Boyhood

Einzigartiges Coming of Age: Richard Linklaters Längsschnitts-Studie über eine Kindheit und Jugend ist phänomenal.

Boyhood Cover

Richard Linklater, USA 2014
Kinostart: 05.06.2014, DVD/BD-Start: 06.11.2014
Story: Der 6-jährige Mason lebt mit der zwei Jahre älteren Schwester Samantha bei seiner alleinerziehenden Mutter. Den von ihr geschiedenen Vater sieht er nur zu Ausflügen am Wochenende und zieht mit der Mutter nach Texas. Im Heranwachsen begegnet Mason Stiefvätern, Freuden und Nöten einer Jugend.
Von Max Renn

Von 2002 bis 2013 verfolgte Indie-Urgestein Linklater ein cineastisches Experiment: In einer Langzeitbeobachtung, wie man sie sonst nur aus Dokumentarfilmen wie „Die Kinder von Golzow“ kennt, sah er 12 Jahre denselben Darstellern zu, wie sie heranreiften (seine Tochter Lorelei, Ellar Coltrane) und älter wurden (Patricia Arquette, Ethan Hawke) – die berührende Beobachtung einer prototypischen Patchwork-Familie.

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Jack und das Kuckucksuhrherz

Überfrachtetes Animationsmärchen, dem zwischen Steampunk-Poesie und Gothic-Musical Gefühl und Geschichte verlustig gehen.

Jack und das Kuckucksuhrherz Cover

Jack et la mécanique du coeur, aka The Boy with the Cuckoo-Clock Heart, Stéphane Berla, Mathias Malzieu, FR/B 2013 Kinostart: 03.07.2014, DVD/BD-Start: 05.11.2014
Story: Als Jack 1874 in Edinburgh geboren wird, gefriert sein Herz im Jahrhundertfrost. Hexenhebamme Madeleine baut ihm dafür eine Kuckucksuhr ein – und rettet damit Jacks Leben. Seine Mechanik aber verkraftet es nicht, sich zu verlieben. Was prompt geschieht, als er die andalusische Drehorgelspielerin Acacia erblickt.
Von Thorsten Krüger

So sehr ich den bezaubernd-liebevollen französischen Tricktraum auch mögen möchte: Ich kann es nicht. Obwohl jede der vielen Zutaten für sich verheißungsvoll ist – die unerfahrene Regie hat kein Gespür, sie per Storytelling zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Vielmehr verliert sich das Duo in überfrachtetem Beiwerk, womit sowohl Romantik als auch Figuren in einem chaotischen Rockmusical unterzugehen drohen.

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The Sacrament

Im Found-Footage-Stil verlegt Ti West den Massensuizid von Jonestown in die Gegenwart. Anständig, aber nicht mehr.

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Ti West, USA 2013
DVD/BD-Start: 06.11.2014
Story: Sam und Jake sind Reporter für VICE und ihr Fotograf Patrick hat eine Schwester, die sich in die Parish-Sekte nach Südamerika verabschiedet hat. Grund genug für eine Story. Das Journalisten-Trio findet das versteckte Paradies des manipulativen Father und löst mit seiner Anwesenheit eine Katastrophe aus.
Von Gnaghi

Umberot Lenzis „Eaten Alive“ stand zuletzt doppelt Pate – einmal für Eli Roth, Gefährte und Förderer (und in diesem Fall Produzent) der Horror-Hoffnung Ti West. Wo Roth mit „The Green Inferno“ den Kannibalenaspekt des berüchtigten Billig-Exploiters betont, orientiert sich sein Protégé an dem Horror der Selbstmord-Sekte, was schon seinerzeit auf dem Massenmord des Sektengurus Jim Jones 1978 in Guyana basierte.

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Rio 2096

Animation für Erwachsene: 600 Jahre leidvolle Geschichte Brasiliens aus der Sicht eines Ureinwohners – anspruchsvoll und augenöffnend.

Rio 2096 Cover

Uma História de Amor e Fúria, aka Rio 2096: A Story of Love and Fury, Luiz Bolognesi, BR 2013 ohne deutschen Start
Story: Im Regenwald vor der Eroberung durch die Portugiesen: Abeguar vom Stamm der Tupinambá entdeckt magische Kräfte und die Liebe seines Lebens, Janaína. Nach einer schamanischen Initiation entkommt er dem Tod als Vogel und wird mehrfach wiedergeboren, begegnet immer wieder Inkarnationen Janaínas.
Von Thorsten Krüger

Genau das Komplement zur seichten Happy-Kiddie-Lüge „Rio 2“ hat Luiz Bolognesi, Dokumentarfilmer und Co-Drehbuchautor von „Birdwatchers“ und „Amazonia“, in seinem kühl-erschütternden Abriss von 600 Jahren blutiger brasilianischer Historie aus Perspektive der Unterdrückten und Unterprivilegierten ausgestaltet. Ein wichtiges Werk vom Format eines „Waltz with Bashir“, das zur kritischen Reflexion anregt.

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Tausendmal gute Nacht

Nahegehendes Drama um die ethische und emotionale Zerrissenheit einer Fotografin zwischen Kriegsgebiet und eigener Familie.

A Thousand Times Good Night Cover

Tusen ganger god natt, aka A Thousand Times Good Night, Erik Poppe, N/IRL/S 2013
ohne deutschen Start
Story: Kriegsfotografin Rebecca folgt in Kabul einer Selbstmordattentäterin von der rituellen Vorbereitung bis zum Anschlag auf einem belebten Marktplatz. Rebecca überlebt knapp und kehrt schwer verletzt zu ihrer Familie nach Irland zurück. Den beiden Töchtern und ihrem Mann Marcus wird das zu viel.
Von Caroline Lin

War Photographer: Nach seinem aufwühlenden Schulddrama „Troubled Water“ kehrt der Norweger Erik Poppe mit einem internationalen, englischsprachigen Charakterporträt an die Emotions-Front zurück. So konventionell das Familiendrama ikonografisch ausfällt, so sehr gewinnen die diskrete Ästhetik und das berührende Spiel von Juliette Binoche an Wucht. Der Spezialpreis der Jury in Montréal 2013 ist mehr als verdient.

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Mindscape

Von Jaume Collet-Serra produzierter psychologischer Thriller um einen paranormalen Detektiv in einer Mind-Fuck-Mystery.

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Jorge Dorado, SP/USA/FR 2013
Kinostart: 03.07.2014, DVD/BD-Start: 20.11.2014
Story: Aufgrund einer außergewöhnlichen Gabe kann John in die Gedanken anderer eindringen und als Erinnerungsdetektiv Mordfälle lösen. Als er die junge, hochbegabte und verstörte Patientin Anna therapieren soll, die wie seine verstorbene Frau heißt, gerät er in ein mörderisches Netz aus Lüge und Halluzination.
Von Jochen Plinganz

Wieder folgt ein kleiner Genrefilm Christopher Nolans Blockbuster „Inception“, der vor vier Jahren eine Mini-Welle lostrat. Das von Jaume Collet-Serra („Non-Stop“) finanzierte spanische Whodunit-Rätsel wählt nicht den SF-Politthriller-Ansatz eines „Dreamscape“ – er lockt auf das vertraute Terrain eines typischen Vertreters iberischer Psychothriller mit übernatürlichem Touch, in einer nur vermeintlich üblichen Mystery-Ware.

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Brick Mansions

Paul Walkers letzter (vollständiger) Kinoauftritt: Ein formelhaftes Jump&Run-Game aus Luc Bessons Action-Factory.

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Camille Delamarre, FR/CA 2014
Kinostart: 05.06.2014, DVD/BD-Start: 05.11.2014
Story: Cop Damien muss eine Neutronenbombe entschärfen, die der skrupellose Drogenboss Tremaine in Detroits No-Go-Area, dem abgeriegelten Kriminellenviertel Brick Mansions, versteckt hat. Dafür spannt er Gauner Lino ein, dessen Freundin in Tremaines Gewalt ist. Aber die Politik treibt ein falsches Spiel.
Von Sir Real

Der französische Genre-Magnat Besson hat seinen kontinentalen Hit von 2004, auf deutsch grauenvoll „Ghettogangz“ betitelt, international neu verföhnt, wieder als Drehbuchautor und Produzent. Den Popcorn-Quark exekutiert für ihn ein Werbeclip-No-Name, erneut mit dem Parkour-Profi David Belle, bekannt geworden in eben jenem „Banlieue 13“, schon dem Namen nach ein Mix aus „Assault“ und „Escape From New York“.

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Die Wochenstarts vom 01.05.2014

Diese Woche neu im Kino

Filmtitel Cover

Beziehungsweise New York
Der Abschluss von Cédric Klapischs „L’auberge espagnole“-Trilogie nutzt gekonnt die geläufigen Muster der Romcom für Großstadtneurotiker.

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