ohne deutschen Start
„Dangal“ (zu Deutsch: Zirkus) ist der indische „Rocky“ mit zwei Mädchen. Die Disney-Produktion unter maßgeblicher Mitwirkung von einem der drei das Bollywood-Kino dominierenden Khans, Aamir Khan, bietet herzerwärmendes Family-Entertainment, das unter Verzicht auf die berüchtigten Untugenden Gesang, Kitsch und Tanz ein Sport-Biopic (weitgehend) nach wahren Ereignissen erzählt. Und das unbedingt mitreißend.
Im Stile junger Klassiker – dem Cricket-Epos „Lagaan“ (ebenfalls mit Aamir Khan) und dem National-Epos „Swades“ (mit Shah Rukh Khan) – lotet Nitesh Tiwari („Bhoothnath Returns“) die komischen wie die dramatischen Dimensionen einer Success Story aus, die er als melodramatische und sehr anrührende Ochsentour durch gesellschaftliche Widerstände und Vorurteile gegen Frauen erzählt, mit schmissigem Feel-Good-Score.
Trotz 161 Minuten nie zu lang, stets pointiert und mit diversen Plädoyers für Emanzipation und Frauenrechte versehen (wer indische Verhältnisse kennt, weiß, wie übel es damit aussieht), nimmt „Dangal“ für die tapferen Schwestern (Fatima Sana Shaikh, Sanya Malhotra) ein, speziell Geeta, die zum leuchtenden Vorbild reift. Auch wenn ihr Vater, den Aamir Khan charismatisch verkörpert, sie nie fragt, ob sie denn ringen will. Sie muss es.
Darin liegt das Paradox von „Dangal“: Singh führt ein unerbittliches Regime, setzt fanatisch seinen Willen durch, schickt seine Töchter (über deren Geburt er schwer enttäuscht ist, weil keine Jungen) gerupft und unglücklich durch eine Trainingshölle, wie sie die Shaolin-Schüler bei den Shaw Brothers nicht härter durchgemacht hätten. Unbewusst (?) thematisiert damit Tiwari, was Frauen in Indien frei entscheiden dürfen. Nämlich nichts.
imdb ofdb
Nur der IMDB-Trailer hat englische Untertitel