Das grenzt an Liebe

Michael Douglas lernt als Ekel Mitgefühl, Liebe und Zuneigung in einer gefällig-gelungenen Familien-Romcom der Ü60-Klasse.

And So It Goes Cover

And So It Goes, Rob Reiner, USA 2014
Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 15.04.2015
Story: Der misanthropische Immobilienmakler Oren soll sich um seine bislang unbekannte Enkelin kümmern, weil sein Sohn eine Haftstrafe antreten muss. Zunächst versucht er das süße Kind loszuwerden und schiebt sie zu seiner gleichaltrigen Nachbarin Leah ab. Dann verliebt er sich in die verwitwete Lounge-Sängerin.
Von Thorsten Krüger

In einem milden Alterswerk stellt „Harry und Sally“-Regisseur Rob Reiner bewundernswert unter Beweis, wie viel gutes Handwerk ausmacht. Er schafft es, sattsam Bekanntes ohne einen Deut Neues im Autopilot abzufliegen, damit aber so maßvoll witzig, amüsant und charmant zu landen, dass einen diese „Besser geht’s nicht“-Spielart der gehobenen Klasse beachtlich beglückt, auch weil man zwei Veteranen nur zu gerne zuschaut.

Wie bei James L. Brooks darf sich Michael Douglas („Liberace“) wunderbar als verhasstes Ekel austoben, ein rücksichtsloser Snob unter anständigen, sympathischen und mitfühlenden Menschen sein, die ihm so lange seine mangelnde Moral vorhalten, bis ihn der leicht rührselige Scrooge-Effekt vom Misanthropen zum Menschen bekehrt. Nie so giftig wie Jack Nicholson, aber mit genügend pointierten Dialogzeilen.

„Besser geht’s nicht“-Spielart der gehobenen Klasse

Den Widerspenstigen zähmen darf nicht nur eine fabelhaft komplexbeladene und mit Heulanfällen geschlagene Diane Keaton („Der Stadtneurotiker“) als Leah, sondern gleich ein ganzes Arsenal freundlicher und komischer Nebenfiguren, darunter Rob Reiner mit Toupet. Statt ernsthaften Beziehungsdiskursen à la „Genug gesagt“ gibt es Screwball-Elemente und perfekt getimte Musik von Lounge bis adretten Folkpop.

Die Romanze zwischen dem Unausstehlichen und der Liebenswerten ist unaufgeregt und unaufgesetzt wie ein gemütliches Beisammensein. Man möchte sich dazusetzen, verzeiht den einen oder anderen Fehlgriff und gewöhnt sich an das Old-School-Treiben. Erstaunlich, wie sehr die eigentlich nur passable Mitgefühl-und-Herzschmerz-Story für sich einnehmen kann und noch dazu reizend ausklingt. Was mit Erfahrung doch alles gelingt!

2 Gedanken zu „Das grenzt an Liebe“

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