In der magisch-realistischen und liebenswert nostalgischen Fantasykomödie wird Adam Sandler rührend zum Pate einfacher Leute
aka Cobbler – Der Schuhmagier, Thomas McCarthy, USA 2914
DVD/BD-Start: 04.05.2015
Story: Der abgehängte Trott des jüdischen Schusters Max in seiner Klitsche der Lower East Side erhält schlagartig Schwung, als er im Keller eine wundersame Nähmaschine entdeckt, mit der er die Gestalt seiner Kunden annimmt, solange er deren Schuhe anzieht. Damit kommt er lokalen Kriminellen in die Quere.
Von David McAllan
So einfühlsam wie sein Indie-Debüt, die New-Jersey-Tragikomödie „Station Agent“, ist Thomas McCarthys vierter Regie-Job „The Cobbler“ zwar nicht. Seine Vorliebe für Sozialdramen mit Herz für den kleinen Mann äußern sich in einer Fantasykomödie zum Schmunzeln und Liebhaben, an der die US-Kritik kaum ein gutes Haar ließ, damit dem rührenden, topbesetzten Wunderspaß des magischen Realismus aber nicht gerecht wird.
Die Brit-Goth-Welle rollt weiter (siehe „The Quiet Ones“ und „The Borderlands“) und auch der Londoner TV-Serien-Regisseur Adam Wimpenny nutzt das vertraute rurale Haunted-House-Terrain, spielt aber nur mit dessen Instrumentarium – überaus effektiv -, um den Fortgang einer dramatischen Psychose nachzuzeichnen. Nicht ganz so klassisch wie „Die Frau in Schwarz 2“ oder „The Awakening“ geht „Blackwood“ den Neueinzug ins große Spukhaus auf dem Land an, wo sich Hochschuldozent Ben (Ed Stoppard) von seinem Nervenzusammenbruch erholen will, aber auf ein Geheimnis stößt, das schon andere vor ihm in den Wahnsinn getrieben hat.
Cui mian da shi, Leste Chen, CHN 2014
ohne deutschen Start
„I see dead people“ – ein Satz, den man ja noch nie in einer psychologisch-übernatürlichen Mystery gehört hat. Der Taiwanese Leste Chen, der 2005 den passablen Fluchhaushorror „The Heirloom“ entwarf und seit längerem in China dreht, wo auch „The Great Hypnotist“ entstand, vermengt „The Sixth Sense“ mit „Spellbound“ (dt: „Ich kämpfe um dich“) und „Inception“ zu einem grundsoliden, nicht immer überzeugenden Therapiesitzungs-Duell um Schuld, Verdrängung und Vergebung, bei dem die „Shutter Island“-Frage auftaucht, wer Arzt und wer Patient ist.
Das Parfum: verwunschene Liebesgeschichte um das traurig-magische Schicksal einer Frau, deren Duft Männern den Verstand raubt
Jesse Peyronel, USA 2013
ohne deutschen Start
Story: Auf einem verwilderten Grundstück am Rande einer Kleinstadt lebt die zurückgezogene Leigh, die seit ihrer Jugend Pheromone verströmt, die Männer gewalttätig verrückt nach ihr machen. Als der geruchsblinde Handwerker Guy aufkreuzt, verlieben sich beide, aber das US-Militär will ihr Elixier als Biowaffe.
Von David McAllan
Grenouille wäre begeistert gewesen: „Das Parfum“ dieser Frau bringt alle Menschen um den Verstand. Wie eine Sirene der griechischen Mythologie verführt sie jeden, nur nicht mit Gesang, sondern ihrem Geruch. Jesse Peyronels selbst verfasstes Indie-Debüt „Siren“ schenkt ihr die mysteriös-magische Aura einer Märchenfigur, die in einer mörderischen Tragödie um Vertrauen und Verrat ihrem bizarren Gendefekt ausgeliefert ist.
Musikalisch hypnotisches Indie-Nocturno, das in kraftvollem Schwarzweiß eine poetische Romanze zum Tschador-Vampir entfaltet
Ana Lily Amirpour, USA 2014
Kinostart: 23.04.2015, DVD/BD-Start: 27.08.2015
Story: Bad City, eine Stadt im Iran. Arash hat wegen seines heroinsüchtigen Vaters Geld und Auto an den Drogendealer und Zuhälter Saeed verloren. Als eine Vampirin Saeed tötet, holt sich Arash alles zurück, vertickt die Drogen selbst und verliebt sich in das schöne Mädchen, ohne zu ahnen, was sie ist.
Von David McAllan
Der auf Persisch entstandene Spielfilm-Erstling der iranischstämmigen, in London geborenen Amerikanerin Ana Lily Amirpour erweitert ihren gleichnamigen Kurzfilm von 2011 zur irreführenden Selbstbeschreibung „Iranian Vampire Spaghetti Western“. Vielmehr ist „A Girl Walks Home Alone at Night“ eine Version von „Only Lovers Left Alive“ nur im viel raueren Schwarzweiß-Stil von Jarmuschs Frühwerk („Down By Law“).
Yume to kyôki no ôkoku, Mami Sunada, J 2013
ohne deutschen Start
Da sitzt er und skizziert rasant, Japans legendärer Zeichentrick-Tenno Hayao Miyazaki („Prinzessin Mononoke“, „Nausicaä“) im Dokumentarfilm „The Kingdom of Dreams and Madness“. Mit weißem Haar, ebensolchem gestutztem Vollbart und Grafikerschürze scherzt er mit seiner Assistentin, der beredte, umgängliche Kreativkönig und Mitbesitzer des berühmten Studio Ghibli, bei der Arbeit zu seinem wehmütigen Abschiedsfilm„Wie der Wind sich hebt“. Parallel dazu produziert Mitbegründer Isao Takahata, ohne den es die Firma nicht gäbe, sein letztes Werk, „Die Legende der Prinzessin Kaguya“, obwohl ihm selbst Miyazaki nachsagt, er könne keinen Film vollenden.
aka The Pyramid – Grab des Grauens, Grégory Levasseur, USA 2014
Kinostart: 16.04.2015
Der Franzose Grégory Levasseur, für Horror-Impresario Alexandre Aja (hiervon Produzent) als Stammdrehbuchautor von „High Tension“ bis „Maniac“ tätig, wählt für seine Regie-Geburt „The Pyramid“ ein fremdes Script und ist damit denkbar schlecht versorgt. Eine viertel Stunde lang besteht die Hoffnung, dass aus dem archäologischen Sensationsfunde 250 Meilen südlich von Kairo etwas Interessantes werden könnte. Eine uralte Pyramide von 180 Meter Kantenlänge und aus nur drei Seiten bestehend steckt im Sand vergraben wie die umgedrehte Kirche in „Exorzist: Der Anfang“ und erweckt die Unheilatmosphäre des Pazuzu-Vorspanns vom ersten „Exorzisten“.
Der sadomasochistische Psychokrieg zwischen Jazzdiktator und Talentschüler ist ein intensives Schauspielduell
Damien Chazelle, USA 2014
Kinostart: 19.02.2015, DVD/BD-Start: 19.06.2015
Story: Der 19-jährige Andrew ordnet seinem Ziel, der beste Jazzdrummer zu werden, alles unter. Als der Einzelgänger an einem New Yorker Konservatorium in die Elite-Big-Band des berüchtigten Fletcher aufgenommen wird, beginnt ein Kräftemessen, das Andrews Privatleben und Gesundheit ruiniert.
Von David McAllan
Qualen für die Kunst: Nachwuchskraft Miles Teller, auf der Watchlist seit „The Spectacular Now“, liefert sich als besessener Musikschüler ein Psychokrieg, bis mehr als nur die Hände bluten mit seinem Musiklehrer J.K. Simmons, der sonst nur in Nebenrollen wie „Labor Day“ Akzente setzen darf. Als gnadenloser Diktator bietet er eine Show, die R. Lee Ermeys Menschenschindertyp in Kubricks „Full Metal Jacket“ entspricht.
„Akte X“ respektive „Xtro“ als Low-Budget-Psychohorrordrama um das Grauen einer unheimlichen Begegnung der dritten Art
Jeremy Berg, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: 12 Jahre lang hat Abby mit ihrer Schwester Rebecca nicht gesprochen, die einst entführt und vergewaltigt wurde. Als sie die Asche ihrer Mutter in dem Waldhaus verstreuen, finden sie eine schwarze Kugel, die rasch einen ungesunden Einfluss auf Abbys Verlobten Calvin ausübt und Rebeccas Trauma aufreißt.
Von David McAllan
Wer etwas Originelles möchte, wagt sich an den experimentellen „Under the Skin“ – für den Hausgebrauch geeignet, aber doch in erheblichem Maße ungemütlich und unheimlich hingegen betritt Indie-Filmer Jeremy Berg nach seinem Goth-Horror-Einstand „The Invoking“ erforschtes „Akte X“-Terrain, um dort mit „The Device“ sukzessive die Inklusion von Familiendrama, SciFi und psychologischem Schrecken vorzunehmen.
Story: 1996 in einem äthiopischen Dorf: Eine Reiter-Bande entführt die erst 14-jährige Hirut, sperrt sie ein, schlägt und vergewaltigt sie. Als sie mit einem Täter zwangsverheiratet werden soll, kann sie fliehen und erschießt ihn in Notwehr. Dafür will das Dorf sie zum Tode verurteilen. Frauenrechtsanwältin Meaza verteidigt sie.
Von David McAllan
Die schlicht gebaute Abarbeitung des Präzedenzfalls von Hirut Assefa emotionalisiert allein wegen des Inhalts (was die Publikumspreise erklärt); denn das Drama von Zeresenay Mehari ist eine gut gemeinte, aber schlecht gemachte Trockenstulle über eine gewalttätige, frauenverachtende Tradition. In der Postproduktion stieg UN-Botschafterin Angelina Jolie als Finanzier ein, was einiges an (Festival)Aufmerksamkeit einbrachte.
Durchwachsene Zweite-Chance-Romanze, die Nicholas-Sparks-Fans mit einem konstruierten Melodram manipuliert
aka The Best of Me – Mein Weg zu dir, Michael Hoffman, USA 2014
Kinostart: 08.01.2015, DVD/BD-Start: 13.05.2015
Story: 1992 überwand das High-School-Liebespaar Dawson und Amanda alle Klassenschranken, bis eine tödliche Tragödie sie trennte. 21 Jahre später bringt sie die Beerdigung von Dawsons Ersatzvater Tuck zurück ins idyllische Louisiana. Amanda hat Dawson nie verziehen, aber beide lieben sich noch immer.
Von David McAllan
Die neunte Bestsellerverfilmung von Sparks, der amerikanischen Ausgabe von Rosamund Pilcher, realisiert durch ein eingeübtes Produzententeam, hat nicht den großen Gefühlsrausch des Vorgängers „Safe Haven“, sondern fügt die Bausteine früherer Sparks-Werke zu einem Romantik-Melo zusammen, das mal ins Herz trifft, mal auf die Füße tritt und, da fürs weibliche Publikum optimiert, einige Kitschresistenz erfordert.
Rentner vs. Werwolf – trotz wilder Kreaturen kein Schocker, sondern vorwiegend ein Ruhestands-Drama mit dem klasse Nick Damici
Adrián García Bogliano, USA 2014
DVD/BD-Start: 01.06.2015
Story: Kaum hat sein distanzierter Sohn Will den frisch verwitweten, blinden Vietnam-Veteran Ambrose in einer bewachten, properen Rentersiedlung untergebracht, greift ein Werwolf an und tötet Hund und Nachbarin. Die Polizei schenkt dieser Version keinen Glauben. So lässt sich Ambrose Silberkugeln gießen.
Von David McAllan
Der spanische Genrefilmer Adrián García Bogliano, bekannt geworden durch den bei uns kürzlich veröffentlichten „Here Comes the Devil“, trotzt wieder erprobten Versatzstücken ein Stück Individualität ab. Wofür er sich auch bei dem stets zuverlässigen Nick Damici bedanken kann, der sowohl als Schauspieler wie auch als Drehbuchautor für Jim Mickle bei „We Are What We Are“ sowie „Cold in July“ ordentliche Arbeit leistete.
Oft überhastete und oberflächliche Southern Gothic, die ihre Horrormystery aus Voodoo, Sümpfen und Rachegeistern aber originell auflöst.
aka Jessabelle – Die Vorhersehung, Kevin Greutert, USA, 2014, DVD/BD-Start: 26.11.2015
Story: Nach einem Autounfall, bei dem sie Freund und Ungeborenes verlor, kehrt die an den Rollstuhl gefesselte Jessabelle zur Genesung in das Familienanwesen ihres groben Vaters in die Bayous Louisianas zurück. Dort stellt ihr ein Geist nach und ein VHS-Band ihrer verstorbenen Mutter prophezeit ihren Tod.
Von David McAllan
Produzent Jason Blum, der von „Paranormal Activity“ über „Sinister“ und „Insidious“ bis „Oculus“ und „13 Sins“ (sowie soeben „Ouija“) an quasi jedem erfolgreichen Horrorhit der vergangenen Jahre beteiligt war, steht auch hinter dieser hübsch, aber hektisch bereiteten Southern Gothic aus den Sümpfen Südlouisianas, deren Script eine Klasse besser ausfällt als die Regie von Kevin Greutert, der Teil 6 und 7 der „Saw“-Reihe aufführte.
Kompetent-furchterregender Indie-Horrorthriller um eine Reportage, die erst Altersdemenz, dann okkultes Grauen dokumentiert.
aka The Taking of Deborah Logan, Adam Robitel, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Als bei Deborah Logan Alzheimer im Frühstadium diagnostiziert wird, zieht Tochter Sarah ein, um sie in ihrem Haus in Virginia zu pflegen. Das Geld, das ihr das Uni-Filmteam von Mia für eine Doku über die Krankheit gibt, benötigt sie dringend. Doch Deborah entwickelt eigenartige, bedrohliche Symptome.
Von David McAllan
Von Dämonen werden am liebsten junge Mädchen (wie gerade erst in „Grace“) oder jene besessen, die an ihrer Existenz ostentativ zweifeln („The Possession of Michael King“). Nicht nur darin unterscheidet sich das seinen Found-Footage-Material-Mix atmosphärisch und in ruhiger Bildqualität einsetzende Debüt von Adam Robitel (Darsteller bei „2001 Maniacs“) als ein dokumentarischer Thriller mit Okkult-Wende.
Gutmenschen-Gewissen und Ethno-Kitsch definieren ein schelmisches Jugendabenteuer, das sich mit einem brutalen Sozialthriller beißt.
Stephen Daldry, GB 2014
Kinostart: 19.02.2015, DVD/BD-Start: 29.10.2015
Story: Gardo und Rafael sind junge Müllsammler in Rios Slums, wo sie die Geldbörse des ermordeten José finden. Worauf sie von Fredericos brutaler Polizeieinheit gejagt werden, denn darin stecken Beweise für deren Verbrechen. Mit Freund Rato und der Hilfe zweier Missionare wollen sie die Wahrheit herausfinden.
Von David McAllan
Das Rio-Jugendactionabenteuer des Briten Stephen Daldry hat nichts mit dem New Yorker Camp-Hustler aus der Warhol-Factory zu tun, sondern basiert auf Andy Mulligans gleichnamigen Favela-Roman von 2010. Es ist eine Enttäuschung vom Regisseur, der vielversprechend mit „Billy Elliot“ begann, meisterhaft „The Hours“ nachlegte und bei „Der Vorleser“ und „Extrem laut und unglaublich nah“ nur Durchschnitt erreichte.
Erst Mutter-Sohn-Psychodrama, dann Bogeyman-Terror: streckenweise unheimlicher, oft aber unentschlossen-komischer Indie-Horror.
Jennifer Kent, AUS 2014
Kinostart: 07.05.2015, DVD/BD-Start: 18.09.2015
Story: Fast sieben Jahre, nachdem ihr Gatte auf dem Weg zum Kreißsaal starb, ist die gutmütige Witwe Amelia mit ihrem hyperaktiven Sohn Sam überfordert, der andere Kinder verletzt und dafür gemobbt wird. Als sie ihm eines Abends aus einem unbekannten Kinderbuch vorliest, sucht Sam ein Schreckgespenst heim.
Von David McAllan
Wäre Jennifer Kents Expansion ihres eigenen Kurzfilms „Monster“ nur ein psychologisches Mutter-Sohn-Drama, bei dem der titelgebende Buhmann als Symbol für Trauer und Wut einer dysfunktionalen Restfamilie fungiert! Kent will aber Unheimlichkeit und Heimsuchung, schafft es jedoch einfach nicht, aus einem Kinderbuch eine echte Bedrohung zu destillieren. So erhält ihr Hybride aus Spuk und Drama etwas absurd Komisches.
Humor- wie profilloser Actionthriller mit Ex-Bond Pierce Brosnan als Superagent, der Kriegsverbrechen und CIA-Konspiration rächt.
Roger Donaldson, USA 2014
DVD/BD-Start: 18.02.2015
Story: Seit sein Lehrling Mason ein Kind erschoss, hat der als „November Man“ bekannte Top-Agent Devereux der CIA den Rücken gekehrt. Seinen Schweizer Ruhestand unterbricht er, als Geheimdienste Verschwörungszeugin Alice in Belgrad eliminieren wollen. Devereux muss sie auch vor Mason schützen.
Von David McAllan
12 Jahre nach Brosnans letztem Bond-Auftritt wirkt er wie ein gealterter Wiedergänger von 007: Freche Selbstironie wie unlängst in „A Long Way Down“ ist in diesem Walking Cool abgeschafft. Erfüllungsgehilfe Roger Donaldson („Bank Job“, „Dante’s Peak“), der mit dem 61-jährigen Iren den Hang zu eindrucksloser Hollywood-Ware teilt, macht daraus immerhin durchweg Unterhaltsames, wenngleich ohne sonderliche Bedeutung.
Konfus verschachtelter französischer Kunst-Kokolores, der nach Georges Simenon unzugänglich Affäre und Whodunit ineinander verschränkt
La chambre bleue, aka The Blue Room, Mathieu Amalric, FR 2014
Kinostart: 02.04.2015
Story: Der verheiratete Kleinunternehmer Julien hat eine intensive Affäre mit seiner ebenfalls gebundenen Jugendfreundin Esther, die er zufällig wiedertraf. Als er das Verhältnis beendet, wird er ohne Angabe von Gründen verhaftet, verhört und des Mordes bezichtigt – sowohl Esthers Ehemann als auch seine Frau sind tot.
Von David McAllan
Für seine fünfte Regiearbeit wählt der französische Schauspieler Mathieu Amalric („Ein Quantum Trost“, „Grand Budapest Hotel“) den berühmten belgischen Krimimeister des Trivialen, Georges Simenon, bekannt für seine „Kommissar Maigret“-Reihe. Der Roman von 1964 dient ihm indessen nur als Anlass für einen rückwärts aufgezäumten, ausgestellt unorthodoxen Zwitter aus Gedankenstrom und Ermittlungspuzzle vor Gericht.
Gefundenes Filmmaterial: Energischer Low-Budget-Indie-Horror, der sich redlich um verstörende dämonische Besessenheit bemüht.
David Jung, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Vor sechs Monaten verlor Michael King seine lebenslustige Frau wegen des Ratschlags einer Wahrsagerin. Wutentbrannt zieht er nun mit der Kamera los, um sich selbst beim Beweis der Nicht-Existenz höherer Mächte zu dokumentieren. Bei Satanisten beschwört er einen Dämon – und gerät in Teufelsküche.
Von David McAllan
Mit dem grobkörnigen Mix aus Fake-Doku und Found Footage von fest installierten Hauskameras ähnelt David Jungs selbst finanzierter und geschriebener, teuflischer Verwandlungshorror sowohl der Hit-Reihe „Paranormal Activity“ als auch dem Eigenexperiment eines Murgan Spurlock in „Super Size Me“ – nur mit allen möglichen satanischen Ritualen, Interviews abstruser Weirdos und der Expertise von Psychologen und Technikern.
Das Spannendste an Axelle Carolyns selbst geschriebener Low-Budget-Geistergeschichte ist ein vorübergehendes BBFC-Verbot wegen des angeblich zur Nachahmung anregenden Pulsadernaufschneidens der Protagonistin im Prolog. Statt Schnittauflagen nachzugeben, entfernte Carolyn die Szene kurzerhand. Hätte sie nur die dialoglastigen Längen gleich mitgelöscht. Aber selbst dann würde es dem Debüt der bislang in „Doomsday“ und „Centurion“ aufgetretenen Nebendarstellerin noch an Überzeugungskraft mangeln.