Schlagwort-Archive: Thorsten Krüger

Winterkartoffelknödel

Urig-makabre Krimikomödie und Provinzballade – der zweite Fall von Rita Falks bayerischem Dorfsheriff.

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Ed Herzog, D 2014
Kinostart: 16.10.2014, DVD/BD-Start: 17.04.2015
Story: Eine mysteriöse Unfallserie dezimiert die Familie Neuhofer, woraufhin der strafversetzte Landpolizist Franz Eberhofer aktiv wird und auf Femme Fatale Mercedes stößt, die sich ihm zum Missfallen seiner Freundin Susi an den Hals wirft. Mit Ex-Kollege Rudi findet er eine Spur, die bis nach Teneriffa führt.
Von Thorsten Krüger

„Dampfnudelblues“, die erste Eberhofer-Krimi-Adaption, war zwar nur fürs Fernsehen entstanden, aber trotzdem die beste deutsche Komödie des letzten Jahres und später auch im Kino ein Erfolg. Das finanziell deutlich besser versorgte Sequel übernimmt das gleiche Personal vor und hinter der Kamera und erwartungsgemäß auch das gleiche Konzept, womit er definitiv nichts falsch macht – nur der Krimiplot fällt dagegen spürbar ab.

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Wish I Was Here

Unechtes, aber ehrliches und einsichtsvolles tragikomisches Märchen, das sympathisch die Selbstfindung einer Familie ausführt.

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Wish I Was Here, Zach Braff, USA 2014
Kinostart: 09.10.2014, DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Der seit Jahren ungebuchte Schauspieler Aidan lebt in Los Angeles, wo seine Frau die Familie ernährt und der Vater die streng jüdische Schule der beiden Kinder zahlt. Als dieser bei einem Krebsrückfall das Geld für seine Therapie benötigt, muss Adian die Kids selbst unterrichten und löst dies sehr unorthodox.
Von Thorsten Krüger

Mit Crowdfunding-Geld für die eigene Kreativkontrolle hat „Scrubs“-Doktor Zach Braff nach dem unscheinbaren existenzialistischen Indie-Oddball „Garden State“ in seinem zweiten Regie-Einsatz zehn Jahre später so etwas wie eine Fortsetzung mit Thirtysomethings geschaffen. Die wechselhafte Auteur-Tragikomödie zerfällt bisweilen in viele kleine Sitcom-Vignetten, schafft es aber zu berühren und macht das Lächerliche erhaben.

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Los Ángeles

Nachdenklich-negatives Coming of Age: Ein jugendlicher Mexikaner verliert durch einen Teufelspakt Illusionen, Liebe und Glück.

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Damian John Harper, MEX/D 2014
Kinostart: 29.01.2015, DVD/BD-Start: 21.08.2015
Story: Der 17-jährige Mateo soll seinem Vater und anderen Bürgern seines kleinen südmexikanischen Dorfes folgen und illegal nach Los Angeles geschleust werden, um dort zu arbeiten und die Familie zu unterstützen. Für künftigen Schutz wird er Mitglied einer lokalen Mara-Gang, für die er jedoch töten soll.
Von Thorsten Krüger

Das Debüt des US-Ethnologen und HFF-Absolventen Damian John Harper ist einer dieser Filme, in denen man nie ein Stück Himmel sieht. Ein rigoroser Handkamera-Realismus, ganz Dardenne-Style, beengt das trostlose Bild, das weder Kunstlicht noch Soundtrack kennt. Die mexikanisch-deutsche, halbdokumentarisch anmutende Produktion ist formal dennoch nicht so streng wie Cannes-Gewinner „Heli“, dafür leichter zugänglich.

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Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis

Rabenschwarz satirisch: bitterböse Psychostudie und packender Medienthriller mit einem amoralisch guten Jake Gyllenhaal.

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Nightcrawler, Dan Gilroy, USA 2014
Kinostart: 13.11.2014, DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Dieb Lou streift durch die Nacht von Los Angeles, stets auf der Suche nach Beute und einem legalen Job, dem ihm keiner geben will. Bis er sich als Tatort-Fotograf für Unfälle und Überfälle versucht und für die lokale Nachrichtenproduzentin Nina rasch professionell und absolut skrupellos Blutbilder liefert.
Von Thorsten Krüger

Selten hat Hollywood so einen lupenreinen Psychopathen porträtiert – nach klinischer Definition und nicht als augenrollender Schurke: sondern ein von moralischen Skrupeln Befreiter, der andere nicht als Menschen sieht, sie eiskalt ausnutzt und umbringt, falls sie ihn behindern; der mit oberflächlichem Charme ein Business aufzieht. Jake Gyllenhaal („Prisoners“) spielt den Tatort-Paparazzo schauderhaft-grandios und oscarwürdig.

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Among the Living

Ohne klare Linie: 80ies-Horror-Hommage, Splatter-Alptraum und Jugendabenteuer um Monster, Familien und Familienmonster.

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Aux yeux des vivants, Alexandre Bustillo, Julien Maury, F 2014
DVD/BD-Start: 05.03.2015
Story: Am letzten Schultag vor den Sommerferien entwischen Victor, Tom und Dan ihrem Schularrest und stromern zu den verfallenen Bauten eines verlassenen Filmstudios. Wo sie eine gefesselte Frau finden und ihren Entführer, der sie verfolgt und ihnen in der folgenden Nacht zu Hause heimtückisch auflauert.
Von Thorsten Krüger

Stand beim transgressiven Gore-Schocker „Inside“ der herausgeschnittene Fötus am Ende, steht er hier am Anfang. Wer jetzt zu lesen aufhört, dem werde ich keinen Vorwurf machen. Aber nach diesem intensiven Hardcore-Opening – wieder Béatrice Dalle, doch nur in einem Cameo – versumpft das dritte Feature der Franzosen Alexandre Bustillo und Julien Maury und ist so unentschlossen und inkonsistent wie ihr Zweitling „Livid“.

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Graceland

Erschreckend eindringlicher Geiselthriller aus Manila, wo zwei moralisch Korrumpierte für ihre Schuld bitter bezahlen.

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Ron Morales, RP 2012
DVD/BD-Start: 10.11.2014
Story: Underdog Marlon schaut weg, wenn sein Arbeitgeber, der korrupte Politiker Changho, Minderjährige missbraucht. Als am Tag seiner Kündigung Marlons Tochter Elvie und die des Chefs – die dabei stirbt – entführt werden, fällt der Verdacht auf Marlon. Die Geiselnehmer zwingen ihn zum doppelten Spiel.
Von Thorsten Krüger

Der Philippiner Ron Morales, der sich seine Brötchen als Techniker für Hollywood-Murks wie „Der Lieferheld“ verdient, kehrt zwischendurch in seine Heimat zurück, um in der Metropolregion Manilas selbst zu inszenieren. Nach dem durchschnittlichen Drama „Santa Mesa“ legte er bereits 2012 dieses sowohl die Kehle zuschnürende als auch den Magen umdrehende Amalgam aus Suspensethriller, Nacht-Noir und Moraldrama vor.

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Die Legende der Prinzessin Kaguya

Das handgezeichnete, traditionelle japanische Volksmärchen unterläuft als zu lang geratenes Poem konsequent moderne Sehgewohnheiten.

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Kaguyahime no monogatari, aka The Tale of Princess Kaguya, Isao Takahata, J 2013
Kinostart: 20.11.2014, DVD/BD-Start: 15.04.2015
Story: Als ein Bambussammler ein wundersames Mondkind entdeckt, ziehen er und seine Frau es groß. Durch himmlisches Gold reich geworden, ziehen sie in die Stadt, wo sogar der Kaiser um die inzwischen wunderschöne Prinzessin Kaguya buhlt, die sich zur Natur und zu Jugendfreund Sutemaru zurücksehnt.
Von Thorsten Krüger

Isao Takahatas traurige Hiroshima-Kriegswaisenerzählung „Die letzten Glühwürmchen“ gilt vielen als bester Anime, auch wenn ich persönlich die beiden „Barfuß durch Hiroshima“ vorziehe. Nachdem Hayao Miyazaki sich mit dem wunderbaren „Wie der Wind sich hebt“ verabschiedete, folgt ihm sein langjähriger Weggefährte, der schon in der 70er-Serie „Heidi“ Regie führte, mit seinem vermutlich ebenfalls letztem Werk.

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Einer nach dem anderen

Finster komischer, blutiger und winterkalt-lakonisch Thriller-Rachefeldzug eines resoluten Unbescholtenen an Drogenkartellen.

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Kraftidioten, aka In Order of Disappearance, Hans Petter Moland, N/S/DA 2014
Kinostart: 20.11.2014
Story: Der Sohn des unscheinbaren Schneepflugfahrers Nils ist an einer Überdosis gestorben. Niemand stört, dass er kein Junkie war, also forscht Nils mit Faust und Gewehr nach und legt sich direkt mit den Handlangern des lokalen Drogenbosses an. Womit er weitere Revanche und einen kleinen Gangsterkrieg provoziert.
Von Thorsten Krüger

Am Anfang sieht es so aus, als wolle Schwedens internationaler Star Stellan Skarsgård („Der Medicus“) dem Ü-60-Club der Charaktermimen im Dirty-Harry-Rachemodus beitreten wie zuletzt Denzel Washington in „The Equalizer“. Aber seine zweite Kollaboration mit dem Norweger Hans Petter Moland folgt der ersten, dem hinterhältigen „Ein Mann von Welt“, als opferreiche Rachechronik mit skandinavisch-schwarzem Humor.

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Suburban Gothic

Cartoonesk-grellbunte Gruselkomödie, die mit Stil, Spott und fabelhaften Akteuren ein Geistergeheimnis löst.

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Richard Bates Jr., USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Trotz fertigem Wirtschaftsstudium findet Raymond keinen Job und fliegt aus seiner Großstadtwohnung. Weshalb er bei seinem bärbeißigen Vater und der überbehütenden Mutter einzieht, im Redneck-Städtchen aber angefeindet wird. Als ein Geist das Elternhaus bedroht, forscht er mit Barkeeperin Becca nach.
Von Thorsten Krüger

Schwer vorstellbar, dass derselbe Regisseur sowohl den schockierend extremistischen „Excision“ um psychische Perversionen als auch diese nicht nur farbübersteuerte Parodie, Kleinstadtsatire und Horrorkomödie verursacht haben soll. Aber Richard Bates Jr. legt eben ein Coming-of-Age-Spaß mit sporadischem Geisterspuk nach. Damit geht ihm zwar die Puste aus, aber gut aufgelegte Kultmimen wie Ray Wise („RoboCop“) obwalten.

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The Cut

Leise – mitunter zu leise – bewegend fällt Fatih Akins epische Odyssee über den Völkermord an den Armeniern aus.

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Fatih Akin, D/F/TR/CDN 2014
Kinostart: 16.10.2014, DVD/BD-Start: 17.04.2015
Story: 1915 wird Familienvater und Schmied Nazaret vom türkischen Militär verschleppt und wie andere Armenier zur Sklavenarbeit gezwungen, bis man sie alle ermordet. Mit durchgeschnittener Kehle entkommt er in die Wüste, wo er herumirrt, um in Aleppo, Kuba und Amerika seine beiden Töchter zu suchen.
Von Thorsten Krüger

Der seinen Ambitionen nur bedingt gerecht werdende Abschluss von Akins mit „Gegen die Wand“ und „Auf der anderen Seite“ begonnenen „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie befasst sich mit dem Bösen im Menschen und handelt vom Genozid der Türken an mindestens einer Millionen Armenier – wofür der Regisseur anlässlich der Premiere in Venedig von rechtsradikalen türkischen Nationalisten Morddrohungen kassierte.

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Wenn ich bleibe

Weichgezeichnete, aber anrührende und nicht zu knapp tragische Teenie-Lovestory: eine Liebeserklärung an friends & family.

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If I Stay, R.J. Cutler, USA 2014
Kinostart: 18.09.2014, DVD/BD-Start: 22.01.2015
Story: Als die 18-jährige Mia mit Bruder und Eltern auf eisglatter Fahrbahn in einen Unfall gerät, fällt sie ins Koma und erinnert sich als durchs Krankenhaus wandelnder Geist an die letzte Zeit: besonders die Liebe der Cellistin zu Punkband-Frontman Adam, mit dem sie die Leidenschaft für Musik verbindet.
Von Thorsten Krüger

Die sehr musikalische, nämlich im Soundtrack Rock, Punk und Klassik gelungen vereinigende Romanze von E-Gitarre und Cello basiert auf Gayle Formans YA-Roman von 2009. Adaptiert von Shauna Cross („Whip It“) und TV- wie Dokumentarfilmer R.J. Cutler („The World According to Dick Cheney“) schultert die gerade durchstartende Chloë Grace Moretz („Carrie“, „Let Me In“) mühelos eine weitere Außenseiterrolle mit Tiefgang.

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Kamikaze

Flotte, rührige und rührende spanische Tragikomödie über einen Selbstmordattentäter, der den Tod sucht und das Leben findet.

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Álex Pina, E 2014
ohne deutschen Start
Story: Mit Sprengstoffweste sitzt Slatan im Flieger von Russland nach Spanien. Der kann wegen eines Schneesturms nicht abheben. So werden die Passagiere in einem einsamen Berghotel einquartiert und Slatan, der auf Anweisungen wartet, kann sich gegen die ansteckende Fröhlichkeit der Mitreisenden nicht wehren.
Von Thorsten Krüger

TV-Serienautor Álex Pina gelingt mit seinem Regiedebüt der wohl erste Suizidbomberfilm, der ein Lächeln ins Gesicht zaubert, das nicht im Halse stecken bleibt, sondern das Herz erwärmt. Leichtfüßig, aber mit großem Gespür für Tragik und liebenswerte, sehr farbige Charaktere, gelingt ihm das ganz ohne Klamauk („45 Minuten bis Ramallah“), Satire („Four Lions“) oder Drama („Paradise Now“): als fidele menschliche Komödie.

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Pride

Unwiderstehliche Ensemble-Komödie, die mitreißend-euphorisch von Freundschaft und Solidarität im asozialen Thatcher-England erzählt.

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Matthew Warchus, GB 2014
Kinostart: 30.10.2014, DVD/BD-Start: 11.03.2015
Story: London 1984. Eine kleine schwul-lesbische Aktivistengruppe sammelt aus Solidarität für streikende Minenarbeiter, die von Thatchers eiskalter Privatisierungspolitik betroffen sind. Als sie diese in ihrem walisischen Grubendorf besuchen, müssen sie erst einmal Berührungsängste und Vorurteile überwinden.
Von Thorsten Krüger

Der Feelgoodfilm hat eine große Tradition auf der Insel. Unter den zahlreichen jüngsten Exemplaren, darunter auch „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“, zieht aber nur Matthew Warchus’ Version einer historisch verbürgten Begebenheit derart gleich mit den Vorbildern „Ganz oder gar nicht“ und „Billy Elliot“. Der Sozialrealismus eines Ken Loach vereinigt sich hier menschlich sehr bewegend mit einer Verbrüderungs-Fabel.

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Jamie Marks is Dead

Übernatürliches Coming-of-Age-Drama, ein ehrlich-melancholisches Jugendporträt, das ins Homosexuelle überspielt.

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Carter Smith, USA 2014, DVD/BD-Start: 20.11.2015
Story: Als die halbnackte Leiche des gemobbten Außenseiters Jamie gefunden wird, interessiert das in der winterlichen Kleinstadt kaum jemanden. Nur Klassenkamerad Adam wird nachdenklich, freundet sich mit Gracie an, die den Toten fand. Und kurz darauf mit Jamie, der ihm als plastischer Geist erscheint.
Von Thorsten Krüger

Carter Smith vollzieht eine 180-Grad-Wende von seinem blutigen Trip zu den fleischfressenden Maya-Pflanzen von „The Ruins“, bleibt aber dem Übernatürlichen verbunden. Ein zu Lebzeiten Unsichtbarer, erst als Geist Wahrgenommener (wie Daniel Radcliffe als Leiche: Noah Silver aus „Tyrant“), bereichert als Erscheinung das Coming of Age von Adam (Cameron Monaghan, „The Giver“) um allegorische Phantastik.

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Ein Sommer in der Provence

Lockere Generationen-Dramödie – ein oberflächlich ausgestaltetes Sommerferien-Feelgood-Movie mit Jean Reno.

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Avis de mistral, Rose Bosch, FR 2014
Kinostart: 25.09.2014, DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Großmutter Irène hat die Halbwüchsigen Léa, Adrien und ihren kleinen taubstummer Bruder Théo als ungebetene Überraschungsgäste auf den Olivenhof von Großvater Paul in der Provence mitgeschleppt. Diese rümpfen ausgiebig die Nase über den raubeinigen Bauern, den sie wegen eines Familienkrachs nie sahen.
Von Thorsten Krüger

War Rose Boschs Debüt „Die Kinder von Paris“ so richtig falsch und verlogen, kommt ihrem lichtdurchfluteten Zweitling, wieder mit Galliens Altstar Jean Reno, die malerische Landschaft der Provence zu Hilfe einer ansonsten nicht nur provençalischen Klischees mehr bestätigenden als aufbrechenden Familien-Konflikte-Annäherungs-Romantik-Rezeptur, die, verrührt mit 70ies-Wohlfühl-Pop, reichlich Familiensinn propagiert.

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Sin City 2

Robert Rodriguez wärmt den einst revolutionär gestalteten Noir-Comic in einer überflüssigen Fortsetzung lauwarm auf.

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Sin City: A Dame to Kill For, Frank Miller, Robert Rodriguez, USA 2014
Kinostart: 18.09.2014, DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Pokerspieler Johnny will seinen Vater, den verrohten Senator Roark, am Tisch ausnehmen und wird dafür von diesem verstümmelt. Dwight geht ins Netz seiner ruchlosen Ex-Geliebten Ava, die zwanghaft Männer mordet. Stripperin Nancy will sich nach John Hartigans Tod ebenfalls am korrupten Roark rächen.
Von Thorsten Krüger

Neun Jahre nach seiner optisch innovativen Adaption von Frank Millers Kultcomic legt Robert Rodriguez („From Dusk Till Dawn“) einen lose mit dem Vorgänger verbundenen, abermals artifiziellen Hybriden aus Comic und Film Noir vor. In drei überlappenden Episoden wärmt er das Prozedere aus Sex, Crime & Violence lau auf, ohne Charme und Pulp-Appeal des zwar overhypten, aber wenigsten stilvollen Erstlings zu erzielen.

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Der stille Berg

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The Silent Mountain, Ernst Gossner, A/I/USA 2014
ohne deutschen Start

Dass die Front in Ernst Gossners Kriegsdrama einmal nicht durch Verdun, sondern die Dolomiten und eine Familie verläuft, ist schon das ungewöhnlichste Merkmal einer Coming-of-Age und Familientragödie verbindenden Rekonstruktion der sogenannten Ersten Dolomitenoffensive im Sommer 1915. Dies wurde vom gebürtigen Tiroler fünf Jahre nach seinem Rassismus-Drama „South of Pico“ bereits 2012 unter unglückseligen Bedingungen gedreht – ein Blitzeinschlag verletzte mehrere Crewmitglieder, der Hauptdarsteller beendete den Film im Rollstuhl -, aber erst jetzt zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs veröffentlicht.

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Ein Geschenk der Götter

Theater der Trostlosen: In der Loser-Ensemble-Komödie über Menschen in Sozialmisere obsiegt der Neuanfangs-Optimismus.

Ein Geschenk der Götter Cover

Oliver Haffner, D 2014
Kinostart: 09.10.2014
Story: Anna hat ihre Anstellung beim Ulmer Stadttheater unvermittelt eingebüßt. Das Arbeitsamt überrumpelt sie, spontan einen Theater-Workshop für acht frustrierte Langzeitarbeitslose durchzuführen. Auf dem steinigen Streitweg rauft sich der Haufen gegen viele Widerstände beim Proben der „Antigone“ zusammen.
Von Thorsten Krüger

Als Ganzes funktioniert „Ein Geschenk der Götter“ gut, im Detail gibt es viel daran auszusetzen: Wie in seinem Erstling „Mein Leben im Off“ siedelt Oliver Haffner wieder zwischen Komödie und Drama, würzt dies mit Sozialsatire und lässt ein ganzes Ensemble Theaterschauspieler als Hartz-IV-Truppe auftreten. Das authentische Spiel der Darsteller hebt sie ein wenig über die Standardfiguren. Und der Humor ist hintersinniger Natur.

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Mr. Pip

Bittersüßes Coming of Age um ein exotisches Paradies in der Bürgerkriegshölle mit „Dr. House“-Star Hugh Laurie als liebenswerter Poet.

Mr. Pip Cover

Andrew Adamson, PNG/AUS/NZ 2012
ohne deutschen Start
Story: 1989. Auf der Salomoneninsel Bougainville tobt ein Bürgerkrieg um Unabhängigkeit. Tom Watts ist der letzte Weiße in einem kleinen Muschelbuchtdorf und beginnt in der verwaisten Schule den Kindern „Große Erwartungen“ vorzulesen. Die schlaue Mathilda ist begeistert, aber der Konflikt holt alle ein.
Von Thorsten Krüger

Kann ein Film, der „Mr. Pip“ heißt, gut sein? Aber ja. Und wie. Denn dieser Pip ist der Protagonist von Charles Dickens Romanklassiker „Große Erwartungen“, der als literarische Fantasie in ein unerwartet kraftvolles und poetisches, stark gespieltes Drama einfließt, das Aufmerksamkeit verdient (die bislang leider arg ausblieb) und Lloyd Jones’ gefeierten Roman von 2006, bis heute nicht auf deutsch verlegt, vollauf gerecht wird.

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A World Not Ours

Zum Weinen traurig: persönliche Rekapitulation des Lebens in einem Flüchtlingslager und des Schicksals der Palästinenser.

A World Not Ours Cover

aka Alam laysa lana, Mahdi Fleifel, GB/RL 2012
Kinostart: 18.09.2014
Story: Im 1948 gegründeten libanesischen Flüchtlingslager Ain El-Helweh nahe Sidon leben seit sieben Jahrzehnten fast 100.000 Palästinenser wie in einem Gefängnis. Mahdi Fleifel wuchs dort auf und kehrt immer wieder zurück, zu seinem Großvater und seinem Freund Abu Eyad, der frustriert jede Hoffnung verliert.
Von Thorsten Krüger

Weitab von aktivistischem Agitprop erzählt Mahdi Fleifel ganz intim und überragend die eigene Geschichte, die seiner Freunde und seines Volkes mit über Jahrzehnte gesammelten Privatmaterial und Aufnahmen aus wiederholten Besuchen in dem Lager. Ein reflektiertes Home Video, das bewegend, nachdenklich und sensibel hinter Stereotypen und Ideologisierungen blickt: Ein bedrückendes Porträt des Lebens in schäbigen, engen Gassen.

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Hin und weg

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Christian Zübert, D 2014
Kinostart: 23.10.2014, DVD/BD-Start: 26.03.2015

Hannes, gespielt von Florian David Fitz aus „Jesus liebt mich“, hat ALS – Amyotrophe Lateralsklerose, die unheilbare Muskellähmung, an der auch Stephen Hawking leidet. Er platzt damit beim Familientreffen raus und radelt mit seinen erwachsenen Geschwistern und deren Anhang am nächsten Morgen in die Niederlande, wo er Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. Und dem am Drehbuch beteiligten Christian Zübert („Dreiviertelmond“) fällt absolut nichts ein, um die Rad-Movie-Dramödie, die komödiantisch mit platt und bewegend mit bemüht vertauscht, mehr als zäh und so gerade noch annehmbar zu gestalten.

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Coherence

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James Ward Byrkit, USA 2013
Kinostart: 25.12.2014, DVD/BD-Start: 20.03.2015

Ohne große Kohärenz: Etwas dünn fabuliert der Spielfilmerstling des „Rango“-Autoren James Ward Byrkit als Intellektuellen-Fassung einer „Twilight Zone“-Episode von acht bei einer Dinner Party versammelten, schrecklich hippen Typen, die eine Nacht durchstehen müssen, in der der nur alle 100 Jahre vorbeifliegende Millersche Komet einige merkwürdige Raumzeit-Phänomene auslöst. Alles, was der wundervolle „+1“ (deutsch: „Party Invaders“) letzte Saison so vielschichtig ausgestaltet hat, findet sich hier als anstrengend anspruchsvolles Kammerspiel wieder – nur halb so aufregend.

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Storm Hunters

Die Jagd nach einem Tornado-Pulk ist eine gelungene Effektpräsentation, die den katastrophalen Rest nicht retten kann.

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Into the Storm, Steven Quale, USA 2013
Kinostart: 21.08.2014, DVD/BD-Start: 18.12.2014
Story: Pete und sein Sturmjäger-Team mussten lange warten, einen Tornado für ihr Doku-Projekt zu finden. Nun tauchen gleich mehrere nahe einer US-Kleinstadt auf und vereinigen sich zum Monstersturm. Allison und Vize-Rektor Gary suchen während der offiziellen Zeugnisverleihung nach seinem verschütteten Sohn.
Von Thorsten Krüger

Nie hätte ich gedacht, mir einmal den Sommer-Blockbuster „Twister“ zurückzuwünschen, aber bei Jan de Bont flog wenigstens noch die Kuh (und erhält in diesem witzlosen Aufguss ein Mini-Zitat). Schon das Intro der Macher wirkt bizarr deplatziert, den ersten Totalschaden gibt es nach einer Minute und das gilt für den gesamten „Actionthriller“ im Found-Footage-Format, der sich selbst „the most expensive home video ever“ nennt.

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W. Witse – The Movie

Der würdige Kinoabschuss der belgischen Erfolgsserie ist ein bündiger, nahegehender Hybrid aus Psychokrimi und Serienkillerthriller.

W. Witse - The Movie Cover

W. Witse – de film, Frank van Mechelen, B 2014
ohne deutschen Start
Story: Der seit Kurzem zurückgezogen in Rente lebende Ex-Kommissar Witse erhält ungebetenen Besuch von seiner Schwester, die er 30 Jahre nicht sah: Ihre Tochter Maggie wurde ermordet und die Polizei tut nichts. Denn die Tote lag an einem britischen Soldatenfriedhof. Und sie ist beileibe nicht das einzige Opfer.
Von Thorsten Krüger

Vergleicht man die ästhetisch, atmosphärisch und organisch gestaltete Crimework des Flamen Frank van Mechelen, der mit „Der Eindringling“ vor neun Jahren einen düsteren Thrillerhit landete, mit dem aseptisch Ödnisniveau, mit dem einen die deutsche „Tatort“-Reihe traktiert, ist eine Verbeugung vor den Belgiern fällig, die ja kürzlich erst den schaurig-beklemmenden Pädophilen-Thriller „The Treatment“ exportierten.

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Der junge Siyar

Kraftvolles, sozialrealistisches Coming of Age eines jungen kurdischen Ehrenmörders, der seine Schwester quer durch Europa verfolgt.

Der junge Siyar Cover

Før snøen faller, aka Before Snowfall, Hisham Zaman, N/D/IRQ 2013
Kinostart: 11.09.2014
Story: Als der 16-jährige Siyar nach dem Tod des Vaters seine ältere Schwester Nermin ungefragt verheiratet, flieht diese mit dem Mann, den sie tatsächlich liebt, nach Istanbul. Wild zum Ehrenmord entschlossen, reist er ihr auf Schmuggelrouten nach, an Seite des Straßenmädchens Evin, über Berlin bis nach Oslo.
Von Thorsten Krüger

Eine frauenfeindliche, mittelalterlich-patriarchale Tradition – nicht Religion – vergiftet einen eigentlich anständigen jungen Mann, der in dem traurig-humanistischen, bewegenden Heranreifungsdrama on the road Alternativen zu seinem engstirnigen Ehrbegriff entdeckt. Eine kathartische Reise zu den Unsichtbaren und Illegalen des Kontinents, womit Debütant Hisham Zaman einen Essay zu Fremdheit, Kultur und Freundschaft anbringt.

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