Ich seh, Ich seh

Ich seh, Ich seh Cover

aka Goodnight Mommy, Severin Fiala, Veronika Franz, A 2014
Kinostart: 02.07.2015, DVD/BD-Start: 22.10.2015

Das österreichische Autorenhorrorpsychodrama „Ich seh, ich seh“ von Severin Fiala und Veronika Franz (die für den hier als Produzenten fungierenden Ulrich Seidl Drehbücher wie „Hundstage“ schrieb) trägt die Handschrift von Seidl und dessen Hang, das menschlich Monströse auf hautnah unangenehme Art zu sezieren. Das kleine, böse Märchen um katastrophal eskalierende Machtspiele zwischen einer Mutter (Susanne Wuest, „Mörderschwestern“) und identischen Zwillingen (Elias und Lukas Schwarz) wird von schaurigem, harten Realismus dominiert, ist aber total unglaubwürdiger Blödsinn.

Mit einer starken Stimmung, die zwischen einem abgedunkelten Kammerspiel in einem Designer-Möbel, das nur in Filmen bewohnt wird, und einem „Stand By Me“-Sommer im abgeschiedenen Waldstück changiert, entsteht ein unbehaglich bis unheimliches Isolationsdrama. Unter Verzicht auf einen handelsüblichen Thrill-Stil, dafür mit fremdartig-surrealem Touch, entdecken Fiala/Franz in einem abgelegenen Haus am lyrischen Waldsee allenthalben dunkle Höhlen, Keller und Stollen – Abgründe der Psyche.

Ungemütliche Gewalt-Eruption

Zwei präpubertäre Jungs sind hier ihrer Mutter ausgeliefert, die sie nach einer Operation für eine Fremde halten. Diese quält beide mit einer dominanten, rüden Art, wird körperlich übergriffig und psychisch äußerst brutal, womit sie eine absehbare Tragödie provoziert. Wieso sich eine Frau mit zwei Kindern, die nach einem Unfall klar gestört sind und gefährlich halluzinieren, allein einschließt und die Traumatisierten mental misshandelt, entzieht sich jeder Logik. Dass diese unsympathische Domina bekommt, was sie verdient, ist dann aber ein Fall für Torture-Porn-Fans.

Für andere stellt sich bei „Ich seh, ich seh“ nicht nur die Frage nach einem starken Magen, sondern auch dem Sinn dieser Tale of two Brothers. Dessen einziger Twist ist früh erkennbar, dennoch halten uns Fiala/Franz damit lange hin, ohne etwas hinzuzufügen. Das wäre weniger zu beanstanden, wenn ihre Arthausmanier nicht so anstrengend und das Verhalten der Mutter so hirnlos wäre. Aber es gibt genug, die sich von der ungemütlichen Gewalt-Eruption und der Schizo-Variante von Hanekes „Funny Games“ beeindrucken ließen.

Max Renn

imdb ofdb

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