Alle Beiträge von Thorsten Krüger

Saß bei der Revolution im Kino (um bei der Slo-Mo näher dran zu sein). Hat deshalb längst mehr als 10.000 Filme intus.

Fack ju Göhte

Fack ju Göhte Cover

Bora Dagtekin, D 2013
Kinostart: 07.11.2013, DVD/BD-Start: 08.05.2014

Bad Teacher: In der grellfarbigen Trash-Komödie um den PISA-Bildungsnotstand führt Bora Dagtekin seinen rabiaten „Türkisch für Anfänger“-Humor konsequent fort. Elyas M’Barek schleicht sich als frisch aus dem Knast entlassener Bankräuber als Lehrkraft getarnt in eine Gesamtschule ein, um an seine vergrabene Beute zu gelangen, über der nun eine Turnhalle steht. Der angepisste Asi mit Bushido-Vokabular gibt die geteert und gefederte Randale-Richtung vor, die aus Ekelhumor und Dauer-Obszönitäten besteht und mit derbem Gossenjargon durchaus witziges Wortgut aufweist, sonst aber extrem formelhaft gestrickt ist.

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Carrie

Die Neuauflage von Stephen Kings Debütroman ist ein sensibles Mobbing-Drama, das den Horror Highschool mit Telekinese potenziert.

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Kimberly Peirce, USA 2013
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 04.04.2014
Story: Da ihre verbohrt religiöse Mutter sie nie aufklärte, erlebt die 16-jährige Carrie ihre erste Periode als Schock, was Mitschülerinnen als Video auf Facebook posten. Als Rädelsführerin Chris dafür vom Abschlussball ausgeschlossen wird, plant sie, Carrie dafür mit einem Eimer Schweineblut zu überschütten.
Von Thorsten Krüger

Brian De Palmas Erstadaption von 1976 ist mir als einzige große Peinlichkeit in Erinnerung. Und ich habe mir ihn gestern nochmal angeschaut. Voyeuristische Weichzeichner-Regie, Dekor aus 70ies-Modesünden, unterkomplexe Story und Figuren. Ein Film, der trotz ausnehmend guter Darsteller schlecht gealtert ist – wie viel besser ist da bloß das Remake. (und hey, wie oft kann man das schon sagen?)

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Captain Phillips

Ein beklemmender Nägelbeißer: realistischer Hochseethriller im Dokudrama-Stil um moderne Piraterie mit Tom Hanks auf Oscarkurs.

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Paul Greengrass, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 14.03.2014
Story: 2009 überfallen somalische Piraten den amerikanischen Frachter Mearsk Alabama. Dessen Kapitän Phillips und seine unbewaffnete Crew können nicht verhindern, dass die mit Kalaschnikows ausgerüsteten Männer das Schiff entern. Fast überlistet Phillips sie, aber dann flüchten sie und nehmen ihn als Geisel.
Von Thorsten Krüger

Sollten Sie je am Horn von Afrika von somalischen Piraten gekidnappt werden, sorgen Sie dafür, eine Greencard zu besitzen. Denn für US-Staatsbürger eilen die Navy Seals zu Ihrer Rettung. Andere Nationen täten das nicht. So ist es dem Frachtkapitän Richard Phillips vor vier Jahren ergangen und Paul Greengrass hat aus dessen wahrem Horrorerlebnis ein kinetisch-virtuoses Hochspannungswerk geschaffen.

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Ender’s Game

Nachdenkliches Science-Fiction-Drama, das die falschen Mittel einsetzt und damit seinen großen Ambitionen nicht gerecht wird.

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Gavin Hood, USA 2013
Kinostart: 24.10.2013, DVD/BD-Start: 06.03.2014
Story: Ausbilder Colonel Graff wacht am Monitor über den Werdegang des schmächtigen Ender, der als Kadett auf einer Raumstation für einen riskanten Präventivkrieg gegen außerirdische Invasoren gedrillt wird. Trotz unfairer Bedingungen und bösartigen Konkurrenten setzt sich das strategische Genie durch.
Von Thorsten Krüger

War Games: Gavin Hood („X-Men Origins: Wolverine“) verfilmt Orson Scott Cards im angelsächsischen Raum beliebten SF-Kultroman als Boot-Camp-Drama auf einer Raumstation, in der Kinder zu Killermaschinen abgerichtet werden, um einen galaktischen Krieg gegen eine vermeintlich aggressive Spezies zu gewinnen. Ein etwas schwerfälliger Ethik-Diskurs über Manipulation, Kriegsverbrechen und Militarismus.

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We Are What We Are

Fine Young Cannibals: Einfühlsames Horrordrama um den Untergang einer Kannibalenfamilie im amerikanischen Hinterland.

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Jim Mickle, USA 2013
DVD/BD-Start: 13.12.2013
Story: Als die Mutter an einem Herzinfarkt jäh verstirbt, stehen ihr Witwer und seine drei Kinder vor dem aus. Wer bringt jetzt das Menschenfleisch auf den Tisch? Iris, die älteste Tochter der zurückgezogenen auf dem Land lebenden Familie, soll übernehmen, doch Nachbarn und Behörden werden misstrauisch.
Von Thorsten Krüger

Das Remake von Jim Mickle, der mit geringstem Budget („Mulberry Street“) auf sich aufmerksam machte, hat kaum mehr etwas mit Jorge Graus gleichnamigen Original von 2010 gemein. Er ersetzt die mexikanische Morbidität, die schwül-schmutzigen Gossen und den nihilistischen Kommentar über urbane Armut durch ein sorgfältiges Arthaus-Hinterland-Drama über den Untergang einer Kannibalensippe.

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Party Invaders

SciFi? Horror? Parabel? Diese denkwürdige und vielschichtige Weltuntergangsparty im Mantel eines Teen-Thrillers ist alles drei. Und mehr.

Plus One Cover

+1 aka Plus One, Dennis Iliadis, USA 2013
DVD/BD-Start: 13.08.2014
Story: David hat versehentlich die falsche geküsst und will die groß angekündigte Privatparty eines Mitschülers nutzen, um sich bei seiner hübschen Freundin Jill zu entschuldigen. Während er gnadenlos abblitzt, erleben er, Teddy und Allison ein elektro-optisches Phänomen, das von allen Gästen Doppelgänger erzeugt.
Von Thorsten Krüger

Strange Days: Eine kleine Entdeckung ist dieses Ensemble-Drama, bei dem Jugendliche eine dekadente Party feiern und sich plötzlich mit mörderischen Doppelgängern konfrontiert sehen. Aus einem mysteriösen Szenario schält sich ein hoch-philosophischer Teen-Thriller, dem „Last House on the Left“-Remaker Dennis Iliadis in dieser wesentlich interessanteren Arbeit ein vielschichtiges Körperfresser-Vexierspiel abgewinnt.

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Jackass: Bad Grandpa

Johnny Knoxville treibt sein Unwesen als Krawallrentner und filmt die Bürgerschreck-Scherze mit versteckter Kamera.

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Bad Grandpa, Jeff Tremaine, USA 2013
Kinostart: 24.10.2013, DVD/BD-Start: 27.02.2014
Story: Just, nachdem endlich seine Frau gestorben ist, bricht Rentner Irving Zisman mit seinem Enkel Billy samt Leiche im Kofferraum auf, um den Knirps bei seinem leiblichen Vater abzuliefern. Eine Fahrt quer durch Amerika, in der vor allem der 86-jährige Sittenstrolch Chaos stiftet und öffentlich Ärger erregt.
Von Thorsten Krüger

Jackass goes Borat: Im sechsten „Jackass“-Auftritt schlüpft Knoxville mittels perfekter Maske in die Haut der aus der MTV-Show bekannten Kunstfigur Irving Zisman, um als Randale-Opa mit Enkel (tolle Entdeckung: Jackson Nicoll, „Fun Size“) Geschmacksgrenzen zu sprengen. So verschmilzt die Masochisten-Stuntshow mit dem „Borat“-Prinzip, um heimlich und wackelkamerafrei Zivilisten-Reaktionen mitzufilmen.

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King Ping

Konfuses Genre-Potpourri, das sich in coole Posen der Ruhrpott-Subkultur wirft, die Narration aber links liegen lässt.

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Claude Giffel, D 2013
Kinostart: 31.10.2013, DVD/BD-Start: 30.04.2014
Story: Der Pinguinpfleger und suspendierte Cop Frowein, genannt King, ermittelt auf eigene Faust, wieso ein Kollege nach einer Zechnacht mit Genickbruch an einer Wuppertaler Treppe liegt. Mit einer privaten Soko entdeckt er eine Rachemordserie, die weit in die Vergangenheit zu einer vergessenen Sekte führt.
Von Thorsten Krüger

Das Crowdfundingprojekt mit Ärzte-Mitglied Bela B. als singende Tunte und Christoph Maria Herbst als Reporter-Schmeißfliege ist ein Paradabeispiel für Style Over Substance. In satten Schwarzwerten breitet sich ein Ruhrpott-Noir aus, der glaubt, wenn er nur wild die Genres mixt und sich dabei in furchtbar coole Posen wirft, wäre er ein Kultkandidat wie seine Vorbilder „Pulp Fiction“ und die Edgar Wallace Krimis.

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Lone Ranger

Wild, Wild West: Gore Verbinski schwankt zwischen Western-Spektakel und Kritik am US-Genozid an den Indianern.

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The Lone Ranger, Gore Verbinski, USA 2013
Kinostart: 08.08.2013 DVD/BD-Start: 05.12.2013
Story: Der kurzfristig zum Ranger ernannter Staatsanwalt John Reid liegt nach einem Hinterhalt schwer verletzt im Sterben und will, wiedererweckt durch den einsam-verrückten Komantschenkrieger Tonto, seinen Bruder rächen. Auf dem Gewissen hat ihn Psychopath Cavendish, der für einen Eisenbahn-Tycoon mordet.
Von Thorsten Krüger

Entgegen mancher Unkenrufe ist die sündteure Disney-Extravaganz des „Pirates of the Caribbean“-Teams Bruckheimer/Verbinski/Depp kein hirntoter 250-Millionen-Flop wie „John Carter“, sondern Deluxe-Entertainment, das seinen Anspruch hinter Buddykomik und Effektschlacht verbirgt. Die mythische Rächer-Fabel nach einer bei uns nahezu unbekannten Serien-Figur siedelt nicht immer stimmig zwischen Komödie und Tragödie.

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Der Stern von Afrika

Zeit zu leben und Zeit zu sterben: nachdenkliches Helden-Kriegsdrama über den höchstdekorierten Jagdflieger des Afrikakorps.

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aka: Hauptmann Marseille, Alfred Weidenmann, BRD 1957
Auf DVD erhältlich
Story: Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, muss der gerade 20-jährige Hans-Joachim „Jochen“ Marseille mit seinen Kameraden als Jagdflieger an die Front. In Nordafrika bricht das disziplinlose Fliegertalent alle Abschussrekorde und wird zum Propagandahelden. Als er sich in Brigitte verliebt, wacht er auf.
Von Thorsten Krüger

Soldaten- und Kriegsfilm, der dem deutschen Flieger-Ass Hans-Joachim Marseille, genannt Stern von Afrika, ein Denkmal setzt: 1957 hat ihn Alfred Weidenmann auf der Höhe seiner Kunst in eindringlichen Schwarzweißbildern inszeniert, in die er fugenlos Originalmaterial aus dem Weltkriegsgeschehen einbaut.

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Inside Llewyn Davis

Die tragikomische Folk-Ballade der Coen-Brüder suhlt sich in stilvoller Depressivität und vollendeter Misanthropie.

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Joel Coen, Ethan Coen, USA/FR 2013
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 10.04.2014
Story: Eine Woche im bitterkalten New Yorker Winter 1961. Vergeblich müht sich der junge Folkmusiker Llewyn Davis, nach dem Selbstmords seines Partners schwer depressiv, um Erfolg. Auf einer Reise nach Chicago ruiniert systematisch jede Möglichkeit dafür, weil er sein Talent nicht zu verkaufen weiß.
Von Thorsten Krüger

Schön, dass die Coens einmal keine blutige Moritat („True Grit“) oder Gangstergroteske („No Country For Old Men“) in die Welt setzen. Schade, dass sie sich trotz ungewöhnlichem Thema – die New Yorker Folkmusikszene 1961 kurz vor Bob Dylan – vornehmlich müde selbst zitieren. Wieder ein Pechvogel-Porträt, wieder eine sardonische Antipathie-eske über Misanthropen, wieder eine absurde Odyssee zu verqueren Sonderlingen.

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Hai-Alarm am Müggelsee

Virtuos choreographierte, schräge Anarcho-Komödie mit Sinn für dadaistischen Humor im Geiste Boje/Bucks und Helge Schneiders.

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Leander Haußmann, Sven Regener, D 2013
DVD/BD-Start: bereits erschienen
Story: Ein Hai hat dem Bademeister am idyllischen Müggelsee den Arm abgerissen. Woraufhin der Bürgermeister des verschlafenen Friedrichshagen am östlich Stadtrand Berlins mit Wahlkampf- und Marketing-Experten den lukrativen Hai-Alarm auslöst. Haijäger Snake soll dem Untier nachstellen, hat aber Frauenärger.
Von Thorsten Krüger

In der hohen Kunst des Humors übt sich das Kreativ-Duo Leander Haußmann und Sven Regener („Herr Lehmann“), wenn sie „Der weiße Hai“ als virtuose Anarcho-Komödie mit Sinn für Dadaismus und Anleihen bei Detlev Buck, Aki Kaurismäki, Herbert Achternbusch plus vor allem Helge Schneider neu auflegen. Selbst geschriebene, schrullige A-Capella-Songs begleiten die Provinz-Ballade im Alternativ-Low-Budget-Look.

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Don Jon

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Joseph Gordon-Levitt, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 17.03.2014

Das Regiedebüt des Karriereschauspielers Joseph Gordon-Levitt („Inception“) ist „Shame“ als Hochglanz-Farce, deren Satire auf ordinäre Macho-Attitüden und sexuelle Fehlentwicklungen nicht ganz trennscharf von ihrer Werbeclip-Verherrlichung bleibt und die zudem eine irritierend konservative Moraldidaktik aufweist. Fabelhaft gibt Gordon-Levitt den schmierigen Aufreißer im Muscle-Shirt, der als Porno-Junkie Sex statt Beziehungen sucht und selbst bei Vollblutweib Scarlett Johansson findet, dass das echte Leben nicht an seine Masturbations-Highlights heranreicht.

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Das große Heft

Nihilistische Gesellschafts-Parabel mit surrealen Zügen über Zwillinge, die während des Weltkriegs Menschlichkeit und Moral verlieren.

Das große Heft Cover

A nagy füzet, János Szász, D/HU 2013
Kinostart: 17.10.2013, DVD/BD-Start: 09.05.2014
Story: Im Herbst 1944 soll ihre bis dato ihnen unbekannte Großmutter zwei 13-jährige, namenlose Zwillinge auf ihrer grenznahen, ärmlichen Hütte verstecken. Die hartherzige Patrone schimpft sie Hundesöhne und lässt sie schwer arbeiten. Von ihr und dem ganzen Dorf geprügelt, härten beide zu grausamen Jungs aus.
Von Thorsten Krüger

Eine Kindheit im Krieg, einschließlich der Erziehung zu Gewalt und Grausamkeit erzählt der Gewinner von Karlovy Vary und Ungarns Oscarbeitrag 2014. Den 1986 erschienenen, preisgekrönten Roman von Agota Kristof hat János Szász („Opium: Tagebuch einer Verrückten“) zu einer Arthaus-Geschichte von Amoral und Nihilismus geformt. Mit einem Hauch Béla Tarr.

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Evil Dead

Der Teufel tanzt weiter: Fede Alvarez’ ultrabrutalem Sam-Raimi-Remake mangelt es nicht an Perfektionismus, aber an Charme.

Evil Dead Cover

Fede Alvarez, USA 2013
Kinostart: 16.05.2013, DVD/BD-Start: 02.10.2013
Story: Die drogenabhängige Mia, ihr Bruder David und drei College-Freunde verbringen ein Wochenende in der elterlichen Waldhütte fernab der Zivilisation, um Mia beim Entzug zu unterstützen. Statt dessen ergreifen versehentlich herbeigerufene Dämonen Besitz von ihnen und können nur mittels eines Beschwörungsbuchs vernichtet werden.
Von Thorsten Krüger

Allen Horror-Updates der letzten Dekade ist weitgehend eins gemein: Sie professionalisierten und perfektionierten die Low-Budget-Vorbilder, wodurch deren Charme des Unfertigen, ihre von technischen und finanziellen Unzulänglichkeiten forcierte Kreativität und die unverwechselbare Atmosphäre in eine geglättete Design-Leistungsschau der Thrill- und Terror-Elemente für ein Mainstreampublikum transformiert wurden. Subversion verwandelte sich in Konsumierbarkeit, anarchischer Independent-Spirit wurde von routinierter Studio-Kalkulation geschluckt.

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Eisheimat

Eisheimat Cover

Heike Fink, D 2012
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 07.11.2014

Nun ade, du mein lieb Heimatland: Erst 1949 durfte jeder das vom Krieg zerstörte, weder Zukunft noch Hoffnung bietende Deutschland verlassen. So auch jene 238 junge Frauen, die auf eine Annonce in der Lübecker Zeitung hin als Arbeitskräfte nach Island auswanderten. Sechs von ihnen kramen für Heike Finks eher schlichte Dokumentation in ihren Erinnerungen und erzählen in abwechselnd ineinander geschnittenen Interviews ihre Lebensgeschichte, ergänzt durch kontemplative Landschaftsimpressionen zu isländischem Gesang.

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Gravity

Lost in Space: Atemberaubend realistischer Überlebenskampf im Orbit, von Alfonso Cuarón als phänomenaler 3D-Thriller entfesselt.

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Alfonso Cuarón, USA/UK 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 21.02.2014
Story: Weil die Russen einen ihrer Satelliten abgeschossen haben, rast eine Trümmerwolke um die Erde und zerfetzt das Shuttle, an dem Veteran Kowalski und Novizin Dr. Stone im Außeneinsatz arbeiten. Ohne Funkkontakt zu Houston schleudern beide durchs All und versuchen sich auf andere Raumstationen zu retten.
Von Thorsten Krüger

Seit Kubricks „2001“ hat keine Hard-SF mehr so viel Wert auf Physik, Faktentreue und Realitätsnähe gelegt, wie der quasi heute spielende Rücksturz ins All, in dem Sandra Bullock und George Clooney in vollständiger Schwerelosigkeit einen aussichtslosen Kampf gegen Zeit und Tod ausfechten. Ein packendes Himmelsspektakel sondergleichen, das die Optionen der digitalen Tricktechnik raffiniert nutzt, um sein Kino zu entfesseln und Konventionen weit hinter sich zu lassen.

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Erbarmen

Träger Skandinavien-Krimi, als erste Adaption von Jussi Adler-Olsens Bestseller-Reihe spannend, aber durchschnittlich gestaltet.

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Kvinden i buret, Mikkel Nørgaard, DÄ/D/SW 2013
Kinostart: 23.01.2014, DVD/BD-Start: 25.09.2014
Story: Zum Aktenwälzen strafversetzter Mordkommissar, den aus gutem Grund keiner leiden kann, klärt mit einem kompetenten Araber erst gegen den Widerstand der Vorgesetzten, abschließend auf eigene Faust einen Cold Case um einen vermeintlichen Selbstmord auf, dessen einziger Zeuge ein geistig Behinderter ist.
Von Thorsten Krüger

Die Verwertungsmaschine düsterer Skandinavien-Thriller läuft nunmehr auf Hochtouren, tut sich aber äußerst schwer damit, für die „Millenium“-Trilogie einen würdigen Nachfolger zu finden. „Erbarmen“, der erste Part der fünfteiligen Krimireihe um den Ermittler Carl Mørck von Dänemarks Bestseller-Export Jussi Adler-Olsen, ist es schon mal nicht.

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Insidious Chapter 2

Nahtlos anknüpfendes Spukhaus-Sequel, dem James Wan in einfallslos-konventioneller Tour jede Unheimlichkeit austreibt.

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James Wan, USA 2013
Kinostart: 17.10.2013, DVD/BD-Start: 20.02.2014
Story: Nachdem Elise gestorben und Sohn Dalton aus seinem Koma erwacht ist, hat sich eine bösartige Entität in Vater Joshs Körper versteckt, womit die Familie Lambert weiterhin dem übernatürlichen Terror ausgesetzt ist. Mit Medium Carl will Renai das Geheimnis um Joshs Verbindung in die Geisterwelt lüften.
Von Thorsten Krüger

Wieso sind Geisterfilme nur immer so geistlos? Dabei hat ausgerechnet James Wan mit „The Conjuring“ erst den jahresbesten Horror, nun einen der schwächsten der Saison abgeliefert. Die originellen Eingebungen und die durch eine fabelhafte Kamera unterstützte, Angst-Atmosphäre des sagenhaft preisgünstigen Überraschungshits von 2011 kann Wan trotz haargenau demselben Team vor und hinter der Linse nicht wiederholen.

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Der Fremde am See

„Blow Up“ mit Blow Job: Undurchdringlicher homoerotischer Kunst-Thriller, der seine Naturkulisse betörend minimalistisch ablichtet.

Der Fremde am See Cover

L’inconnu du lac, Alain Guiraudie, FR 2013
Kinostart: 19.09.2013 DVD/BD-Start: 29.11.2013
Story: Sommer in Südfrankreich: ein abgelegener Badesee hat sich zum Cruising Spot für Männer entwickelt und auch der junge Franck sucht hier Anschluss. Mit dem an Sex desinteressierten Einzelgänger Henri freundet er sich an, im Athleten Michel findet er einen Lover. Den er zuvor bei einem Mord beobachtete.
Von Thorsten Krüger

Leidenschaft und Tod sind die Pole, zwischen denen sich Alain Guiraudies („Der Ausreißer“) zeigefreudiger wie unterschwelliger Kunst-Thriller bewegt. In lyrischem Minimalismus entwirft er den abgeschiedenen Kosmos eines idyllisches Cruising-Mekkas, ertastet mit trockenem Humor und trotz hellem Sonnenlicht faszinierender Undurchdringlichkeit emotionale Abgründe von Begehren bis Mord.

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Exit Marrakech

Unentschlossene Marokko-Reise, auf deren Weg Oscarpreisträgerin Caroline Link viele Möglichkeiten liegen lässt.

Exit Marrakech Cover

Caroline Link, D/FR 2013
Kinostart: 24.10.2013, DVD/BD-Start: 08.05.2014
Story: Internatsschüler Ben reist aus Bayern nach Marokko, um widerwillig seine Ferien beim fremden Scheidungsvater zu verbringen, der in Marrakesch als gefeierter Theaterregisseur ein Festival inszeniert und sich nicht um den 17-Jährigen schert. So reißt der mit Hure Karima aus, bis ihn sein Vater sucht.
Von Thorsten Krüger

Im Nachhinein wirkt „Jenseits der Stille“ wie ein wunderbarer Ausrutscher und der Auslandsoscar für „Nirgendwo in Afrika“ wie eine krasse Fehlentscheidung. Nicht, dass „Exit Marrakech“ ein schlechter Film wäre. Aber in ihm steckt ein richtig guter, der nur nicht heraus darf. So, wie der Junge aus dem Luxushotel, Kulturkolonialismus und der Kontrolle seines Erzeugers ausbricht, versucht auch die Story aus ihrem formelhaften Roadmovie-Entwurf auszuscheren.

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