Jason Reitmans zeitdiagnostische Ensemble-Dramödie wird zum generationenübergreifenden Sittenbild eines Dutzends Vorstadtamerikaner.
Men, Women & Children, Jason Reitman, USA 2014
Kinostart: 11.12.2014, DVD/BD-Start: 30.04.2015
Story: Tim hat das Highschool-Football-Team quittiert, spielt Online-Games und beginnt eine Beziehung mit Mitschülerin Brandy, was deren hyper-protektive Mutter via Totalüberwachung verhindert. Andere Schüler sind ruhm- oder magersüchtig, Väter sexuell frustriert, Mütter auf der Suche nach einem Lover.
Von Caroline Lin
Sein hinreißend melodramatischer „Labor Day“ war nur ein Exkurs in klassische Fach. Der Regisseur von „Juno“ und „Up in the Air“ nimmt sich wieder kulturkritisch den Zeitgeist vor, als mehrere nahtlos miteinander verwobene Fallstudien über die Porno-Gesellschaft, über Eltern und Teeniekinder, die essgestört, pornogeschädigt, onlinespielsüchtig, sms-wütig oder sonst irgendwie pathologisch verhaltensauffällig sind.
Die spanisch-bulgarische B-Zukunftsvision mit Antonio Banderas entwirft einen interessanten, pessimistischen Future Noir.
Gabe Ibáñez, E/BG 2014
DVD/BD-Start: 17.04.2015
Story: 2044 haben Sonnenstürme die Erde verstrahlt und die Menschheit dezimiert. Während seine Frau hochschwanger daheim sitzt, untersucht Versicherungsagent Jacq einen zerschossenen Roboter und muss mit dem sich selbst reparierenden Exemplar Cleo vor Killer Wallace in die lebensfeindliche Wüste fliehen.
Von Caroline Lin
Nach seinem ausbaufähigen Debüt, dem Mysterythriller „Hierro“, findet F/X-Experte Gabe Ibáñez zu einem intellektuell reizvollen Zukunftsentwurf, der eine „Blade Runner“-Nacht in „Elysium“-Schrott-Slums ausruft, dies gleichwohl differenzierter als Konsorten anpackt. Visuell und finanziell ist das pessimistische SciFi-Drama ansehnlich, dramaturgisch aber defizitär, was sich in inadäquaten Thrillerambitionen niederschlägt.
Exzellent gespielt, tief bewegend, legendenfrei: Das Biopic über den gelähmten Wissenschaftler Stephen Hawking ist ein Oscarkandidat.
The Theory of Everything, James Marsh, GB 2014
Kinostart: 25.12.2014, DVD/BD-Start: 07.05.2015
Story: Als sich der Cambridge-Student Stephen Hawking 1963 in seine Kommilitonin Jane Wilde verliebt, erreicht den nur 21-jährigen Astrophysiker die erschütternde Diagnose, binnen zwei Jahren an einer Nervenlähmung zu sterben. Beide heiraten und Hawking arbeitet an seiner Theorie über die Geburt des Universums.
Von Caroline Lin
Dem Briten James Marsh („Man on Wire“) gelingt ein veritabler Drahtseilakt bei der Adaption von Jane Hawkings Memoiren, die eine herzzerreißende Lovestory, aber auch das schwierige Scheitern ihrer Ehe mit dem bedeutendsten (und bekanntesten) lebenden Astrophysiker unserer Zeit darlegt. Die maßvoll-bescheidene Regie lässt die beiden fantastischen Darsteller aufblühen und die Biografie wahrhaft leuchten.
Berührend humanistisch-historische (Geister)Reise, die dem Western eine erschütternde, weibliche Perspektive verleiht.
Tommy Lee Jones, F/USA 2014
Kinostart: 18.12.2014, DVD/BD-Start: 15.04.2015
Story: Ein kleiner Siedleraußenposten in Nebraska 1853. Die alleinstehende Farmerin Mary er klärt sich als einzige bereit, drei durch Entbehrungen, hartes Klima, Krankheit und Gewalterfahrungen verrückt gewordene Frauen zurück in die Zivilisation nach Iowa zu karren. Nur der alte Outlaw George steht ihr bei.
Von Caroline Lin
Trug die erste Kinoregie von Darsteller Tommy Lee Jones („No Country for Old Men“), die sozialkritische Grenzgeschichte „Three Burials“, noch Züge eines Neo-Westerns, wählt sein zweites Werk den Stil des neoklassischen Westerns, nur fernab von Männer-Dominanz, Revolverhelden und Konventionen. Viel erinnert an „True Grit“ (auch Hailee Steinfeld in einer Kleinrolle), nur ist Jones humanistischer und weniger stilverliebt.
Erst originell, dann hanebüchen: Science Fantasy um erinnerungslose Teenager, die in einem Irrgarten ums Überleben kämpfen.
The Maze Runner, aka Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth, Wes Ball, USA 2014
Kinostart: 16.10.2014, DVD/BD-Start: 26.02.2015
Story: Ein Aufzug bringt Thomas, der sich nur noch an seinen Namen erinnert, auf eine große Waldlichtung, wo sich Dutzende anderer Jugendlicher bereits seit zwei Jahren selbst versorgen. Sie sind von den hohen Mauern eines Labyrinths eingeschlossen, dessen Monster schon einige Opfer gefordert haben.
Von Caroline Lin
Ein weitere annehmbare Teenie-Dystopie: Effektspezialist Wes Balls erster Regiejob setzt James Dashners YA-Fantasy von 2009 als High-Concept-Thriller um, breitet als visionäres Abenteuer (mal wieder) mit strukturellen Einflüssen von „Die Tribute von Panem“ (bzw. „Battle Royale“) ein großes Experiment mit Anleihen beim Minotaurus- und Orpheus-Mythos aus. Nur: Je mehr er enträtselt und erklärt, desto schlechter wird’s.
Flucht ins 23. Jahrhundert: Das SciFi-Jugenddrama um den Ausbruch aus dem Konformitäts-Paradies schwärmt von menschlichen Emotionen.
The Giver, Phillip Noyce, USA 2014
Kinostart: 02.10.2014, DVD/BD-Start: 05.02.2015
Story: Der 16-jährige Jonas lebt in einem properen Stadtplateau über den Wolken, wo Krieg und Leiden, aber auch Emotionen und Spaß eliminiert sind, damit sich Katastrophen nicht wiederholen. Dann wird er in einer Zeremonie auserwählt, vom alten „Giver“ die geheime, schmerzvolle Geschichte der Welt zu lernen.
Von Caroline Lin
In der von „Die Tribute von Panem“ ausgelösten Flut aktueller YA-Teenzielgruppen-Dystopien unterscheidet sich die Adaption von Lois Lowrys bereits 1993 erschienenem Kinderbuch (!) „Hüter der Erinnerung“ nur marginal von Werken wie „Divergent“ und „The Maze Runner“. Außer im emotionalen Gehalt: Auch wenn der Plot sehr mechanisch abläuft, ist die Hymne an die Freiheit des menschlichen Gefühlserlebens berauschend.
Die Brücke am Kwai: Colin Firth und Nicole Kidman in einem aufwühlenden Katharsis-Drama um Folter und Vergebung.
The Railway Man, Jonathan Teplitzky, AUS/GB/CH 2013
Kinostart: 25.06.2015, DVD/BD-Start: 26.11.2015
Story: England 1980. Der britische Weltkriegsveteran Eric verliebt sich Hals über Kopf in die Ex-Krankenschwester Patti und heiratet sie. Aber der Zug-Enthusiast wird von schweren Kriegstraumata geplagt. Als sich herausstellt, dass sein japanischer Folterer noch lebt, reist er nach Fernost, um Rache zu nehmen.
Von Caroline Lin
Nach der im Erscheinungsjahr des autobiografischen Bestsellers von Eric Lomax 1995 erfolgten TV-Adaption „Prisoners in Time“ mit John Hurt folgt vom Australier Jonathan Teplitzky („Burning Man“) eine späte, aber bewegende Kinoversion, deren Premiere der Veteran leider nicht mehr erlebte. Bei den in Rückblenden aufgeblätterten Kriegsgräuel-Memoiren stellt die Leistung von Jeremy Irvine („Gefährten“) die Stars in den Schatten.
Angelina Jolie rührt als tragische Zauberfee, die in dem unorthodox-progressiven Fantasy-Märchen Liebe und Hass (er)lebt.
Maleficent, Robert Stromberg, USA/GB 2014
Kinostart: 29.05.2014, DVD/BD-Start: 02.10.2014
Story: Die gute Fee Maleficent aus dem Moorreich ist mit dem armen Jungen Stefan verbandelt, der sie jedoch verrät und verstümmelt, um König des Menschenreichs zu werden. Deshalb verflucht die verbitterte Maleficent seine Neugeborene, wacht heimlich über ihr Heranwachsen im Exil, bis ihr Schicksalstag naht.
Von Caroline Lin
Sympathy For the Devil: Im Zuge der Neuverföhnung beliebter Märchenklassiker, seit „Shrek“ eine populäre Disziplin, revidiert auch diese verblüffend progressive, mindestens so unterhaltsame wie nahegehende Neujustierung das Bild der bösen Fee Maleficent, seit 1959 schillernder Kinderzimmerschreck, als Mitgefühl erweckende (Schwarz)Magierin. Mithin zeigt sich, wie konservativ-verstaubt „Dornröschen“ eigentlich war.
Unheilvoller Indie-Schocker, der dämonische Besitzergreifungen von „Entity“ und „Das Omen“ zu nachhaltigem Schaudern vereint.
aka Home, Nicholas McCarthy, USA 2014
DVD/BD-Start: 28.01.2015
Story: Die junge Immobilienmaklerin Leigh soll für ein Ehepaar ein Anwesen mit dunkler Geschichte in Greenville verkaufen. Dort begegnet ihr eine verstörte Teenangerin, die ausgerissene Tochter der Besitzer, die von etwas Übernatürlichem besessen ist, das für Leigh und ihre Künstlerschwester Vera sinistre Pläne hegt.
Von Caroline Lin
Nicholas McCarthy, der sich mit dem bewährten, aber sachkundigen Haunted-House-Horror „The Pact“ vorstellte, baut sein dort angedeutetes Talent zu einer ungewöhnlich aufgezäumten Schreckensgeschichte aus. Wieder kaschiert er sein geringes Budget mit handwerklicher Souveränität und guten Darstellern (Catalina Moreno, „Maria voll der Gnade“), nutzt wenige, aber wirkungsvolle Effekte, um hintergründigen Schrecken zu erzeugen.
The Salt of the Earth, Juliano Ribeiro Salgado, Wim Wenders, BR/IT/FR 2014
Kinostart: 30.10.2014, DVD/BD-Start: 09.04.2015
Leben und Werk des seit 40 Jahren mit seinen Konzeptbildbändern für sich Weltruhm verbuchen könnenden brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado bringen dessen ältester Sohn Juliano (Farbaufnahmen) im Schulterschluss mit dem seit „Buena Vista Social Club“ und „Pina“ auch im Dokufach hochgeschätzten Wim Wenders (Schwarzweiß) an. Sie begleiten den rastlos Reisenden bei seinem „Genesis“-Projekt und lassen aus drei Perspektiven chronologisch und sehr persönlich seine Biografie Revue passieren, während der inzwischen 70-Jährige in Doppelbelichtungen seine Erinnerungen zu den verschiedenen Fotoserien schildert.
Mr. Turner, Mike Leigh, GB 2014
Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 28.04.2015
Mit landläufigen Stationen-Biopics und Genie-und-Wahnsinn-Dramen hat die Betrachtung der letzten 20 Jahre des britischen Malers William Turner (1775-1851) von Sozialfilmveteran Mike Leigh („Lügen und Geheimnisse“, „Happy-Go-Lucky“) wenig gemein. Sein Lieblingsakteur Timothy Spall, der Wurmschwanz aus „Harry Potter“, darf den zu Lebzeiten verfemten und schließlich verspotteten, heute eminent wichtigen Landschaftsmaler der Romantik und Vorläufer des Impressionismus hingebungsvoll als grunzenden Sonderling ausfüllen. Eine fabelhafte Schauspielleistung, deren tierische Laute mit Sicherheit noch für die eine oder andere Parodie sorgen werden.
Die erschütternden Enthüllungen um unheimliche Doppelgänger sind weniger klassischer J-Horror denn cleveres Identitäts-Drama.
Bairokêshon, Mari Asato, J 2013
ohne deutschen Start
Story: Malerin Shinobu verzweifelt an der Fertigstellung einer Kohlezeichnung für einen Kunstwettbewerb. Da klingelt ihr neuer, blinder Nachbar Masaru und wenige Monate später sind beide verheiratet. Bis eine Doppelgängerin auftaucht und Shinobu von einer Gruppe verschleppt wird, die das gleiche Problem hat.
Von Caroline Lin
Statt der ewigen Geisterschrecken, seit „Ringu“ übliche Standards des japanischen Horrormetiers, nutzt diese schlaue Adaption eines Buchs von Haruka Hôjô den creepy style der Kiyoshi-Kurosawa-Schule („Cure“, „Doppelganger“). Mari Asato, Veteranin vieler Low-Budget-Schocker („Ju-On: Black Ghost“, „Ring of Curse“, die „The Chasing World“-Reihe) gelingt eine Weird Fiction um Existenzrästel tragischer Dimensionen.
Halbgar-sarkastische Abrechnung mit Glaube und Sünde: ein guter Landpfarrer ist dem Zorn einer teuflischen Gemeinde ausgesetzt.
Calvary, John Michael McDonagh, IR/GB 2014
Kinostart: 23.10.2014, DVD/BD-Start: 27.02.2015
Story: Ein jahrelang von einem inzwischen verstorbenen Priester missbrauchtes Mitglied seiner irischen Gemeinde verkündet dem gutherzigen Landpfarrer Lavelle, ihn binnen Wochenfrist zu töten. Bis dahin hat Lavelle Zeit, alle Angelegenheiten zu regeln und erhält Besuch von seiner selbstmordgefährdeten Tochter.
Von Caroline Lin
Killing a Priest on Sunday: John Michael McDonaghs zweite Arbeit nach der Thrillercomedy „The Guard“ kann sich wieder auf den irischen Charakterkopf Brendan Gleeson („Edge of Tomorrow“) verlassen und fällt so sarkastisch und zynisch aus, dass der schwarze Humor nichts Befreiendes, sondern Belastendes hat – in einem provokanten Kreuzweg um Schuld und Sühne, gemäß dem Originaltitel: Calvary heißt Golgatha.
Mong-ta-joo, aka Montage, Jeong Geun-Seop, ROK 2013
DVD/BD-Start: 02.05.2015
Mordmysterien haben in Südkorea Konjunktur („Memories of Murder“, „Mother“) – dennoch kann Jeong Geun-Seops Debüt als spannungsvolles Thrillerdrama packen, das wie so oft und fast so stark wie „Helpless“von verschwundenen Menschen und entführten Kindern erzählt. Eines davon ist ein kleines Mädchen, dessen Mörder auch nach 15 Jahren nicht gefunden ist. Als aufgrund der Verjährungsfrist die Ermittlungen eingestellt werden, bleiben eine aufgewühlt-verzweifelte Mutter (Eom Jeong-hwa, „Bestseller“) und der zerknirschte Detective Cheong-ho (Kim Sang-kyung, „Eine Kinogeschichte“) zurück. Dann wird erneut ein Kind entführt, es beginnt ein Nervenkrieg um das Lösegeld und die Polizei verfolgt jede Spur.
Trauerfeiern mit nur einem Gast: Melancholisches Filmjuwel, das zu Lebzeiten Vergessenen postum ihre Würde zurückgibt.
Still Life, Uberto Pasolini, GB/I 2013
Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 13.02.2015
Story: John May ist penibler „Funeral Officer“, der im Auftrag der Londoner Stadtverwaltung mit großer Hingabe würdevolle Beerdigungen für einsam Verstorbene organisiert. Als seine Stelle nach 22 Jahren wegrationalisiert wird, erledigt er akribisch seinen letzten Auftrag und macht eine Angehörige ausfindig.
Von Caroline Lin
Der Originaltitel des Venedig-Gewinners (Beste Regie für Uberto Pasolini, Luchino Viscontis Neffe und Prdouzent von „Ganz oder gar nicht“) gibt Form und Inhalt viel eleganter wieder. Der britische Nebendarsteller Eddia Marsan („Sherlock Holmes“) berührt in seiner ersten Hauptrolle so wie diese Ode an den Wert der Menschlichkeit, die so leise tragikomisch ausfällt, dass sie fast ein Drama ist. Eines, bei dem die Tränen kullern.
John Maloof, Charlie Siskel, USA 2013
Kinostart: 26.06.2014
Wie der Zufallskauf bei einer Nachbarschaftsauktion einen jungen Sammler auf die Spur einer unerkannten, dennoch zu den Größten zählenden Künstlerinnen der Straßenfotografie des 20. Jahrhunderts bringt, schildert die vollendete Doku von „Bowling For Columbine“-Produzent Charlie Siskel und dem patenten, jungen John Maloof, der in detektivischer Recherche postum eine wahrhaftige Meisterin der Obskurität entreißt. Und das mit so viel Empathie für ein beklemmend trauriges Schicksal und ein beflügelndes Vermächtnis, dass er mit den Qualitäten des oscargekrönten „Searching For Sugar Man“ gleichzieht.
Firefighter-Actiondrama, das mit sehenswertem Aufwand große Feuer legt und mit einem mickrigen Plot wieder löscht.
Jiu huo ying xiong, Kwok Chi-kin, HK 2014
ohne deutschen Start
Story: Weihnachten 2013. Hongkong erlebt den heißesten Winter seiner Wetterhistorie, auf dem Meer braut sich ein Taifun zusammen und eine geborstene Gaspipeline löst einen Großbrand aus, der ganz Kowloon den Strom kappt. Drei privat über kreuz liegende Feuerwehrmänner eilen zu den Löscharbeiten.
Von Caroline Lin
In der einstigen Kronkolonie scheinen diese Saison die Brände nur so zu wüten: Gerade stellten die Pang-Brüder mit „Out of Inferno“ den Klassiker „Flammendes Inferno“ nach. Kwok Chi-kin, auf dessen Konto Durchschnittsware wie „Hong Kong Dangerous“ geht, orientiert sich an „Backdraft“. Mit einem Hauch Katastrophenfilm, wenn der Brand in einem neuartigen Kraftwerk der City das Licht ausknipst – daher der Titel.
Fotomodels in Love: Schablonenhaftes Romantic-Musical mit nachgesungenen 80er-Jahre-Hits. Nette Massage vor Traumkulisse.
Max Giwa, Dania Pasquini, GB 2014
Kinostart: 25.09.2014, DVD/BD-Start: 28.01.2015
Story: Die leichtlebige Britin Maddie hat sich im Apulien-Urlaub in den Italo-Beau Raf verknallt und will ihn Hals über Kopf heiraten. Zur Überraschungsfeier kommt auch ihre Schwester Taylor, die ohne Maddies Wissen vor drei Jahren ihr Herz an den Urlaubsflirt verlor. Beide hegen noch Gefühle füreinander.
Von Caroline Lin
Es sollte zu denken geben, wenn die Schmuse-/Pop-/Disco-Songs allein mehr Spaß machen als mit dem Film, der ein reines Abziehbild des Abba-Musicals „Mamma Mia!“ ist – aber im Gegensatz dazu keine unsägliche Kitschkanone, sondern eine bekömmliche Massage. Das Regie/Produktionsteam der „StreetDance“-Reihe spult professionell eine Revue im Premium-Design ab, der aber Seele und Schmelz abgehen.
Überwältigendes Historienmelodram um eine Mulattin, die Menschenrechte in einer rassistischen Gesellschaft einfordert.
Amma Asante, GB 2013
Kinostart: 14.08.2014, DVD/BD-Start: 15.01.2015
Story: Als illegitime Tochter eines Admirals und einer afrikanischen Sklavin wächst die farbige Dido ab 1769 zusammen mit ihrer Halbcousine beim aristokratischen Onkel, dem Earl von Mansfield, nahe London in einem goldenen Käfig auf. Bis sie den Rassismus im britischen Sklavenreich nicht mehr hinnehmen will.
Von Caroline Lin
Was „12 Years a Slave“ als naturalistisch-direkte, kaum erträgliche Brutalitätserfahrung abhandelte, dem widmet sich der zweite Film der britisch-ghanaischen Regisseurin Amma Asante („A Way of Life“) als scharfsichtiges Gesellschaftsdrama, das die Formeln des Jane-Austen-Kostümdramas schlau nutzt, um daraus ein unbedingt bewegendes Erlebnis zu Frauen- und Menschenrechten, Rassismus, Kolonialismus und Sklaverei zu gestalten.
Ein kleiner Marienkäfer im Ameisenkrieg: pfiffig-innovatives 3D-Tierabenteuer, eine Entdeckung und pures Familien-Vergnügen.
Minuscule – La vallée des fourmis perdues, aka Minuscule: Valley of the Lost Ants, Hélène Giraud, Thomas Szabo, FR/BE 2013, Kinostart: 14.01.2016, DVD/BD-Start: 14.05.2016
Story: Als ein Pärchen eilig vom Picknick aufbrechen muss, macht sich ein Trupp Ameisen über die Dose mit Zuckerwürfeln her, um sie zu ihrem Hügel zu schleppen. Blinder Passagier ist ein ängstliches Marienkäfer-Junges, das die Emsen geschickt vor Fressfeinden und aggressiven roten Artgenossen bewahrt.
Von Caroline Lin
Gute Filme brauchen keine Dialoge – aber Trompete! Und was für eine. Mit dem, wie alle Insekten, drollig animierten Maikäferküken vor realem Hintergrund stellt sich ein unwahrscheinlicher Mini-Held („minuscule“ heißt winzig) vor, ein pfiffiges Kerlchen, das man sofort ins Herz schließt. Das kurz nach seinem Ausschlüpfen verlorene Junges trägt mühelos den Kinofilm nach der in Frankreich beliebten TV-Animations-Serie.
Taschentuchpflicht: Die hinreißende Romanze zweier todkranker Teenager hat Stil, Charme und einsame Klasse.
The Fault in Our Stars, Josh Boone, USA 2014
Kinostart: 12.06.2014, DVD/BD-Start: 17.10.2014 (digital: 10.10.2014)
Story: Die krebskranken Teenies Hazel und Gus lernen sich in einer Selbsthilfegruppe kennen und lieben. Gemeinsam stemmen sie sich gegen ihr Schicksal und holen ein wenig ihre Jugend nach. Beim Besuch bei Hazels Lieblingsautor in Amsterdam platzt ein Traum, aber die Reise verändert beide tiefgreifend.
Von Caroline Lin
Es ist wirklich traumhaft, wie Josh Boone („Love Stories“) die Einzigartigkeit der gleichnamigen Romansensation von John Green phänomenal auf die Leinwand bringt. Eine entwaffnend ehrliche Teenie-Liebes-und-Krebs-Dramödie, die so sensationell authentisch mit ihren Gefühlen umgeht, dass ihre witzige, schmerzende und ungewöhnlich reife Boy-Meets-Girl-Geschichte unwiderstehlich zu Herzen rührt. Mitheulen unvermeidlich!
Die tragikomische Weltreise eines Psychiaters auf der Suche nach dem Glück ist ein besinnlich-herzerwärmendes Märchen.
Hector and the Search for Happiness, Peter Chelsom, D/CA 2014
Kinostart: 14.08.2014, DVD/BD-Start: 15.01.2015
Story: Psychiater Hectors Patienten sind unglücklich, sein Leben überstrukturiert. Kurzentschlossen lässt er seine entgeisterte Freundin in London zurück und bricht zu einer Reise um den Globus auf, um herauszufinden, was Menschen glücklich macht. In China, Afrika und Amerika erlebt er die irrsten Abenteuer.
Von Caroline Lin
Nach Banalitäten wie „Hannah Montana“ erinnert sich der Brite Peter Chelsom seiner Stärken und Zeiten, da er für „Funny Bones“ gefeiert wurde. Mit einer Charakterstarbesetzung adaptiert er den 2002 veröffentlichten internationalen Bestseller „Le voyage d’Hector ou la recherche du bonheur“ von François Lelord (erschienen 2004 auf deutsch) zu einem umwerfenden Feel-Good-Abenteuer mit bewegenden Erkenntnissen.
Nahegehendes Drama um die ethische und emotionale Zerrissenheit einer Fotografin zwischen Kriegsgebiet und eigener Familie.
Tusen ganger god natt, aka A Thousand Times Good Night, Erik Poppe, N/IRL/S 2013
ohne deutschen Start
Story: Kriegsfotografin Rebecca folgt in Kabul einer Selbstmordattentäterin von der rituellen Vorbereitung bis zum Anschlag auf einem belebten Marktplatz. Rebecca überlebt knapp und kehrt schwer verletzt zu ihrer Familie nach Irland zurück. Den beiden Töchtern und ihrem Mann Marcus wird das zu viel.
Von Caroline Lin
War Photographer: Nach seinem aufwühlenden Schulddrama „Troubled Water“ kehrt der Norweger Erik Poppe mit einem internationalen, englischsprachigen Charakterporträt an die Emotions-Front zurück. So konventionell das Familiendrama ikonografisch ausfällt, so sehr gewinnen die diskrete Ästhetik und das berührende Spiel von Juliette Binoche an Wucht. Der Spezialpreis der Jury in Montréal 2013 ist mehr als verdient.
Der Suspense-Thriller um einen Mann auf der Suche nach seiner verschwundenen Verlobten berührt und verstört.
Hoa-cha, Byun Young-Joo, ROK 2012
ohne deutschen Start
Story: Kurz vor ihrer geplanten Hochzeit verschwindet Sun-young, die Verlobte von Moon-ho, auf einer Autobahnraststätte spurlos. Verzweifelt forscht der Veterinär mit Hilfe seine suspendierten Polizisten-Cousins nach ihr. Und entdeckt hohe Schulden, falsche Identitäten und eine Reihe ungeklärter Frauenmorde.
Von Caroline Lin
Byun Young-Joo („Ardor“) gelingt weit mehr als die südkoreanische Version von George Sluizers „Spurlos“. Ihre Adaption des Bestsellers „Kasha“ (1992, auf deutsch 2011 erschienen als „Feuerwagen“) der Japanerin Miyabe Miyuki ist einerseits handwerklich reif und ballastfrei, so spannend wie verstörend, zugleich aber auch ein zart-feinfühliges (Liebes)Drama um einen verlassenen Mann und die verborgene Tragödie einer Frau.
Story: Dr. Will Caster hat gerade den selbständig denkenden und fühlenden Quantencomputer PINN erfunden, da wird er von technologiefeindlichen Terroristen mit Polonium vergiftet und stirbt binnen weniger Wochen. Derweil läd seine Frau Evelyn seinen Geist in die Maschine. Will geht als Superintelligenz online.
Von Caroline Lin
Alles, was Spike Jonze kürzlich mit „Her“ so elegant gelang, misslingt diesem „Him“ zu massivem Murks: Die Maschine mit Empfindungen, die Technologische Singularität also, heißt hier, religiös konnotiert, „Transzendenz“. Christopher Nolans Stammkameramann Wally Pfister („Inception“) begegnet mit zu viel Plot und zu wenig Drama seinem Rasenmähermann 3.0 – arg simpel und unentschlossen, was er sein und aussagen will.