Kinostart: 25.01.2018
Wen Gott straft: In „Nur Gott kann mich richten“ kreuzt „Chiko“-Regisseur Özgür Yildirim einen stimmungsvollen, milieuechten Noir mit einem Crime-Thriller im rauen Immigranten- und Kriminellenkiez Frankfurts. Genre-Stereotypen erfahren durch Hinterhof-Straßendreckigkeit und das überragende Ensemble eine Wahrhaftigkeit, als hätte Fatih Akin („Gegen die Wand“) einen Gangsterreißer mit schlimmstmöglicher Wendung gedreht.
Angeführt wird die Darstellerriege vom ohnehin genreaffinen Moritz Bleibtreu (siehe „Stereo“), der typegecastet wie die Faust aufs Auge passt und der als einziger einen kühlen Kopf bewahrt. Denn ihm und allen anderen, echten Typen (Kida Khodr Ramadan), Vollverlierern (Edin Hasanovic) bis hin zu schwerkriminellem Asi-Abschaum, wachsen die Probleme den Regeln des Amateur-Verbrecher-Films rasant über den unvorsichtigen Kopf.
Dass etwa das unprofessionelle Verhalten der Polizistin (Birgit Minichmayr) nicht unglaubwürdig wird, liegt sowohl an der authentischen Leistung der Darsteller, als auch an der Verpackung typischer Genreinhalte, die Yildirim ohne gängige provinzteutonische Bräsigkeit oder gar papiererne TV-Krimi-Sterilität verschnürt. Er schließt den Kreis seiner Plotstränge zu einer Tragödie, einer unerbittlichen Gewaltspirale purer Verzweiflung.
In „Nur Gott kann mich richten“ will jede Figur aus verzweifelter Geldnot heraus auf illegalem Wege das Lebensglück erzwingen und Yildirim zeigt geschickt Empathie für jeden einzelnen, was auch Bleibtreu für berührende Szenen (mit Peter „Toni Erdmann“ Simonischek als dementer Vater) zu nutzen weiß. Wie die Figuren kämpfen, gegen Schicksal, Pech, die ganze Welt, hat Ausmaße eines Bloodshed-Dramas der Liga „Dog Bite Dog“.
imdb ofdb