Alle Beiträge von Jochen Plinganz

Silence

Finsteres Indie-Psychodrama, das sich mit dem Terror eines unheimlichen Wesens zum blanken Hör-Horrortrip ausformt.

Of Silence Cover

Of Silence, Jeremiah Sayys, USA 2014
DVD/BD-Start: 09.04.2015
Story: Nachdem er seine Frau brutal ermordet vorgefunden hat, kehrt Colby in ihr gemeinsames Haus in Kalifornien zurück, wo er sich in depressiven Erinnerungen vergräbt. Von gelegentlichen Besuchen anderer Angehöriger abgesehen, ist er allein. Und hört immer bedrohlichere, monströse Geräusche.
Von Jochen Plinganz

Der rührige Jeremiah Sayys hat offenbar noch einiges vor und zwei Lenze nach dem (von ihm nur geschriebenen und produzierten) Familienabenteuer „The Legends of Nethiah“ (deutsch in eindeutiger Absicht „Die Chroniken von Phantasia“ betitelt) einen gewaltigen Qualitätsschritt nach vorne unternommen. Was noch keinen Meisterregisseur aus ihm macht, aber einen versierten Könner mit Talent zu mehr.

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Bären

Den Ein-Jahres-Zyklus einer Bärin und ihrer beiden Jungtiere kann man trotz verniedlichendem Kommentar genießen.

Bären Cover

Bears, Alastair Fothergill, Keith Scholey, USA 2014
Kinostart: 13.11.2014
Story: Im Frühling verlässt die Braunbärenmutter mit ihren Neugeborenen Amber und Scout die Höhle, um über Alaskas Bergschneefelder zu den blühenden Wiesen direkt am Meer hinabzusteigen. Dort erwartet sie fischreiche Nahrung, aber auch die gefährlichen Bärenbullen Magnus, Chinook und ein listiger Kojote.
Von Jochen Plinganz

Die britische Naturdoku-Instanz Alastair Fothergill, der mit „Deep Blue“ die Weltmeere und mit „Unsere Erde“ den ganzen Planeten opulent ins Kino hievte, kollaboriert nach „Im Reich der Raubkatzen“ wieder mit Keith Scholey und widmet sich wie in seinem letzten Werk „Schimpansen“ nur einer einzelnen Tierart. Wie jene beiden für den Maushaus-Ableger Disneynature, was sich im gnadenlos popularisierten Kommentar niederschlägt.

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Die Behandlung

Der beklemmende belgische Pädophilen-Thriller der gehobenen Klasse ist starker Toback mit True-Crime-Spannung.

The Treatment Cover

De Behandeling, aka The Treatment, Hans Herbots, B 2014
DVD/BD-Start: 12.12.2014
Story: Hauptkommissar Nick Cafmeyer wird von Erinnerungen an seinen einst entführten Bruder geplagt und von dem vermuteten Täter noch immer belästigt. Als ein Kind verschwindet und der Fall Ähnlichkeiten mit damals aufweist, ermittelt Nick fieberhaft. Es geht das Gerücht eines Trolls um, der Kinder frisst.
Von Jochen Plinganz

Auch wenn der Antwerpener Hans Herbots vom Fernsehen kommt („The Spiral“) und sein Kinofilm „The Treatment“ mitunter daran erinnert, fesselt der erwachsene Kriminalthriller mit zum Schneiden dichter Atmosphäre und ausnehmend reifer, erfreulich unspekulativer Machart über Sexualverbrechen an Kindern, was im Land des Kinderschänders Marc Dutroux der Verarbeitung eines kollektiven Traumas gleichkommt.

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Like Father, Like Son

Like Father, Like Son Cover

Soshite chichi ni naru, Hirokazu Koreeda, J 2013
Kinostart: 25.09.2014

Die Familiengeschichten von Hirokazu Koreeda („Nobody Knows“) mögen mit einfachen Mitteln klassischer Arthauskonventionen gestaltet sein, ihre leise Sensibilität stellt Gefühls- und Lebenslagen dafür vielschichtig und umsichtig dar. Das Ringen mit allen emotionalen Schwierigkeiten ist auch in diesem Werk gewiss vorhersehbar, aber besonnen ausgestaltet: Zwei Kinder wurden bei der Geburt vertauscht, ihre Familien erfahren davon erst sechs Jahre später und willigen in einen Rücktausch ein – der sich als kaum zu bewältigende innere Herausforderung erweist.

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Lord of Tears

Lord of Tears Cover

Lawrie Brewster, GB 2013
ohne deutschen Start

Zugegeben, der Indie-Horror des Schotten Lawrie Brewster steht hier nur, weil das handgezeichnete Covermotiv wirklich attraktiv ist (ein ähnlich ansehnlichen Plakatentwurf weist auch „Deep in the Darkness“ auf). Der darauf abgebildete „Owl Man“ (Veteran David Schofield, „Fluch der Karibik“), ist der mysteriöse Moloch, der hinter dem Spuk steht und sich mit nebulösen, basstönenden Auslassungen zu Ewigkeit und Verdammnis ganz poetisch als Höllen-Epiphanie („ich bin dein Gott“) zu erkennen gibt.

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Colt 45

Regengrauer Cop-Thriller, in dem ein Nachwuchsmeisterschütze durch die (Korruptions)Hölle geht, bevor er zurückschlägt.

Colt 45 Cover

Fabrice Du Welz, FR 2014
DVD/BD-Start: 07.10.2015
Story: Der gerade mal 25-jährige Vincent ist Waffenexperte für die Polizei. Als der Hobbykonstrukteur einen internationalen Schießwettkampf gewinnt, sind Eliteteams aus aller Welt hinter ihm her. Vincent lehnt ab und begegnet dem Agenten Milo. Der erpresst ihn und missbraucht Vincents Wissen für Morde und Überfälle.
Von Jochen Plinganz

Sechs Jahre Pause gönnte sich der mit „Calvaire“ und „Vinyan“ bekannt gewordene Belgier Fabrice Du Welz, der dieses Jahr in Cannes gleich mit zwei Filmen auftrat – einmal „Alleluia“, eine hochgelobte französischsprachige Fassung der Honemoon Killers, zum anderen diese angespannt-fiebrige „Training Day“-Abwandlung, anteilig auch Film Noir, Charakterstudie und reiner (Action)Thriller: Ein kalt-straffer Männerfilm.

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Rico, Oskar und die Tieferschatten

Herausragende Jugendromanadaption, die mit Herz und Scherz so originell wie liebenswert einen Kindersommerkrimi entwirft.

Rico, Oskar und die Tieferschatten Cover

Neele Leana Vollmar, D 2014
Kinostart: 10.07.2014, DVD/BD-Start: 12.12.2014
Story: Rico nennt sich tiefbegabt, weil er geistig etwas langsam ist. Während in Berlin ein Kindesentführer sein Unwesen treibt, freundet er sich mit dem hochbegabten Oskar an. Als sie sich in Ricos Kreuzberger Miet-Altbau treffen wollen, ist Oskar verschwunden – das neue Opfer des sogenannten Schnäppchenentführers.
Von Jochen Plinganz

Nach ihrem Culture-Clash-Kassenerfolg „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ widmet sich Neele Leana Vollmar Andreas Steinhöfels gleichnamigen Bestseller, der 2009 den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt. Und anders als bei Vollmars populären Vorgänger ist diesmal eine tiefe Verbeugung fällig: Endlich ein begeisternder Kinderfilm heimischer Herkunft, noch dazu für jung und alt, abwechslungs- und ideenreich!

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Die große Versuchung

Verschmitzt-vergnügliche bis betulich-brave Culture-Clash-Komödie, die ihren Schildbürgerstreich als Sozialmärchen aufzieht.

Die große Versuchung Cover

The Grand Seduction, Don McKellar, CA 2013
Kinostart: 10.07.2014, DVD/BD-Start: 26.11.2014
Story: Im Inselhafen Tickle Head vor Neufundlands Küste regiert die Beschäftigungslosigkeit. Als ein Ölkonzern eine Recyclingfabrik errichten will – Bedingung: ein niedergelassener Arzt -, animiert Dorfvorsteher Murray die 120-Seelen-Gemeinde, dem jungen Dr. Lewis ein unwiderstehliches Paradies vorzulügen.
Von Jochen Plinganz

In seinen französischsprachigen Arbeiten beweist der Kanadier Ken Scott Esprit und Seele, auf englisch geht beides lost in translation – so beim eigenen Remake seines wundervollen „Starbuck“ („Der Lieferheld“). Und sogar als Drehbuchautor des Hits „Die große Verführung“ von 2003, dessen Neufassung seinem Landsmann Don McKellar (Script zu „Stadt der Blinden“) kauzig, aber kaum kantig und mithin zu glatt gerät.

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The Suspect

Hochwertige südkoreanische Agentenaction, die sich zum Verschwörungsthriller mit emotionalem Ende auswächst.

The Suspect Cover

aka The Suspect – Traue keinem, Yong-eui-ja, Won Shin-yeon, ROK 2013
DVD/BD-Start: 10.07.2014
Story: Als Kollegen seine Familie massakrieren, flieht der nordkoreanische Agent Ji in den Süden, wo man ihm das Attentat auf den Unternehmer Park, für den er als Fahrer arbeitet, in die Schuhe schiebt. Geheimdienst NIS und die Behörden jagen Ji, der mit Reporterin Choi eine Konspiration auf höchster Ebene aufdeckt.
Von Jochen Plinganz

Koreas ewiges Thema – der, anders als im längst wiedervereinigten Deutschland nie endende kalte Krieg – schwelt auch in der Kinokultur weiter und bringt regelmäßig Boxoffice-Erfolge wie „Shiri“ und „Joint Security Area“ hervor. Jüngste Beispiele sind „The Berlin File“ (richtig, in der deutschen Hauptstadt entstanden) und das Hochglanz-Teenie-Bloodshed-Melo „The Commitment“ (startete im März als „Silent Assassin“).

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Rheingold – Gesichter eines Flusses

Rheingold - Gesichter eines Flusses Cover

Dr. Peter Bardehle, Lena Leonhardt, D 2014
Kinostart: 21.08.2014, DVD/BD-Start: 28.01.2015

Der Rhein, diese mitteleuropäische Lebensader, bis auf zwei Einstellungen auf einem Boot ausschließlich aus der Vogelperspektive gefilmt – eine komplett mit dem Helikopter-Kamerasytsem Cineflex entstandene Doku nach Art von „Deutschland von oben“. So atemberaubend und feinsinnig wie „Die Alpen – Unsere Berge von oben“ fällt die über zwei Jahre hinweg entstandene Arbeit von Dr. Peter Bardehle (Kamera zu „Die Ostsee von oben“ und „Die Nordsee von oben“) und Debütantin Lena Leonhardt zwar nicht aus; aber interessant und informativ genug, auch wenn dem bestechenden visuellen Konzept des Schweben, Driftens und Kreisens thematisch eine gewisse Schwammigkeit gegenübersteht.

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Why Don’t You Play in Hell?

Why Don't You Play in Hell? Cover

Jigoku de naze warui, Shion Sono, J 2013
ohne deutschen Start

Shion Sono, der Tenno des exaltierten Pulp, spinnt vor sich hin und webt ein wirr-groteskes Gangster-Garn: Ein Yakuza-Glorien-Theater, das vorwiegend Komödie, dazu cinephiles Lustspiel, Asia-Popkultur-Schau, Blutballade, Melodram und Splatterschlock ist. All diese divergierenden Elemente zwängt der Regisseur wüster Kult-Mixturen wie „Love Exposure“ und „Guilty of Romance“ in eine Überinszenierung, der Style wichtiger ist als Story. Es überwiegt eine knöcheltief im Blut watende, makabre Komödie, die anders als „Himizu“ oder „Exte – Hair Extensions“ nur ergebene Fans und Festivalgänger anspricht.

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Planet Deutschland

Deutschland in Länge und Breite, Raum und Zeit: exzellent vielseitige und hochinformative Naturdoku mit erdgeschichtlichem Horizont.

Planet Deutschland Cover

Stefan Schneider, D 2014
Kinostart: 02.10.2014, DVD/BD-Start: 09.04.2015
Story: Vor 300 Millionen Jahren war die heute als Deutschland bekannte Region ein tropischer Farn-Urwald am Äquator. Im Laufe der Erdgeschichte wanderte die Kontinentalplatte nordwärts, die Alpen falteten sich auf, Eispanzer bedeckten das Land. Auf Dinosaurier folgten Säugetiere – und der Mensch.
Von Jochen Plinganz

Flora und Fauna zwischen Alpen und Wattenmeer erhalten eine attraktiv-anregende neue Perspektive. Denn dem aus einer dreiteiligen Fernsehserie hervorgegangenen „Planet Deutschland“ gelingt es spielend, die gewaltigen geologischen Zeiträume durch den seriösen Kommentar von Max Moor begreiflich zu machen. Infotainment der besten Art, mit dem interdisziplinären Wissen von Archäologie, Geologie, Biologie und Paläontologie.

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Godzilla

Das Monster Movie in 3D beeindruckt als durch Emotionen geerdeter Katastrophenthriller.

Godzilla Cover

Gareth Edwards, USA/J 2014
Kinostart: 15.05.2014, DVD/BD-Start: 25.09.2014 (digital ab 11.09.2014)
Story: 15 Jahre, nachdem Nuklearforscher Joe seine Frau in einem atomaren GAU verlor, sucht er weiterhin obsessiv nach der Ursache der Katastrophe. Mit seinem Soldatensohn Ford entdeckt er ein Geheimprojekt, das riesige prähistorische Monster freisetzt, die sich von Radioaktivität ernähren.
Von Jochen Plinganz

Ein 160-Millionen-Spektakel mit emotionalem Tiefgang. Gibt’s nicht? Doch, hier ist es. Gareth Edwards, der vor vier Jahren mit seiner famosen Indie-Sci-Fi „Monsters“ debütierte (davon steckt im guten Sinne viel in seiner zweiten Arbeit), gelingt ein Kunststück: Er vereint glaubwürdig stille Momente mit cleverer visueller Action der mit 107 Metern bislang größten Echse und bleibt dabei den japanischen Originalen treu.

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Mindscape

Von Jaume Collet-Serra produzierter psychologischer Thriller um einen paranormalen Detektiv in einer Mind-Fuck-Mystery.

Mindscape Cover

Jorge Dorado, SP/USA/FR 2013
Kinostart: 03.07.2014, DVD/BD-Start: 20.11.2014
Story: Aufgrund einer außergewöhnlichen Gabe kann John in die Gedanken anderer eindringen und als Erinnerungsdetektiv Mordfälle lösen. Als er die junge, hochbegabte und verstörte Patientin Anna therapieren soll, die wie seine verstorbene Frau heißt, gerät er in ein mörderisches Netz aus Lüge und Halluzination.
Von Jochen Plinganz

Wieder folgt ein kleiner Genrefilm Christopher Nolans Blockbuster „Inception“, der vor vier Jahren eine Mini-Welle lostrat. Das von Jaume Collet-Serra („Non-Stop“) finanzierte spanische Whodunit-Rätsel wählt nicht den SF-Politthriller-Ansatz eines „Dreamscape“ – er lockt auf das vertraute Terrain eines typischen Vertreters iberischer Psychothriller mit übernatürlichem Touch, in einer nur vermeintlich üblichen Mystery-Ware.

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Wolf Creek 2

Terror im Outback: statt True Crime regiert im Sequel zynisches Splattertainment für Hartgesottene

Wolf Creek 2 Cover

Greg McLean, AUS 2013
Kinostart: 19.06.2014, DVD/BD-Start: 20.10.2014
Story: Serienkiller und Schweineschlachter Mick wurde nie gefasst und betrachtet den einsamen Nationalpark um den Wolfe-Creek-Krater als Jagdrevier. Als er zwei deutsche Rucksacktouristen beim Campen umbringt, läuft ihm Surfer Paul vors Visier, den er so lange verfolgt, bis der in seinem Folterkeller sitzt.
Von Jochen Plinganz

Der Terrorfilm vom Schlage „Texas Chainsaw Massacre“ oder eines Rob Zombie („The Devil’s Rejects“) ist auf dem fünften Kontinent angekommen und hat mit Psychopath Mick einen echten Antihelden hervorgebracht. In der Fortsetzung seines nihilistischen Backwood-Thrillers von 2004 um die bis heute ungelösten Rucksackmorde greift Greg McLean auf tausendfach bewährte Genrestandards goriger Grotesk-Gräuel zurück.

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The Raid 2

Der Gangsterthriller bietet Action und brutale Gewalt satt, aber es fehlt das schlagende Konzept des Kultvorgängers.

The Raid 2 Cover

The Raid 2: Berandal, Gareth Evans, RI/USA 2014
Kinostart: 24.07.2014, DVD/BD-Start: 27.11.2014
Story: Kaum hat Nachwuchspolizist und Schwarzgurtkämpfer Rama die Razzia im Hochhaus überlebt, stecken ihn skrupellose Vorgesetzte in den Knast, damit er Bandenboss-Sohn Uco das Leben rettet und später dessen Organisation infiltrieren kann. Jungmobster Bejo aber plant einen ganzen Unterweltkrieg.
Von Jochen Plinganz

An Ambitionen mangelt es Gareth Evans Nachfolger zum eigenen, drei Jahre alten, ultrabrutalen Martial-Arts-Reißer keineswegs – aber das wortwörtlich schlagende Konzept einer Actionfassung von „Rio Bravo“, das beste Argument für den Vorgänger. So verteilen sich Shootingstar Iko Uwais, der hippe Soundtrack, der Stakkatokampfstil des indonesischen Pencak Silat und sehr viel Gewalt auf ein Gangsterepos aus Jakarta.

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Sabotage

Grob gehobelte Testosteronaction von David Ayer mit Alphatier Arnie in einen blutgetränkten, aber spannungslosen Crime Thriller.

Sabotage Cover

David Ayer, USA 2014
Kinostart: 10.04.2014, DVD/BD-Start: 28.08.2014
Story: Der abgebrühte Wharton zieht als Anführer einer Anti-Drogen-Elitetruppe gegen gefährliche Kartelle, die seine Frau tot folterten, in den Krieg. Als das Team bei einem Einsatz vergeblich 10 Mio. Dollar Drogengeld zu unterschlagen versucht, töten Unbekannte einen nach dem anderen auf brutale Weise.
Von Jochen Plinganz

Anders als seinem dokuartigen Polizeithriller „End of Watch“ fehlt dem von Ayer wieder selbst gescripteten Mix aus Macho-Action und DEA-Drama sowohl Street Credibility als auch mitreißender Suspense. Sein Faible für finstere Plots, in denen Egoismus, Verrat und Unbarmherzigkeit menschliche Opfer fordern, kann in dem bestürzend talentfrei inszenierten Camp mit R-Rating/18-Freigabe trotz illustrer Cast nicht gedeihen.

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The Walking Dead (4. Staffel)

In der starken vierten Staffel der postapokalyptischen Zombie-Serie enden alle Hoffnungen auf Neuanfänge und Lebensoasen katastrophal.

The Walking Dead (4. Staffel) Cover

Frank Darabont (Creator), USA 2013-2014
DVD/BD-Start: 03.11.2014
Story: Während die Gruppe rund um Rick, Glenn und Daryl in ihrer Gefängnis-Zuflucht von einer verheerenden Grippe dezimiert wird, greift der wiedererstarkte Governor mit schweren Waffen an. Sie können ihn zwar besiegen, die versprengten Überlebenden flüchten vor den Zombiehorden aber in alle Winde.
Von Jochen Plinganz

Nach der ziemlich zähen dritten Staffel, in der eine Klischeefigur wie der Governor sein nerviges Unwesen trieb (ein beherzter Kopfschuss hätte dies drastisch abgekürzt) geht die bereits vierte Staffel der 2010 gestarteten Serie neue, frappierende Wege. Frank Darabonts Zombies, wie immer qualitativ klasse und stets brutal blutig, ersticken jede Möglichkeit auf Frieden und Ruhe, aber die größte Gefahr ist wieder mal der Mensch selbst.

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Noah

Russell Crowe straft im Namen des Herrn: optisch opulente Fantasysaga und unrundes Katastrophenepos frei nach Bibelmotiven.

Noah Cover

Darren Aronofsky, USA 2014
Kinostart: 03.04.2014, DVD/BD-Start: 28.08.2014
Story: Die Nachfolgestämme Adams haben die urzeitliche Welt zerstört. Noah flieht mit seiner Familie vor den Marodeuren in die Obhut von Steingiganten. Sie helfen ihm eine Arche für alle Tiere und seine Kinder auf Befehl Gottes zu errichten, bevor jener die verkommene Menschheit in einer Flut ersäuft.
Von Jochen Plinganz

Die archaische Sintflut-Reimagination von Hollywoods visionärem Auteur Darren Aronofsky („Black Swan“), der die Paradiessuche und Wiedergeburtssehnsucht aus „The Fountain“ fortschreibt, fällt ambivalent aus und gliedert sich in zwei Hälften: eine interessante, visuell faszinierende mythische Fantasy um Magie und Monster, sowie ein ärgerliches, hochdramatisches Moralkammerspiel in der treibenden Arche.

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Über-Ich und Du

Über-Ich und Du Cover

Benjamin Heisenberg, D/SUI/AU 2014
Kinostart: 08.05.2014

Berliner-Schule-Regisseur Benjamin Heisenberg („Der Räuber“) versucht sich an einer lockeren Freudschen Verwechslungs- und Psycho-Komödie, ein Buddy-Movie aus der (womöglich) schizophrenen Phantasie eines Mannes, der sich in zwei Persönlichkeiten therapiert. Es treten auf: Gauner Nick (Georg Friedrich, „Nordwand“), der akut untertauchen muss und dies in jener vermeintlich just verlassenen Alpenvilla tut, wo die alternde Psychologen-Koryphäe Curt (Veteran André Wilms, „Le Havre“) mit seiner NS-Vergangenheit ins Reine kommen will. Die falsche Identität Nicks durchschaut der greise Gelehrte rasch und beginnt an dem wortkargen Schlawiner eine Analyse.

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Zwischen Welten

Innere Zerrissenheit und moralische Zwickmühlen: Schablonenhaftes Betroffenheitsdrama über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan.

Zwischen Welten Cover

Feo Aladag, D 2014
Kinostart: 27.03.2014, DVD/BD-Start: 02.10.2014
Story: Der vom Tod seines Bruders traumatisierte Bundeswehroffizier Jesper meldet sich zurück zum Dienst, um in Afghanistan mit seinem Trupp ein kleines Dorf vor den Taliban zu schützen. Doch ihnen sind die Hände gebunden, ihr junger Übersetzer Tarik und seine Schwester Nala werden als Kollaborateure bedroht.
Von Jochen Plinganz

Ganz direkt ist die Kamera im Dokustil auf Schulterhöhe bei den Soldaten dabei. Trotz dieser optischen Unmittelbarkeit bleibt Feo Aladags zweite Arbeit emotional distanziert, was in Ordnung ginge, wenn sie nicht vor Betroffenheit und Besorgnis triefen würde. Man lernt nur den nervlich fertigen Jesper und Tariks Tragik kennen, sonst niemand, die beiden indes lediglich exemplifiziert, formelhaft und auf arg didaktisch Art.

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The Returned

Statt Zombie-Splatter ein Sozio-Drama: Schade, dass Manuel Carballos kluge AIDS-Allegorie einen ziemlich kalt lässt.

The Returned Cover

aka The Returned – Weder Zombies noch Menschen, Manuel Carballo, SP/CA 2013, DVD/BD-Start: 14.07.2014
Story: Vor 30 Jahren erlebte die Menschheit eine Zombieseuche, fand aber ein Gegenmittel. Ärztin Kate behandelt in Toronto diese „Returned“ und hält geheim, dass ihr Mann Alex einer ist. Als ein Serum-Engpass eintritt und die Diskriminierung gewalttätige Ausmaße annimmt, tauchen sie bei Freunden unter.
Von Jochen Plinganz

Der Spanier Manuel Carballo („Der Exorzismus der Emma Evans“) steht für grundsolide Genreware der B-Liga, die bei uns die Videothekenregale füllt. Durch die Vorlage seines Landsmanns Hatem Khraiche („Das verborgene Gesicht“) gelingt ihm ein atypischer Zombiefilm. So originell dessen Drehbuch auch ausfallen mag, Carballos plumpe Regie schießt dermaßen quer, dass generell ein recht zwiespältiges Ergebnis herauskommt.

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Dom Hemingway

Jude Law spielt sich als Prolo-Gangster einen Wolf, der Mix aus Gaunerkomödie, Loser-Porträt und Brit-Thriller funktioniert trotzdem nicht richtig.

Dom Hemingway Cover

Richard Shepard, GB 2013
Kinostart: 17.04.2014, DVD/BD-Start: 03.09.2014
Story: Safeknacker Dom Hemingway saß 12 Jahre im Bau, ohne seinen Boss Mr. Fontaine zu verraten. Für so viel Gangsterehre will er nun fürstlich belohnt werden, doch die französische Geliebte seines Bosses beraubt ihn dreist. Und Dom steht ohne Frau, Tochter und Geld da und muss für kleine Aufträge katzbuckeln.
Von Jochen Plinganz

Sein „exquisite cock“-Monolog zu Beginn gibt die amoralische Richtung vor, mit der sich Jude Law („Sherlock Holmes“) gegen sein gepflegtes Image als Macho-Tier mit dem Testosteronspiegel eines Mike Tyson verausgabt. Ein Antiheld nach Art von „Bronson“ und „Chopper“ in einem Brit-Gangsterkintopp, mit dem Richard Shepard („Mord und Margaritas“) in Stil und Derbheit der Irvine-Welsh-Verfilmung „Drecksau“ nacheifert.

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Saints – Sie kannten kein Gesetz

Die sensibel-lyrische Südstaaten-Ballade um eine scheiternde Gefängnisflucht aus Liebe fusioniert die Coens mit Terrence Malick.

Ain't Them Bodies Saints Cover

Ain’t Them Bodies Saints, David Lowery, USA 2013
DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Als Sheriffs ein Outlaw-Pärchen stellen, nimmt Bob alle Schuld auf sich, erfährt im Knast, dass seine Braut Ruth eine kleine Tochter hat und bricht schließlich aus, um seine Geliebte und die nunmehr 4-Jährige zu sehen. Doch nicht nur Polizei und Kopfgeldjäger lauern, auch sorgt Cop Patrick bereits für Ruth.
Von Jochen Plinganz

Die romantisch-wehmütige, aber völlig unsentimentale Dekonstruktion einer Outlaw-Ballade steht nicht nur in bester „Badlands“-Tradition eines Terrence Malick, sondern nimmt sich kraft- und anspruchsvoll wie eine US-Novelle aus der Feder von Cormac McCarthy aus: Eine Mischung aus Texas-Americana mit Westerntouch, vor allem aber ein Film Noir, der wie bei McCarthys Jüngern, den Coens („True Grit“) zur Moritat gerät.

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Monuments Men

Tragikomisch retten Hollywoodstars europäische Kunstgüter vor den Nazis in einem lauwarmen Schatzsuche hinter der Front.

Monuments Men Cover

The Monuments Men, George Clooney, USA/D 2014
Kinostart: 20.02.2014, DVD/BD-Start: 22.08.2014
Story: Als die Alliierten im Zweiten Weltkrieg in Europa vorrücken, rauben die Nazis auf der Flucht weiterhin Kunstschätze wie Michelangelos Madonna. Kunsthistoriker Stokes rekrutiert im Auftrag Roosevelts einen Trupp in nicht mehr ganz wehrdienstfähigem Alter, um die verschwundenen Werke aufzuspüren.
Von Jochen Plinganz

Historisch äußerst windschief zusammengezimmert hat sich George Clooney sein „Dreckiges Dutzend“ (oder doch eher „Ocean’s 11“?), das wie die Warsploitation-Bande „Stoßtrupp Gold“ als unwahrscheinliche amerikanische Helden auf eigene Faust die Rettung von Menschheitsschätzen vor schmierigen Naziräubern gelingt. Dass deutsches Kulturerbe wie Dresden derweil in Schutt und Asche flächenbombardiert wird, verschweigt er.

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