Kinostart: 01.10.2015, DVD/BD-Start: 04.02.2016
Nach der Fieberfantasie „Enemy“ kehrt der kanadische Kunstfilmer Denis Villeneuve wieder zur packenden Moralthrillerlandschaft seines Hollywood-Debüts „Prisoners“ zurück. Inhaltlich überträgt „Sicario“ einen Narco-Krimi à la Don Winslow mit dem gnadenlosen Format eines „Gomorrha“ zu dem Hochspannungsstil und der moralischen Ambivalenz von „Zero Dark Thirty“, an den nicht nur ein Nacht-Einsatz erinnert.
Erst recht Emily Blunt („Edge of Tomorrow“): Sie spielt in der Jessica-Chastain-Rolle mindestens so sensationell wie diese und erlebt eine brutal desillusionierende Tour de Force über den Krieg gegen die mexikanischen Kartelle. „Sicario“ geht ab Beginn an die Nieren, als sie in einem verstörenden Einsatz Dutzende eingemauerte Leichen findet und ihre Kollegen von einer versteckten Bombe des Druglords getötet werden.
Abgründe und pulsierende Spannung erhalten dann Gesellschaft vom nebulösen CIA-Mann Matt (in Flip-Flops: Josh Brolin, „Oldboy“) und seinem skrupellosen Henker Alejandro (endlich wieder richtig gut: Benicio del Toro, der auch im thematisch ähnlichen „Traffic“ auftrat). Die Task Force jettet zu Militärbasen und unternimmt extralegale Operationen mit Profi-Söldnern. Erklärungen liefert sie keine – Kate tappt im Dunkeln.
Die Action-Pieces in „Sicario“ (deutsch: Auftragskiller) sind gefährlich, brisant und undurchschaubar, von Villeneuve stilstark mit bedrohlicher Ruhe und Klarheit, vom Script echt und detailliert ausgetüftelt. Korruption, Folter und Gewalt auf beiden Seiten der Front rauben Emily Blunt die Luft, wenn ein US-Cop (Jon Bernthal, „The Walking Dead“) sie erwürgen will. Höllischer – und besser – kann erwachsenes Kino nicht sein.
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