Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 17.03.2014
Das Regiedebüt des Karriereschauspielers Joseph Gordon-Levitt („Inception“) ist „Shame“ als Hochglanz-Farce, deren Satire auf ordinäre Macho-Attitüden und sexuelle Fehlentwicklungen nicht ganz trennscharf von ihrer Werbeclip-Verherrlichung bleibt und die zudem eine irritierend konservative Moraldidaktik aufweist. Fabelhaft gibt Gordon-Levitt den schmierigen Aufreißer im Muscle-Shirt, der als Porno-Junkie Sex statt Beziehungen sucht und selbst bei Vollblutweib Scarlett Johansson findet, dass das echte Leben nicht an seine Masturbations-Highlights heranreicht.
Diese Luxus-Tussi erweist sich psychisch als ebenso gestört wie der gelackte Prolet aus dem Italo-Trash-Milieu, dennoch wird die flotte Komödie zum Ich-bin-ein-Problemtyp-Drama, indem ein Beschränkter das lernt, was der Zuschauer von Beginn an weiß. Dafür lässt er sich auf die reife Julianne Moore ein, die ihn lehrt, Frauen, Intimität und Emotionen zu achten – eine blitzartige Entwicklung vom Jungen zum Mann, die behauptet, aber nicht ausgearbeitet wird.
Deftig freizügige Ausschnitte aus Hardcore-Clips weichen damit einer puritanisch-pädagogischen Korrektheit, die ein Schwein zum Softie erzieht und in der selbst die Katholizismus-Kritik irgendwie versackt. Dabei läuft dieser moderne Disco-Don-Juan zuvor bissig Amok und stellt wahre Geschlechterstereotypen bloß, räumt überdreht mit Erwartungshaltungen in Beziehungen auf und porträtiert eine narzisstische Generation. Die aufdringlich-moralinsaure Quintessenz – Pornos und Schnulzen verderben den Charakter – würgt schlussendlich den Spaßmotor dieses kleinen Star-Experiments ab.