Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 15.04.2015
In einem milden Alterswerk stellt „Harry und Sally“-Regisseur Rob Reiner bewundernswert unter Beweis, wie viel gutes Handwerk ausmacht. Er schafft es, sattsam Bekanntes ohne einen Deut Neues im Autopilot abzufliegen, damit aber so maßvoll witzig, amüsant und charmant zu landen, dass einen diese „Besser geht’s nicht“-Spielart der gehobenen Klasse beachtlich beglückt, auch weil man zwei Veteranen nur zu gerne zuschaut.
Wie bei James L. Brooks darf sich Michael Douglas („Liberace“) wunderbar als verhasstes Ekel austoben, ein rücksichtsloser Snob unter anständigen, sympathischen und mitfühlenden Menschen sein, die ihm so lange seine mangelnde Moral vorhalten, bis ihn der leicht rührselige Scrooge-Effekt vom Misanthropen zum Menschen bekehrt. Nie so giftig wie Jack Nicholson, aber mit genügend pointierten Dialogzeilen.
Den Widerspenstigen zähmen darf nicht nur eine fabelhaft komplexbeladene und mit Heulanfällen geschlagene Diane Keaton („Der Stadtneurotiker“) als Leah, sondern gleich ein ganzes Arsenal freundlicher und komischer Nebenfiguren, darunter Rob Reiner mit Toupet. Statt ernsthaften Beziehungsdiskursen à la „Genug gesagt“ gibt es Screwball-Elemente und perfekt getimte Musik von Lounge bis adretten Folkpop.
Die Romanze zwischen dem Unausstehlichen und der Liebenswerten ist unaufgeregt und unaufgesetzt wie ein gemütliches Beisammensein. Man möchte sich dazusetzen, verzeiht den einen oder anderen Fehlgriff und gewöhnt sich an das Old-School-Treiben. Erstaunlich, wie sehr die eigentlich nur passable Mitgefühl-und-Herzschmerz-Story für sich einnehmen kann und noch dazu reizend ausklingt. Was mit Erfahrung doch alles gelingt!
Danke vielmals! 🙂
Mir gefällt diese Beitrag.LG Ladysonnenschein