Horns

Horns Cover

Alexandre Aja, USA/CDN 2013
Kinostart: 06.08.2015, DVD/BD-Start: 17.12.2015

„Harry Potter“ Daniel Radcliffe wachsen über Nacht Hörner und er spricht wieder mit Schlangen. Womit er zum Teufelskerlchen, aber leider nicht zum heißen „Hellboy“ mutiert, sondern die Trauertrompete bläst und in seiner Kleinstadt als Paria von allen verteufelt wird. Auch wenn er sich in „Die Frau in Schwarz“ besser zu präsentieren wusste: Radcliffes Iggy ist so ziemlich der einzige Charakter, der einem nicht egal ist in Horror-Impresario Alexandre Ajas („High Tension“) amerikanisch-kanadischer Adaption des Dark-Fantasy-Romans „Teufelszeug“ von Joe Hill (der Sohn von Stephen King). Ig, der neben der Leiche seiner Freundin Merrin (der sonst so bezaubernden Juno Temple, zuletzt als Feenstimme in „Maleficent“ tätig, fehlt der Pfiff) aufwacht, hat eine Murder Mystery zu lösen und die ganze Stadt gegen sich.

Mit seinen Hörnern weckt er bei anderen blasphemische Gedanken, wodurch die Menschen das aussprechen und tun, was sie wirklich denken – verdorben und lasterhaft. Daraus schlägt die unausgegorene, übernatürliche schwarze Komödie aber kaum diabolisches Kapital, etwa wenn Ig Reporter zu einer Schlägerei anzettelt. Bei aller destruktiven Energie, die sich ohne soziale Rücksichtnahme Bahn bricht, hapert es an Punch und Pointen (außer einigen billigen), obschon in dem verschlafenen Nest „Sin City“ geistig um die Ecke liegt. In wenig inspirierter Fruchtlosigkeit läuft die Dramatik meist ins Leere und irgendwie fehlt diesem Iggy die Fallhöhe, auch weil die in Rückblenden aufgerollte, von Missverständnissen sabotierte Jugendromanze mit Merrin keine Gefühle weckt, wie im in jeder Hinsicht besseren „Odd Thomas“.

In jeder Hinsicht besser: „Odd Thomas“

Im verfehlten Finale greift Aja dann wieder zu den Grobreizen, mit denen der Gründer von Galliens Gore-Generation seinen Ruf erlangte. Nach Störfällen wie „Piranha 3D“ erwirkt er als Produzent inzwischen Interessanteres, zum Beispiel das „Maniac“-Remake. Auch andere Mittäter des „New French Extremism“ wie das Duo Bustillo/Maury („Inside“) schlingern orientierungslos herum mit „Among the Living“, oder „Frontier(s)“-Regisseur Xavier Gens mit „The Divide“. Nur Pascal Laugier („Martyrs“) hat sich im Horrorthriller „The Tall Man“ zumindest vom Blutbildnerischen gelöst, sucht aber ebenfalls nach seiner Frühform.

Jochen Plinganz

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