American Sniper

Bradley Cooper passt perfekt als Sniper-Legende Chris Kyle, dem Clint Eastwood eine souveräne, aber unkritische Biografie widmet

American Sniper Cover

Clint Eastwood, USA 2014
Kinostart: 26.02.2015, DVD/BD-Start: 25.06.2015
Story: Schon als Kind bewies Chris Kyle im Familienkreis sein großes Talent bei der Jagd. Später beginnt er in der US Army die gnadenlose Navy-SEAL-Ausbildung zum Scharfschützen, wonach der Patriot mehrfach in den Irak beordert und dort zur Legende wird. Von Familie und Heimat entfremdet er sich.
Von Jochen Plinganz

Nach seinem Weltkriegs-Double-Feature „Letters from Iwo Jima“ und „Flags of Our Fathers“ zieht der republikanische Regisseur Clint Eastwood wieder in den Krieg. Seines Rufs als Patriot zum Trotz versteigt er sich in keiner Pathos-Verklärung à la „Lone Survivor“. Die Kriegsaction-Bio eines US-Irakkriegshelden endet erst beim landesweiten Beerdigungs-Zug mit Strammstehen, konkrete Sinnfragen werden dennoch keine gestellt.

Einerseits wäre solch eine filmische Verneigung in Deutschland unmöglich – unsere Gefallenen werden möglichst anonym verscharrt und gedenken will ihnen schon gleich gar keiner, ganz zu schweigen davon sie Helden zu nennen. Aber wenn „American Sniper“ schon auf Fanfaren verzichtet, hätte er sich wenigstens so künstlerisch faszinierend wie Kathryn Bigelows Adrenalinjunkiestudie „The Hurt Locker“ profilieren können.

Merkt nicht, wie ihn der Krieg verändert

Nach dem Schnelldurchlauf durch eine typisch amerikanische (somit uninteressante) Vita werden ohne Erzählextras Sequenzen hintereinander geschaltet, die zwischen militärischen Irakeinsätzen und ziviler Heimat wechseln. Ein solider Bradley „Hangover“ Cooper, der es aber nie mit Jeremy Renner aufnehmen kann, erlebt einiges Grauen und Belastungen, sieht andere sterben oder zerbrechen und merkt nicht, wie ihn der Krieg verändert.

Nun könnte, weil der Jagdausflug Michael Ciminos „The Deer Hunter“ ähnelt, eine große Oper über jene Wracks entstehen, in deren Kopf ein permanenter Kriegsfilm läuft und die psychisch in der Hölle bleiben. Aber Kritik und grundlegendes Hinterfragen ist Eastwoods Sache nicht; ein Kriegsheimkehrerdrama wie Hal Ashbys „Coming Home“ visiert er keineswegs an. Seinen Figuren kommt er emotional vorsichtshalber nicht zu nahe.

Auf realistische Straßenkämpfe geeicht

„American Sniper“ bietet nichts Neues, ist weder allzu aufregend noch sonderlich sensibel. Aber man kann ihn gucken, viele Actionszenen sind spannend, weil Eastwood sie nicht auf spektakuläre Unterhaltung, sondern auf realistische Straßenkämpfe eicht. Im Hintergrund läuft ein Duell wie das der Stalingrad-Scharfschützen in „Enemy at the Gates“, nur ohne peinlichen Camp-Faktor. Das beherrscht Eastwood besser als sein Drama.

imdb ofdb

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