Transgressives, verstörend schönes Filmkunstpoem aus den monströsen Eingeweiden unserer Zivilisation.
Antoine D’Agata, FR 2013
Sendetermin: 03.12.2013 (Arte) ohne deutschen Verleih
Story: Ein Namenloser reist über den Globus zu heruntergekommenen Orten, wo Nutten, Fixer und andere Abhängige vegetieren. Während sie Freier bedienen, sich ihrem Drogenrausch hingeben oder im Elend liegen, sprechen die Prostituierten aus dem Off deprimierende Gedanken über ihr Leben und die Welt.
Von Thorsten Krüger
Seit 30 Jahren schon reist der renommierte französische Fotograf Antoine D’Agata zu den Gossen dieses Planeten, um dort Dirnen und Drogenabhänge abzulichten. Sein über zwei Jahre hinweg entstandenes Regiedebüt bietet die Essenz seines bisherigen Schaffens: In Dutzenden Rotlichtvierteln taucht er tief in die Schlünde der verschwommenen Realität ein, eine fiebrige Fantasie von erschreckend-betörender Fremdheit.
Story: Nur mit Alkohol hält sich der abgekämpfte Headhunter Clemens Trunschka im Arbeitstrott eines großen deutschen Autokonzerns, für dessen Chefetage er höchst inoffiziell einen begehrten Manager des Texanischen Energieriesen Houston Petrol abwerben soll. Vor Ort in Houston verzweifelt Trunschka an seiner Aufgabe.
Von Max Renn
Eine Reise in die Seelennacht: atmosphärisch ausgereifte Charakterstudie, in der ein wie immer erstklassiger Ulrich Tukur (zuverlässig auch in „Exit Marrakech“) als Familienvater und Einzelkämpfer in einen kafkaesken, antidramatischen Taumel gerät. Die Ausmessung des Unbehagens an einem, der sich selbst, anderen und seinem Job bis zur Verzweiflung entfremdet bleibt, bewegt sich zwischen „Paris, Texas“ und „Lost in Translation“.
Story: Internatsschüler Ben reist aus Bayern nach Marokko, um widerwillig seine Ferien beim fremden Scheidungsvater zu verbringen, der in Marrakesch als gefeierter Theaterregisseur ein Festival inszeniert und sich nicht um den 17-Jährigen schert. So reißt der mit Hure Karima aus, bis ihn sein Vater sucht.
Von Thorsten Krüger
Im Nachhinein wirkt „Jenseits der Stille“ wie ein wunderbarer Ausrutscher und der Auslandsoscar für „Nirgendwo in Afrika“ wie eine krasse Fehlentscheidung. Nicht, dass „Exit Marrakech“ ein schlechter Film wäre. Aber in ihm steckt ein richtig guter, der nur nicht heraus darf. So, wie der Junge aus dem Luxushotel, Kulturkolonialismus und der Kontrolle seines Erzeugers ausbricht, versucht auch die Story aus ihrem formelhaften Roadmovie-Entwurf auszuscheren.