Tim’s Vermeer

Tim's Vermeer Cover

Teller (Raymond Joseph Teller), USA 2013
DVD/BD-Start: 03.07.2014

„My friend Tim painted a Vermeer. In a warehouse in San Antonio.“ Wie der mit einer Firma für visuelle Hollywood-Effekte reich gewordene Unternehmer Tim Jenison, der noch nie einen Pinsel in der Hand hielt, ein Meisterwerk des holländischen Barockmalers Jan Vermeer bis ins kleinste Detail gleichwertig reproduziert, fasst das amerikanische Doku-Duo Penn & Teller (alias Penn Jillette und Raymond Joseph Teller) auf faszinierende, hintergründig humorvolle und fein ironische Art rundum herrlich zusammen.

Das Privatprojekt des handwerklich und technisch versierten Kreativmillionärs beginnt mit der unter Kunsthistorikern verbreiteten These, der berühmte Delfter Künstler („Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“) habe die im 17. Jahrhundert revolutionäre Camera Obscura – eine Vorform der Fotokamera – genutzt, um linienlos fotorealistisch „mit Licht zu malen“. Für seine Überzeugung findet Jenison während der akribischen Rekonstruktion erdrückende Indizienbeweise und malt als Laie im Handumdrehen wie eine Maschine.

Sieht keineswegs der Farbe beim Trocknen zu

Wie man durch Technologie das werden kann, was man nicht ist: Jension experimentiert so lange, bis er alle Tricks des Verfahrens meistert, baut detailversessen Vermeers Zimmer nach, um sich dann ans Öl-auf-Leinwand-Werk zu machen, „Die Musikstunde (Herr und Dame am Virginal)“ bis aufs I-Tüpfelchen perfekt zu kopieren. Eine für ihn enervierende, monatelange Wahnsinnsarbeit (wovon er wochenlang nur Punkte eines Teppichs zeichnet), kurzweilig und witzig gerafft.

Jenison reist nach Holland und England, erklärt im Gespräch mit Experten wie David Hockney oder Philip Steadman alles Technisch-Physikalische leicht verständlich. Penn & Teller strukturieren sein geradewegs irrwitziges Vorhaben klar, folgen dem Projekt flüssig, gimmickfrei und akkurat. Sie sehen keineswegs der Farbe beim Trocknen zu, liefern keine Kontemplation für den Kunst-LK ab, sondern decken verblüffend unterhaltsam ein 350 Jahre altes Geheimnis auf, bis man über das ganze Gesicht grinst und nicht mehr damit aufhören kann.

Gnaghi

Ein Gedanke zu „Tim’s Vermeer“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.