Kinostart: 19.02.2015, DVD/BD-Start: 19.06.2015
Qualen für die Kunst: Nachwuchskraft Miles Teller, auf der Watchlist seit „The Spectacular Now“, liefert sich als besessener Musikschüler ein Psychokrieg, bis mehr als nur die Hände bluten mit seinem Musiklehrer J.K. Simmons, der sonst nur in Nebenrollen wie „Labor Day“ Akzente setzen darf. Als gnadenloser Diktator bietet er eine Show, die R. Lee Ermeys Menschenschindertyp in Kubricks „Full Metal Jacket“ entspricht.
„Whiplash“ trägt Züge von Aronofskys „Black Swan“, zumindest was Härte, Torturen und Neurotizismus betrifft. Wie Andrew durch die Hölle geht, die ihm ein asketischer Dirigent als durchgeknallter Drill Instructor bereitet, bildet nicht nur manische Charaktere ab. In der Form eines Anti-„Club der toten Dichter“ geht die Regie von Damien Chazelle („Guy and Madeline on a Park Bench“) gleichermaßen fokussiert und frenetisch vor.
Die destruktiven Energien setzt „Whiplash“ in Trommel-Tornados um, mit der Präzision eines Michael Ballhaus vorgenommene Schlagzeug-Exzesse, die sich ins Geniale, Zerstörerische und Wahnsinnige steigern. Als Perfektionist ohne Selbstwertgefühl lässt Andrew Gesundheit und Freundin links liegen, um verbissen seinem Traum zu folgen. Er ist ebenso rücksichtslos gegen sich wie der „Meuterei auf der Bounty“-Fletcher gegen andere.
Allerdings hilft es, wenn man Big-Band-Jazz mag. So reizvoll Chazelle ästhetisiert und so hochkonzentriert wie intensiv ausführt, „Whiplash“ entspringt seinem ein Jahr zuvor entstandenen Kurzfilm und hat seitdem kaum Story angesetzt. Mal ganz abgesehen davon, dass nie wirklich nachvollziehbar wird, wieso sich Andrew diesen Quäler derart antut – da war die Motivationsstruktur in „Black Swan“ schon transparenter.
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Ein Gedanke zu „Whiplash“