DVD/BD-Start: 27.05.2014
Dem nach „The Hills Have Eyes 2“ zweiten US-Werk des Deutschen Martin Weisz („Rohtenburg“) wurde Eindimensionalität, Weltfremdheit und Klischeelastigkeit vorgeworfen. Zeit für eine Ehrenrettung von „Squatters“, einem stimmungsvollen, oft zärtlich inszenierten „Aschenputtel“ als White-Trash-Märchen um Sozialgefälle und Familientragödien, was als Teenie-„True Romance“ zum traumhaft besetzten Melo-Thriller wird.
Ähnelt der Beginn um drogenabhängige und in kriminelle Machenschaften verwickelte Streetkids in Amerika noch „Blue Ruin“, hat der atmosphärische im Pastell ausgeblichener Sandfarben warm-weiß abgelichtete „Squatters“ (dt.: Hausbesetzer) einiges von Rob Schmidts ebenfalls übersehenen film maudit „Crime + Punishment in Suburbia“ um jugendliche Runaways, die von ihren Verzweiflungsverfehlungen eingeholt werden.
Thomas Dekker („Terminator S.C.C.“) und Gabriella Wilde („Carrie“) sind perfekt als gutaussehendes, aber ruiniertes Gaunerpaar, bedauernswerte Diebe, Mitleid erweckend und eingefangen von zauberhafter Pop-Poesie und Indie-Songs. Weniger ideal sind manche Plotzuspitzungen, weil Jonah das Inventar der Villa an einen irren Gangster vertickt. Es sind zwei schuldige Unschuldige, zwei Verlorene auf der Suche nach Halt und Heim.
Vor allem in der transparent-traurigen Schönheit Kelly manifestieren sich Sehnsüchte von jugendlichen Tragik- oder Sozialfällen. Sie versinkt ganz in den Familienvideos der Silvermans und entdeckt deren Leid, verliebt sich dabei in ihren Sohn Michael (Luke Grimes, „96 Hours 2“), eine herzzerreißende Romanze, so man sich darauf einlässt. Wie Kelly ihren Zieheltern Erfolg vorlügt, ist einfach nur zum Heulen schmerzlich.
Der Draufgänger Jonah bestimmt den Plot, der in einem absurden Zeitlupenende gipfelt, nun ja, aber die verschämt-vorsichtige Kelly ist das märchenhafte Herz einer soziale und familiäre Verflechtungen nicht düster-realistisch, aber deshalb nicht weniger aufrichtig ansprechenden Fabel um Verlust und den Preis, den man für seine Sünden und die Rettung seiner Liebsten bezahlt, wenn man mit seiner Vergangenheit abschließen will.
Man kann all diese Qualitäten leicht übersehen, weshalb Weisz Werk in USA wie hier direkt auf Video versenkt wurde, ungeachtet von Richard Dreyfuss („Der weiße Hai“) und Lolita Davidovich („Gods and Monsters“) in Nebenrollen. Wenn Kelly im Kino „The Kid“ sieht und das Schicksal anschließend seinen Lauf nimmt, bewegt mich „Squatters“ ebenso stark wie Charlie Chaplins Komödien-Rührstück, das auch zum Happy End fand.
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