Story: Als Anwalt Sebastián seine beiden Kinder Luca und Luna aus dem siebten Stock des Apartmentgebäudes seiner frisch geschiedenen Exfrau Delia abholt, verschwinden diese auf der Treppe nach unten spurlos. Sofort sucht Sebastián nach ihnen und fragt sich erfolglos durch. Dann geht ein Erpresseranruf ein.
Von Max Renn
Nach seinem bemerkenswerten Barcelona-Thriller „25 Carat“ sichert sich Patxi Amezcua in dem reinrassigen Old-School-Thriller spanisch-argentinischer Provenienz die Mitwirkung des namhaftesten argentinischen Mimen, Ricardo Darín („In ihren Augen“), sowie der seit „Das Waisenhaus“ international bekannten Spanierin Belén Rueda, die als geschiedenes Ehepaar ihre beiden jungen Kinder suchen.
Nazi mit Herz gegen Islamofaschisten: der britische Ehrenmordthriller mit Paddy Considine schwächt seine Seriosität mit Klischees.
Shan Khan, GB 2014
ohne deutschen Start
Story: Ihrer streng konservativen pakistanischen Einwandererfamilie ist die modern lebende Tochter Mona ein Dorn im Auge. In London engagiert die Mutter einen vormaligen National-Front-Straftäter, der als Kopfgeldjäger Monas Spur aufnehmen und sie töten soll. Das erzeugt bei diesem erstmals Gewissensbisse.
Von Sir Real
Ein ernstes Thema mit den Low-Budget-Mitteln von sozialrealistischem Drama und geschmeidigem Genrefilm trägt TV-Drehbuchautor und Regiedebütant Shan Khan vor, der Ehrenmorde, Parallelgesellschaft, Rassismus und Frauenfeindlichkeit in der pakistanischen Community Londons aufgreift. Darin wird eine junge, schöne Muslima (Aiysha Hart) zum Töten freigegeben, weil sie sich in ihr Gastland zu sehr integriert hat.
„Stirb langsam“ en miniature: gekonnter B-Thriller mit Anleihen bei Hitchcock und dem Paranoiakino.
Not Safe For Work, Joe Johnston, USA 2014
DVD/BD-Start: 11.12.2014
Story: Anwaltsgehilfe Tom vermasselt den Kopierauftrag für einen Pharmazieprozess in seiner Großkanzlei und wird prompt gefeuert. Beim Verlassen des Büroturms entdeckt er einen Verdächtigen, folgt ihm zurück auf die inzwischen leere Etage – und steht einem Killer gegenüber, der ihn durch die Flure hetzt.
Von Thorsten Krüger
Joe Johnston, für gewöhnlich mit Mammutbudgets betrauter Blockbuster-Lieferant („Jurassic Park 3“, „Captain America: The First Avenger“), nimmt eine Studio-Auszeit für einen kleinen, aber gekonnten Indie-Thriller, der ohne Stars und Effektschlacht schnörkellos Suspense generiert. Das an Hitchcock wie „Die Hard“ angelehnte, trick- und fintenreiche Duell zwischen Killer und Kanzlei-Clerk ist auch hintergründiger Wirtschaftskrimi.
Schon wieder ein kleiner Indie-Chiller, der das Zeug zum großem unheimlichen Wurf hätte, aber statt dessen spüren lässt, wie sehr sich Found Footage inzwischen totgelaufen hat. Der Selfie-Horror beginnt mit Scott (Jon Foster) und Penny (Sarah Jones), die sich für ein Jahr in eine Berghütte zurückgezogen haben, um ihre Beziehung zu kitten. Derweil will der überehrgeizige Bursche mit gutem Equipment – dessen wackelfreie Bildqualität verwöhnt – die ultimative Naturdoku drehen, was sich wie eine Parodie auf oder Hommage an Terence Malicks „The Tree of Life“ ausnimmt.
Schwunglos-medioker Paranormalhorror um ein Okkultexperiment, das telekinetische Kräfte und Geistergrauen freisetzt.
John Pogue, USA/GB 2014
DVD/BD-Start: 18.08.2014
Story: 1974 rekrutiert Oxford-Professor Coupland ein paar Studenten und den jungen Kameramann Brian für ein kontroverses außeruniversitäres Experiment: An Versuchskaninchen Jane will er in einem Landhaus die Theorie beweisen, dass ihre angebliche dämonische Besessenheit nur Manifestationen der Psyche sind.
Von Thorsten Krüger
Obwohl die legendäre britische Horrorschmiede Hammer seit ein paar Jahren wieder lebt und Sehenswertes wie „Wake Wood“ hervorgebracht hat, fand die Traditionsfirma erst 2012 mit der schicken Schauergothic „The Woman in Black“ – auch wegen des Besetzungscoups von „Harry Potter“ Daniel Radcliffe – größere Beachtung. Dem zweiten Kinofilm mangelt es an großen Namen wie auch eklatant an anderen Reizen.
Authentisch, direkt, hart: deutscher Indie-Thriller zwischen spannendem Heist-Movie und melancholischem Film Noir.
Nikolai Müllerschön, D 2013
Kinostart: 12.06.2014
Story: 16 Jahre saß der knallharte Kriminelle Harms dafür ein, dass er Wort gehalten hatte. Kaum in Freiheit, bietet ihm ein ruheständischer Vorstand die Aussicht auf 100 Millionen Euro für einen Einbruch in die Bundesbank. Mit alten Gefährten plant Harms die Aktion, doch er wittert zurecht ein falsches Spiel.
Von Max Renn
Nikolai Müllerschön ist seit 30 Jahren im Regiegeschäft und Könner von Crime-Thrillern (oft fürs Fernsehen), auch wenn er 2007 mit dem aufwändigen Fliegerabenteuer „Der Rote Baron“ vollversagte. Wie sehr es ihn befreit, auf Budget und Filmförderung zu verzichten, beweist er imposant, stilsicher, aber nicht stilisiert, mit einer so brutalen wie fesselnden Genre-Ballade von internationalem Rang.
Im Found-Footage-Stil verlegt Ti West den Massensuizid von Jonestown in die Gegenwart. Anständig, aber nicht mehr.
Ti West, USA 2013
DVD/BD-Start: 06.11.2014
Story: Sam und Jake sind Reporter für VICE und ihr Fotograf Patrick hat eine Schwester, die sich in die Parish-Sekte nach Südamerika verabschiedet hat. Grund genug für eine Story. Das Journalisten-Trio findet das versteckte Paradies des manipulativen Father und löst mit seiner Anwesenheit eine Katastrophe aus.
Von Gnaghi
Umberot Lenzis „Eaten Alive“ stand zuletzt doppelt Pate – einmal für Eli Roth, Gefährte und Förderer (und in diesem Fall Produzent) der Horror-Hoffnung Ti West. Wo Roth mit „The Green Inferno“ den Kannibalenaspekt des berüchtigten Billig-Exploiters betont, orientiert sich sein Protégé an dem Horror der Selbstmord-Sekte, was schon seinerzeit auf dem Massenmord des Sektengurus Jim Jones 1978 in Guyana basierte.
Story: Aufgrund einer außergewöhnlichen Gabe kann John in die Gedanken anderer eindringen und als Erinnerungsdetektiv Mordfälle lösen. Als er die junge, hochbegabte und verstörte Patientin Anna therapieren soll, die wie seine verstorbene Frau heißt, gerät er in ein mörderisches Netz aus Lüge und Halluzination.
Von Jochen Plinganz
Wieder folgt ein kleiner Genrefilm Christopher Nolans Blockbuster „Inception“, der vor vier Jahren eine Mini-Welle lostrat. Das von Jaume Collet-Serra („Non-Stop“) finanzierte spanische Whodunit-Rätsel wählt nicht den SF-Politthriller-Ansatz eines „Dreamscape“ – er lockt auf das vertraute Terrain eines typischen Vertreters iberischer Psychothriller mit übernatürlichem Touch, in einer nur vermeintlich üblichen Mystery-Ware.
The Act of Killing: kühl-intensive Charakterstudie um eine unauflösbare und ruinöse amerikanische Blutfehde.
Jeremy Saulnier, USA 2013
Kinostart: 11.12.2014, DVD/BD-Start: 02.04.2015
Story: Dwight ist ein obdachloser Drifter, der in einem Autowrack in den Dünen lebt. Als er erfährt, dass der Mörder seiner Eltern auf Bewährung aus dem Gefängnis kommt, macht er den Wagen flott und lauert ihm mit einer Waffe auf. Damit setzt er sich unvorbereitet der Rachewut von dessen aggressiver Sippe aus.
Von Max Renn
Wie man in einer schlichten Rachestory ein nuanciertes Arthaus-Charakterdrama aufspürt, das poetische Rostbilder einer Nation in melancholisch-schöner Indie-Bleiche ausdünstet, zeigt Jeremy Saulnier bravourös, der Kameramann von Mumblecore-Regisseur Matthew Porterfield („I Used to Be Darker“). Ein (nicht ganz) kurzer Film über das Töten, geradewegs das Gegenteil zum blindwütigen Rausch des US-Rachekintopps.
Alex van Warmerdam, NL/B/DK 2013
Kinostart: 02.10.2014, DVD/BD-Start: 09.02.2015
Subversion ist der zweite Vorname des niederländischen Auteurs Alex van Warmerdam, der wieder mit absurdem Eigensinn die Zersetzung bürgerlicher Familien und ihres Wertgefüges betreibt. Seine im unscheinbaren Alltag spielenden, dennoch phantastischen Geschichten fallen so satirisch („Die letzten Tage der Emma Blank“) wie erotisch („Das geheimnisvolle Kleid“) aus. Stets sind es (nicht nur in „Grimm“) kleine, böse Arthaus-Märchen, wie von Claude Chabrol, Luis Buñuel und Michael Haneke gemeinsam inszeniert, mit Neigung zu schwarzer Komik und bizarren Parabeln.
Story: Der seit kriminellen Tagen Dank Beute zum bürgerlichen Bauunternehmer und Familienvater gewandelte Paul muss erleben, wie maskierte Eindringlinge seine Teenietochter entführen. Als man ihre Leiche findet, holt Paul mit alten Gefährten fürs Grobe gegen polizeilichen Rat die Waffen aus dem Schrank.
Von Gnaghi
Nicolas Cage kämpft weiter wacker gegen seinen Schuldenberg an, weshalb der Starmime in Trash wie „Drive Angry“ oder „Ghost Rider“ auftaucht, zuletzt aber in dem Indie-Milieudrama „Joe“ eine Kostprobe seines Könnens abgab. Auch dieses gut besetzte B-Movie hat die richtigen Ambitionen, involviert mit flachen Standardfiguren und normierter Story aber einfach nicht genug, um Cage ein kleines Zwischenhoch zu bescheren.
Terror im Outback: statt True Crime regiert im Sequel zynisches Splattertainment für Hartgesottene
Greg McLean, AUS 2013
Kinostart: 19.06.2014, DVD/BD-Start: 20.10.2014
Story: Serienkiller und Schweineschlachter Mick wurde nie gefasst und betrachtet den einsamen Nationalpark um den Wolfe-Creek-Krater als Jagdrevier. Als er zwei deutsche Rucksacktouristen beim Campen umbringt, läuft ihm Surfer Paul vors Visier, den er so lange verfolgt, bis der in seinem Folterkeller sitzt.
Von Jochen Plinganz
Der Terrorfilm vom Schlage „Texas Chainsaw Massacre“ oder eines Rob Zombie („The Devil’s Rejects“) ist auf dem fünften Kontinent angekommen und hat mit Psychopath Mick einen echten Antihelden hervorgebracht. In der Fortsetzung seines nihilistischen Backwood-Thrillers von 2004 um die bis heute ungelösten Rucksackmorde greift Greg McLean auf tausendfach bewährte Genrestandards goriger Grotesk-Gräuel zurück.
Der Suspense-Thriller um einen Mann auf der Suche nach seiner verschwundenen Verlobten berührt und verstört.
Hoa-cha, Byun Young-Joo, ROK 2012
ohne deutschen Start
Story: Kurz vor ihrer geplanten Hochzeit verschwindet Sun-young, die Verlobte von Moon-ho, auf einer Autobahnraststätte spurlos. Verzweifelt forscht der Veterinär mit Hilfe seine suspendierten Polizisten-Cousins nach ihr. Und entdeckt hohe Schulden, falsche Identitäten und eine Reihe ungeklärter Frauenmorde.
Von Caroline Lin
Byun Young-Joo („Ardor“) gelingt weit mehr als die südkoreanische Version von George Sluizers „Spurlos“. Ihre Adaption des Bestsellers „Kasha“ (1992, auf deutsch 2011 erschienen als „Feuerwagen“) der Japanerin Miyabe Miyuki ist einerseits handwerklich reif und ballastfrei, so spannend wie verstörend, zugleich aber auch ein zart-feinfühliges (Liebes)Drama um einen verlassenen Mann und die verborgene Tragödie einer Frau.
Der oscarwürdige Mix aus Sozialdrama, Film Noir und Moralthriller ist zutiefst humanistisches und aufwühlendes Kino.
Sean Ellis, GB/RP 2013
ohne deutschen Start
Story: Fallende Getreidepreise zwingen den bettelarmen Bauern und hart arbeitenden Familienvater Oscar, mit Frau und Kindern in der Großstadt Manila Arbeit zu suchen. Dort werden sie betrogen und landen auf der Straße, bis der großzügige Ong ihm einen gefährlichen Job als Wachmann für Geldtransporte vermittelt.
Von Thorsten Krüger
Die britisch-philippinische Produktion ging für England ins Oscarrennen, wurde aber nicht einmal nominiert – dabei hätte das sensibel-bestürzende, sozialrealistische Crime Drama um die Menschenwürde den Preis als bester ausländischer Film wirklich verdient. Sean Ellis, der vor Ort in der Metropolregion Manila auf Tagalog drehte, hat nach dem kleinen Psychohorror „The Broken“ sein vorläufiges Meisterstück vorgelegt.
Story: Kaum hat Nachwuchspolizist und Schwarzgurtkämpfer Rama die Razzia im Hochhaus überlebt, stecken ihn skrupellose Vorgesetzte in den Knast, damit er Bandenboss-Sohn Uco das Leben rettet und später dessen Organisation infiltrieren kann. Jungmobster Bejo aber plant einen ganzen Unterweltkrieg.
Von Jochen Plinganz
An Ambitionen mangelt es Gareth Evans Nachfolger zum eigenen, drei Jahre alten, ultrabrutalen Martial-Arts-Reißer keineswegs – aber das wortwörtlich schlagende Konzept einer Actionfassung von „Rio Bravo“, das beste Argument für den Vorgänger. So verteilen sich Shootingstar Iko Uwais, der hippe Soundtrack, der Stakkatokampfstil des indonesischen Pencak Silat und sehr viel Gewalt auf ein Gangsterepos aus Jakarta.
Glaubhafter B-Actionthriller, in dem Schwarzgurtträgerin Gina Carano Karibikmafia und Korruption den knallharten Kampf ansagt.
John Stockwell, GB/PRI 2014
DVD/BD-Start: 17.04.2015
Story: Die kampferprobte Ava hat mit Derek in eine reiche Familie eingeheiratet und verbringt die Flitterwochen auf einer karibischen Insel. Als Derek bei einem Abenteuerausflug verunglückt, kommt er nie im Krankenhaus an. Da Polizei und Schwiegereltern die Hilfe verweigern, sucht ihn Ava auf eigene Faust.
Von Max Renn
Schauspieler (und vor allem Regisseur) John Stockwell („Crazy/Beautiful“, „Into the Blue“) reist wieder an Traumstrände, um Touristenalpträume wahr werden zu lassen und sein Abenteuer-Thriller „Turistas“ mit dem Rachereißer „96 Hours“ zu kreuzen. Nur, dass Mixed Martial Arts Champion Gina Carano („Haywire“) in dem packenden Real-Horror-Szenario jedem Kerl das Fürchten lehrt und die Geschlechterformel umdreht.
Grob gehobelte Testosteronaction von David Ayer mit Alphatier Arnie in einen blutgetränkten, aber spannungslosen Crime Thriller.
David Ayer, USA 2014
Kinostart: 10.04.2014, DVD/BD-Start: 28.08.2014
Story: Der abgebrühte Wharton zieht als Anführer einer Anti-Drogen-Elitetruppe gegen gefährliche Kartelle, die seine Frau tot folterten, in den Krieg. Als das Team bei einem Einsatz vergeblich 10 Mio. Dollar Drogengeld zu unterschlagen versucht, töten Unbekannte einen nach dem anderen auf brutale Weise.
Von Jochen Plinganz
Anders als seinem dokuartigen Polizeithriller „End of Watch“ fehlt dem von Ayer wieder selbst gescripteten Mix aus Macho-Action und DEA-Drama sowohl Street Credibility als auch mitreißender Suspense. Sein Faible für finstere Plots, in denen Egoismus, Verrat und Unbarmherzigkeit menschliche Opfer fordern, kann in dem bestürzend talentfrei inszenierten Camp mit R-Rating/18-Freigabe trotz illustrer Cast nicht gedeihen.
Grausig mit Kitsch zugekleisterter Polizei-vs-Drogengangster-Actionthriller, der sich an einem Bloodshed-Revival versucht.
Sao Du, Benny Chan, C/HK 2013
ohne deutschen Start
Story: Die eng befreundeten Tin, Wai und Chow arbeiten für das Drogendezernat der Hongkonger Polizei. Sie wollen den aus dem Goldenen Dreieck Thailands operierenden Drogenboss Eight-Faced Buddha verhaften, dessen Organisation Chow undercover infiltriert hat. Die Aktion läuft tödlich schief.
Von Gnaghi
Seit seinem Kinodebüt „A Moment of Romance“ von 1990 hat Benny Chan („New Police Story“) eigentlich kein gutes Werk mehr abgeliefert, ist aber so kommerziell ausgerichtet, um immer genug Yuan für größere Actionblockbuster und eine Star-Riege zu erhalten. Sein nicht nur mit wirrem Script ausgestattetes, sondern auch handwerklich schwaches Blutsbrüder-Schuld-und-Rache-Drama bietet wieder einmal höchstens Mittelmaß.
Stilbewusster deutscher Noir-Thriller, der aus schizophrener Perspektive in eine kriminelle Gewalt-Unterwelt absteigt.
Maximilian Erlenwein, D 2014
Kinostart: 15.05.2014, DVD/BD-Start: 04.11.2014
Story: Motorradmechaniker Erik hat sich ins ländliche Idyll zurückgezogen und verbringt seine Freizeit glücklich mit neuer Freundin Julia und deren kleiner Tochter. Als sich der grobe Henry wie ein Schatten an Erik heftet, ihn eine Zigeunerbande und der brutale Bordellpate Keitel bedrohen, muss er wider Willen handeln.
Von Max Renn
Am Nischendasein des deutschen Genrefilms werden auch gelungene Exempel wie „Blutgletscher“ oder dieses von Maximilian Erlenwein für drei Millionen Euro mehr als solide in sorgfältige Szene gesetzte Psychodrama, das sich zum brutalen Gewaltthriller auswächst, nichts ändern. Attraktiv anzusehen bleibt die eigenständige, stilstarke Modifikation von „A History of Violence“ sowie „Drive“ und „Only God Forgives“ allemal.
Aberwitzig, böse, erschreckend: die nachtschwarze Thriller-Farce um ein verheerendes Todesspiel macht richtig Laune.
Daniel Stamm, USA 2014
DVD/BD-Start: 25.09.2014
Story: An einem Tag, der nicht der seine ist, verliert der hochverschuldete Verkäufer Elliot den Job und den Mut, seine schwangere Freundin zu heiraten. Da ereilt den Verlierer ein mysteriöser Anruf: Er soll für sechs Millionen 13 Herausforderungen bestehen. Die ersten sind noch harmlos – dann wird es kriminell.
Von Thorsten Krüger
Mit der Mockumentary „Der letzte Exorzismus“ verriet der deutschstämmige Wahlamerikaner Daniel Stamm bereits Potenzial, das er in dem schwarzhumorig-stimmungsvollen Remake des Thai-Thrillers„13: Game of Death“ (der mir gar nicht gefiel) entfaltet – zu einem bitterbösen Verschwörungstrip um eine Game Show unbekannter, aber alles kontrollierender reicher Sadisten: Eine „The Most Dangerous Game“-Satire.
.Fesselnd intensiver, medien- und machtkritischer High-Concept-Thriller um einen live im Fernsehen übertragenen Terroranschlag
Deu tae-ro ra-i-beu, Kim Byeong-woo, ROK 2013
ohne deutschen Start
Story: Der zum Radiosprecher degradierte Topreporter Yoon erhält in seiner Sendung einen Drohanruf. Kurz darauf explodiert die Mapo-Brücke direkt unter dem Hochhaus und Yoon hat sein Comeback: Vor laufenden Kameras fordert der Erpresser eine Entschuldigung des Präsidenten, oder er zündet weitere Bomben.
Von Caroline Lin
Das Südkorea-Update von Sidney Lumets „Network“ enthält dessen geballte Medienkritik, vermittelt sie aber in einem fast in Echtzeit ablaufenden High-Concept-Reißer, der wie „Non-Stop“handwerklich hervorragende Hochspannung bietet und ähnliche Glaubwürdigkeitsmängel entwickelt. Anders als Liam Neesons paranoider Furor geht diese tragische Tour de Force mit der Moral von Medien und Politik knallhart ins Gericht.
Captain America: The Winter Soldier, Anthony Russo, Joe Russo, USA 2014
Kinostart: 27.03.2014, DVD/BD-Start: 14.08.2014
Der Spion, der aus der Kälte kam: Der originaltitelgebende Winter Soldier ist ein von den US-Geheimdiensten gezüchteter Frankenstein, der den berüchtigten Menschenexperimenten der CIA entsprungen sein könnte. Mit ihm als Nemesis verwandeln die patenten Regie-Brüder Anthony und Joe Russo die all-amerikanische Supersoldaten-Saga in einen handfesten Paranoia-Actionthriller, der – auch wegen der Besetzung mit Robert Redford – ganz im Geiste der 70er-Jahre-Ikonen „Die drei Tage des Condor“ und „Die Unbestechlichen“ steht.
Schnörkellos spannender Überwachungs-Thriller um ein Eliteteam aus Seoul, das eine brutale Verbrecher-Bande jagt.
Gam-si-ja-deul, Jo Ui-seok, Kim Byung-seo, ROK 2013
ohne deutschen Start
Story: Die professionell organisierte Bande des eiskalten Mastermind James hat am helllichten Tag in Seoul eine Bank überfallen. Detective Hwang und seine Elite-Überwachungseinheit sollen den nächsten Coup der Gangster verhindern. Mit der begabten Rekrutin Ha nehmen sie die Spur des knallharten Killers auf.
Von Max Renn
Einen handwerklich lupenreinen, fulminanten Big-Budget-Thriller hat das südkoreanische Regie-Duo Jo Ui-seok („The World of Silence“) und Kamera-As Kim Byung-seo („Dangerous Liaisons“) generiert. Das in Seouls Stadtteil Gangnam verortete, gelungene Remake der ordentlichen Johnnie-To-Produktion „Eye in the Sky“ von 2007 verleiht dem High-Tech-Überwachung-Plot eine zusätzliche Portion Action und Gewalt.
„Phone Booth“ im Konzertsaal: Ein Scharfschütze bedroht Klassikvirtuose Elijah Wood in einem kompakten Suspense-Thriller.
Eugenio Mira, SP 2013
DVD/BD-Start: 17.04.2014
Story: Seit er bei einem Auftritt kollabierte, quälen den jungen Meisterpianisten Tom Selznick arge Phobien, denen er sich mit einem Comeback-Konzert fünf Jahre später stellen will. Da droht ein Unbekannter ihn und seine im Publikum anwesende Frau zu erschießen, wenn er auch nur eine falsche Note spielt.
Von Thorsten Krüger
Schießen sie auf den Pianisten: „Herr der Ringe“-Frodo Elijah Wood erweitert sein ohnedies breites Rollenspektrum (siehe „Maniac“) um eine starke Note und beeindruckt durchweg als nervöser Flügelvirtuose, der in einem vollbesetzten Konzertsaal von einem psychopathischen Erpresser (von John Cusack ist meist nur die Stimme zu hören) zu einem Alptraum-Auftritt gezwungen wird, bei dem jeder Fehler den sicheren Tod bedeutet.
Fung bou, Alan Yuen, C/HK 2013
ohne deutschen Start
Ein konfuser Kracher: An „Infernal Affairs“-Klonen aus der Ex-Kronkolonie mangelt es nun wahrlich nicht, aber dieser Heist/Cop-vs.Gangster-Thriller mit einem grimmig dreinguckenden Andy Lau („House of Flying Daggers“) geht als reißerischer Blockbuster in die Vollen. Doch auch das Finale Grande, ein Destruction Derby sondergleichen, kann nicht verhehlen, wie unnötig kompliziert und mangelhaft holprig die dritte Regiearbeit von Alan Yuen („Princess D“, Drehbuch zu „New Police Story“) geraten ist. Was an Klasse und Sorgfalt eines Johnnie To („Drug War“) fehlt – oder Ringo Lam, dessen „Full Alert“ auch nicht weit ist -, versucht Yuen mit schicksalsschwerer Dramatik und noch schwereren Waffen wettzumachen.