Kinostart: 19.06.2014, DVD/BD-Start: 23.10.2014
Für sein Script zu „Kleine schmutzige Tricks“ wurde er oscarnominiert, für den im Original schlicht „Locke“ betitelten Regiezweitling gab es den British Independent Award – beides völlig zu Recht: Der Engländer Steven Knight wagt ein Experiment, das kein Budget, aber ein vielschichtiges Script und den fabelhaften Tom Hardy („Inception“, bald der neue „Mad Max“) als einzig sichtbaren Darsteller einer Existenzkrise hat.
Die Fahrt durch die Nacht wirkt trotz allem nie wie eine minimalistische Reduktion, sondern ist ein Dialogdrama über die Freisprechanlage, während der Kontrastumfang der Red-Epic-Kamera verheißungsvoll Spiegelungen und den regen Verkehr außerhalb der Fahrgastkabine des teuren BMW einfängt. Chilliger Indierock und Ambient ergänzen diesen Drive, ein eintauchen in eine symbolhaft vorbeiziehende Schicksalsstraße.
Auf der belebten Strecke von Birmingham nach London muss ein verantwortungsbewusster Bauleiter, der zehn Jahre lang die Zuverlässigkeit in Person war, den einen Fehler, den er beging, nun ausbaden – er bleibt beeindruckend beherrscht, als er in andauernden Gesprächen mit seiner hysterischen Frau, einer anderen, Ängstlich-einsamen, den zeternden Vorgesetzten und einem Kollegen, der die Hosen voll hat, jonglieren muss.
„Right now, nothing is a joke anymore“: Die längste Nacht seines Lebens steht bevor und er hat sich zur Ehrlichkeit entschieden, wird nun mit den Konsequenzen davon konfrontiert. Alles steht auf dem Spiel: sein Beruf, seine Ehe, seine Familie, binnen der fast in Echtzeit spielenden 85 Minuten droht das alles den Bach hinunter zu gehen – Locke hat eine Einbahnstraße des Lebens genommen, aus der es keine Rückkehr gibt.
Es ist bewundernswert, wie er in dieser Katastrophe Grace Under Pressure wahrt, charakterstark versucht, alles zum Guten zu wenden, ein Krisenmanager, der ein haariges Problem löst und dafür zwei neue bekommt. Auch wenn der Kampf mit seinen eigenen Dämonen – nicht so feige zu sein wie sein Vater – und andere Konflikte etwas forciert sind (das Script will maximalen Druck), Motive und sein Ringen zeitigen Wirkung.
Neben der Spannung, ob er reparieren kann, was um ihn herum kollabiert, greift ein Schwindelgefühl um sich, wie die bisher kontrollierte Existenz unbeherrschbar wird, bis nur noch Beten hilft. Nichts ist fair in dieser Welt und wenn einer, der versucht ein guter Mensch zu sein, in einem Danteschen Höllenkreis feststeckt, dann lehrt das einiges über das Leben, wenn es eng wird – viel eleganter als der genreformelhafte „Buried“.
Der Soundtrack stammt von Dickon Hinchliffe, der auch die Brit-Pop/Indie-Combo Tindersticks mitgründete 🙂
Was für ein Hammerkonzept. (Nicht nur die Musik im Trailer erinnert mich vage an Moon, kann das sein?) Ich will!