Hyena

Hyena Cover

Gerard Johnson, GB 2014
ohne deutschen Start

Nach dem programmatischen „Tony – London Serial Killer“ bleibt der britische Auteur Gerard Johnson in den Eingeweiden der Stadt für einen Polizei-Noir mit vielen Qualitäten, mehr Drama als Thriller, eine atmosphärisch dichte (Psycho)Studie aus der Halbwelt, unterschwellig intensiv und ungemütlich gewalttätig, aber nie exzessiv (und selten on screen). Der im Retro-Design der Londoner Neon-Nacht auftretende „Hyena“ ist bei Scorseses „Mean Streets“ und Friedkins „French Connection“ in die Lehre gegangen, würzt beides mit einer Prise von Refns „Drive“.

Heraus kommt kein Epigon, sondern eine unaufdringliche, stilistisch innovative Ausgabe des „Bad Lieutenant“, um den symbiotisch mit dem organisierten Verbrechen verbundenen Drogenbullen Michael (Peter Ferdinando, demnächst in der Ballard-Adaption „High-Rise“), mit dem man gleichwohl mitfiebert, weil er eigentlich ein „good copper“ sein möchte. Als ein Gangster, mit dem der Kokainsüchtige kollaboriert, vor seinen Augen niedergemetzelt wird, versucht er seinen Job zu tun und den Mord aufzuklären. Er schnüffelt bei den Kabashis herum, zwei albanischen Zuhälter-Brüdern, die Mädchenhandel betreiben und ihre Gefangene Ariana brutal misshandeln. Sie zu retten und ohne Hilfe seiner Hooligan-Kollegen sich den Intrigen noch verbrecherischer Vorgesetzter (ebenso großartig: Richard Dormer, „’71“) zu erwehren, wird zur Herkulesaufgabe.

Grimmiger kleiner Tritt in den Magen

Der ist der abgehärtete wie abgehalfterte Protagonist trotz aller Vorsicht und Fachkenntnis nicht gewachsen. Es folgt eine (Tal)Fahrt bis zum bitteren Ende, in Naturlicht mit Steadycam, Handkamera und famosem Spannungs-Score. Der Straßenrealismus des Milieus ist um so viel glaubwürdiger als das, was Genregarne und Hollywood so spinnen, die Unterwelt ein lebensgefährliches Biotop, wo die Androhung von Gewalt eine permanente Angstsituation hervorbringt.

In bedrückender Hinterzimmer-Ästhetik vermeidet „Hyena“ eine gallige Groteske wie den koreanischen „A Hard Day“ oder die bitterböse Satire-Farce „Filth“ (dt: „Drecksau“). In Umkehrung eines Reißers wie „Taken“ entwickelt Johnson bisweilen den Drive eines Michael Mann („Thief“), stilisiert aber keineswegs kühl, sondern bleibt unmittelbarer, partizipativer, für einen grimmigen kleinen Tritt in den Magen mit cineastischem Anspruch.

Thorsten Krüger

imdb ofdb

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