Story: Russland 2012. Das Mittelschichtpaar Zhenya und Boris lässt sich scheiden. Sie haben jeweils neu begonnen. Ihren 12-jährigen Sohn Alyosha wollen beide nicht. Als der entsetzte Junge hört, dass er ins Heim abgeschoben werden soll, läuft er fort. Erst zwei Tage später bemerken die Eltern sein Fehlen.
Von Caroline Lin
„Loveless“, im Original „Nelyubov“, was man als „Nichtliebe“ transkribieren kann – der Titel ist Programm: Nach seinem ebenbürtig beeindruckenden „Leviathan“ verleiht der russische Independent-Auteur Andrey Zvyagintsev dem Drama über zwischenmenschliche Kälte in einer Familie eine stille, emotional heftige Wucht, für die seine Parabel auf das eisige Russland Putins abermals für den Auslandsoscar nominiert ist.
Oscarnominiert: kühl-intensive russische Gesellschaftsallegorie, eine kafkaeske Hiob-Tragödie mit monströsem Staatsapparat
Leviafan, Andrey Zvyagintsev (Andrej Swjaginzew), RUS 2014
Kinostart: 12.03.2015
Story: Der dickköpfige Nikolai lebt mit seiner jüngeren Frau Lilya und dem heranwachsenden Sohn Roma in einem verwitterten Küstendorf an der Barentsee. Ein skrupelloser Lokalpolitiker will ihm Haus und Grundstück wegnehmen, weshalb Nikolai einen befreundeten Moskauer Anwalt einschaltet – mit furchtbaren Folgen.
Von Thorsten Krüger
„Insekt! Du Ratte hast keine Rechte und wirst nie welche haben!“, keift der fett-feiste, korrupte Bürgermeister und „Leviathan“ tritt an, um die Gnadenlosigkeit, mit der die Mächtigen in Russland die Machtlosen zertreten, auf 140 allegorischen Minuten zu beweisen. Andrej Swjaginzew (Goldener Löwe für „The Return“) erstellt ein Arthaus-Gesellschaftsbildnis von Heuchelei, Untreue, Filz und Verrat, eine Inventur des Unglücks.