-Lieferant („Jurassic Park 3“, „Captain America: The First Avenger“), nimmt eine Studio-Auszeit für einen kleinen, aber gekonnten Indie-Thriller, der ohne Stars und Effektschlacht schnörkellos Suspense generiert. Das an Hitchcock wie „Die Hard“ angelehnte, trick- und fintenreiche Duell zwischen Killer und Kanzlei-Clerk ist auch hintergründiger Wirtschaftskrimi.
In nur 71-minütiger Laufzeit stellt Johnston den jungen Tom (Max Minghella aus „Agora“) vor, ein ambitionierter Assistent, der sich für smarter hält, als er ist – er kommt den Machenschaften seiner Bosse zwar auf die Schliche, tappt aber in die ausgelegte Falle. Als er abserviert wird und er nach Geschäftsschluss einem dubiosen Kofferträger nachgeht, lernt er im abgeriegelten Bürokomplex einen clever-kalten Killer kennen.
Der ist ein gewiefter Schalldämpfer-Hitman im feinen Zwirn (JJ Feild, „Captain America“), gedungen von der Mafia und darauf aus, die Gambizzi-Akte des Prophidil-Falls, einem Medikament mit Amok-Nebenwirkungen, in einem Feuer zu zerstören. Dafür schaltet er noch zufällig anwesende Mitarbeiter aus, jagt Tom durch das dunkle Stockwerk, aber der überlistet ihn in einem Versteckspiel seinerseits immer wieder.
Ein Duell über Nacht, ohne Ausweg – die suspension of disbelief um blockiertes Internet und Smartphones gibt ihr Bestes – mit Geiselnahme von Toms heimlicher Freundin Anna (Eloise Mumford, „In the Blood“). Johnston spielt seine Karten gut aus und nutzt einen ganz der Story verpflichteten Stil für Spannungserzeugung und Scharmützel. In der Todesfalle Arbeitsplatz überlebt nur derjenige, der die schnellsten Ideen hat.
Was ist schlimmer – die Mafia oder ein Konzernmulti? Damit streift Johnston nicht nur glaubhaft Verschwörungen und Manipulationen krimineller Unternehmen im Schulterschluss der Wirtschaft mit organisiertem Verbrechen. Sein mörderischer Konflikt zwischen Chefetage und einfachen Angestellten (die kalkuliert ihr Leben lassen müssen) ist eine Parabel auf die lebensgefährliche Arbeitswelt – jeder will dich ausschalten.
Die Kollegen sind sympathisch und mit Tom befreundet, seine Vorgesetzte hingegen charakterlich zwielichtig und menschlich abwegig – ein Klassenkampf zwischen Ober- und Mittelschicht. Diesen Subtext liefert die mit Thrill fesselnde Funktions-Ästhetik extra dazu und verfestigt diesen Eindruck mit einem maliziösen Ende, das die Machtverhältnisse nach einer frechen Gehaltsverhandlung wieder grausam zurechtrückt.