Kinostart: 19.04.2018
In „Nightcrawler“ gab Hollywood-Drehbuchautor Dan Gilroy 2014 seinen gefeierten Regie-Einstand. Doch wer erneut auf eine brillante Irrfahrt durch die Nacht hofft, muss bilanzieren, dass „Roman J. Israel, Esq.“ so sperrig ist wie sein Titel. Mindestens. Sowohl der pulsierende Thrill des Vorgängers als auch der moralische Drahtseilakt bleiben aus, Gilroy vermag nicht einmal aus seinem verkracht-verkorksten Charakter richtig Funken schlagen.
Die Studie eines Idealisten, der stets im Schatten anderer stand und nun im schwer vermittelbaren Alter beruflich einen Neuanfang weit unter seiner Würde und Gehaltsklasse wagen muss, ist oft genug irritierend am Punkt vorbei inszeniert und lässt einige Fragezeichen im Raum stehen. Die durchaus schillernde Hauptfigur ist wieder ein komischer Kauz, ein nervöser Nerd mit autistischen Zügen und ungelenkem Sozialverhalten, von Denzel Washington uneitel und exzellent gespielt, was seine Oscarnominierung rechtfertigt. Der Rest von „Roman J. Israel, Esq.“ hinkt da gewaltig hinterher.
Carmen Ejogo („Selma“) als Love Interest ist vollkommen austauschbar und Colin Farrell („Phantastische Tierwesen…“) als Erfolgstyp und Kanzleichef kann auch nicht viel tun, um der schwachen, seltsam mäandernden Story um eine folgenreiche Fehlentscheidung, vom Pfad der Tugend abzuweichen und halblegal die Finanzen aufzubessern, einen neuen Drall, spannenden Kniff oder weitere Facetten zu verpassen. Nur Washingtons Können gelingt, als aus der Zeit gefallene Misfire-Figur, die in ihrem lausigen Leben das kleine Glück erhofft, ein gewisses Maß an Tragik (und ein wenig Komik) zu entlocken. Nicht sonderlich viel für zwei Stunden Laufzeit.
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