Milde amüsante WG-Buddykomödie im Doku-Stil um vier liebenswert-lächerliche Blutsauger und ihre Alltagssorgen.
What We Do in the Shadows, Jemaine Clement, Taika Waititi, NZ 2014
Kinostart: 30.10.2014, DVD/BD-Start: 03.06.2015
Story: Nachdem man für ihre Sicherheit bürgt, berichtet im neuseeländischen Wellington ein Fernsehteam für einige Wochen aus der Wohngemeinschaft vierer Vampire. Der fast 380-jährige Viago führt bereitwillig durch ihre Routinen, der unbedachte Frischling Nick bringt seinen sterblichen Kumpel Stu mit.
Von Gnaghi
Die neuseeländischen Multitalente Jemaine Clement und Taika Waititi, bekannt für ihre musikalische TV-Comedy-Serie „Flight of the Conchords“, wenden das Prinzip der Mockumentary ihres Landsmanns Peter Jackson aus „Forgotten Silver“ an – statt Filmemacher mit Vampir-WG. Mehr oder minder komisch und melancholisch geht es zu im ohne nennenswerten Spannungsbogen auskommenden Treiben eines Familien-Coming-of-Age.
Berauschend-exquisiter Kunst-Giallo der „Amer“-Schöpfer, die ein experimentierfreudiges, labyrinthisches Mysterium auffahren.
L’étrange couleur des larmes de ton corps, aka The Strange Colour of Your Body’s Tears, Hélène Cattet, Bruno Forzani, B/F/L 2013
DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Der von einer Geschäftsreise aus Frankfurt heimkehrende Dan findet sein Brüsseler Apartment von Innen verriegelt vor. Von seiner Frau fehlt jede Spur. Hinter den Mauern des Hauses geht Merkwürdiges vor, glaubt Nachbarin Dora aus der siebten Etage, derweil Kommissar Vincentelli an Dans Tür pocht.
Von Gnaghi
So barock, wie ein formvollendetes Jugendstil-Gebäude nur sein kann, taucht das belgische Kreativteam Hélène Cattet und Bruno Forzani mehr denn je in einen reinen Rausch der Formen und Farben ein, um mit den Fetischen und Motiven des italienischen Giallo-Genres Kunst herzustellen. Ihr edel-psychedelischer, so flamboyanter wie desorientierender Stil gerät furios und längst nicht mehr so chloroformiert wie noch bei „Amer“.
Effekthascherische Girlie-Mysteryversion von „Black Swan“ mit einer Prise (Asia-)Geistergrusel.
aka Another Me – Mein zweites Ich, Isabel Coixet, GB/SP 2013
Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 22.01.2015
Story: Seit Fays Vater an MS erkrankt im Rollstuhl sitzt, droht die Ehe an einer Affäre ihrer Mutter zu zerbrechen. Als Fay die Rolle der Lady Macbeth am Schultheater erhält, stellt ihr die neidische Monica nach. Gefährlicher noch ist Fays auch anderen erscheinende Doppelgängerin, die sich in ihr Leben drängt.
Von Gnaghi
„Wir sind hier nicht bei Hitchcock!“, empört sich die alte Kassandra Mrs. Brennan (Geraldine Chaplin). In der Tat nicht: Mit Overacting im „Psycho“-Modus geht der Versuch eines Teeniethrillers zwischen Zielgruppen-Hochglanz und rau-dunklem Teint auch als Telenovela-Psychodrama und Tussi-verliert-den-Verstand-Mystery durch. Eine reine stilistische Spielerei, die ernste Dramatik bemüht, aber kaum Substanz bietet.
Psychologische Gruselmystery, die überinszeniert, aber schräg und schick Schizophrenie, Verlust und Verdrängung vermengt.
Gui Xian Sheng, Wang Song, C 2014
ohne deutschen Start
Story: Nach der Scheidung versucht der mit gespaltener Persönlichkeit lebende Schriftsteller Brando sich mit seiner 13-jährigen Tochter Zippo zu versöhnen, indem er mit ihr einige Tage in einer Bergvilla verbringt. Ein stummer Gärtner und die sexy Schwester des Besitzers lösen seltsame Geschehnisse aus.
Von Gnaghi
Diktaturen mögen keine Horrorfilme, vermutlich, da sie ihr subversiven Potenzial fürchten, die unkontrollierbare Beschwörung des Unterbewusstseins. Mir ist keiner aus Nazideutschland bekannt, dieweil die Weimarer Republik für ihre kunstvolle „dämonische Leinwand“ weltberühmt war. Gleiches gilt für Festlandchina, aus dem mir bislang nur „Suffocation“ begegnete, der selbsternannte „first chinese psycho movie“.
Teller (Raymond Joseph Teller), USA 2013
DVD/BD-Start: 03.07.2014
„My friend Tim painted a Vermeer. In a warehouse in San Antonio.“ Wie der mit einer Firma für visuelle Hollywood-Effekte reich gewordene Unternehmer Tim Jenison, der noch nie einen Pinsel in der Hand hielt, ein Meisterwerk des holländischen Barockmalers Jan Vermeer bis ins kleinste Detail gleichwertig reproduziert, fasst das amerikanische Doku-Duo Penn & Teller (alias Penn Jillette und Raymond Joseph Teller) auf faszinierende, hintergründig humorvolle und fein ironische Art rundum herrlich zusammen.
Weinselige Charakterschweinkomödie, die arthausig-skurril einen temperamentvollen Troll aus dem Depressionssaufen holt.
Zoran il mio nipote scemo, Matteo Oleotto, I 2013
Kinostart: 19.06.2014, DVD/BD-Start: 05.12.2014
Story: Der versoffene Misanthrop Paolo verbringt die Tage in der Stammtaverne seines nordostitalienischen Dorfes, als er von einer vergessenen slowenischen Tante den 15-jährigen Zoran erbt. Den hält er für einen Idioten, bis er sein Darts-Talent entdeckt, mit dem er reich werden und seine Ex zurückgewinnen will.
Von Gnaghi
Nach dem Natur- und Geisterhorror „Across the River“ kommt binnen kurzem ein zweiter Film aus der nordostitalienischen Region um Friaul in unsere Kinos. Matteo Oleottos Spielfilmerstling bedingt freilich nicht Furcht, sondern Vergnügen und funktioniert als erdfarbene Charakterstudie, in dem die Leistung von Giuseppe Battiston („Brot & Tulpen“, zuletzt in „Venezianische Freundschaft“) ein beachtlich boshaftes Vergnügen bereitet.
Schon wieder ein kleiner Indie-Chiller, der das Zeug zum großem unheimlichen Wurf hätte, aber statt dessen spüren lässt, wie sehr sich Found Footage inzwischen totgelaufen hat. Der Selfie-Horror beginnt mit Scott (Jon Foster) und Penny (Sarah Jones), die sich für ein Jahr in eine Berghütte zurückgezogen haben, um ihre Beziehung zu kitten. Derweil will der überehrgeizige Bursche mit gutem Equipment – dessen wackelfreie Bildqualität verwöhnt – die ultimative Naturdoku drehen, was sich wie eine Parodie auf oder Hommage an Terence Malicks „The Tree of Life“ ausnimmt.
Klassisches Gänsehautgarn: Solide Horrormystery, die geschickt einen Traumathriller um einen verfluchten Spiegel webt.
Mike Flanagan, USA 2013
DVD/BD-Start: 26.11.2014
Story: Vor elf Jahren ermordete Tims Vater seine Frau, wofür der Junge ihn erschoss. Nun wird der 21-jährige aus der Psychiatrie entlassen, wo ihn seine Schwester Kaylie erwartet. Sie hält einen alten Spiegel für die Ursache der Verbrechen und will Tim im leerstehenden Elternhaus ihre Theorie beweisen.
Von Gnaghi
Mika Flanagan ließ vor drei Jahren mit der No-Budget-Mystery „Absentia“ aufhorchen, dessen rohen Look er nun gegen ein geschliffenes Design eintauscht. Er baut seinen eigenen Kurzfilm auf Spielfilmlänge aus und verlegt sich dabei von mehreren geplanten Episoden auf nur eine. Diese nimmt Anleihen bei „Into the Mirror“ und dessen Remake „Mirrors“ in einem psychologischen Kammerspiel mit unheimlicher Atmosphäre.
Im Found-Footage-Stil verlegt Ti West den Massensuizid von Jonestown in die Gegenwart. Anständig, aber nicht mehr.
Ti West, USA 2013
DVD/BD-Start: 06.11.2014
Story: Sam und Jake sind Reporter für VICE und ihr Fotograf Patrick hat eine Schwester, die sich in die Parish-Sekte nach Südamerika verabschiedet hat. Grund genug für eine Story. Das Journalisten-Trio findet das versteckte Paradies des manipulativen Father und löst mit seiner Anwesenheit eine Katastrophe aus.
Von Gnaghi
Umberot Lenzis „Eaten Alive“ stand zuletzt doppelt Pate – einmal für Eli Roth, Gefährte und Förderer (und in diesem Fall Produzent) der Horror-Hoffnung Ti West. Wo Roth mit „The Green Inferno“ den Kannibalenaspekt des berüchtigten Billig-Exploiters betont, orientiert sich sein Protégé an dem Horror der Selbstmord-Sekte, was schon seinerzeit auf dem Massenmord des Sektengurus Jim Jones 1978 in Guyana basierte.
Story: Der seit kriminellen Tagen Dank Beute zum bürgerlichen Bauunternehmer und Familienvater gewandelte Paul muss erleben, wie maskierte Eindringlinge seine Teenietochter entführen. Als man ihre Leiche findet, holt Paul mit alten Gefährten fürs Grobe gegen polizeilichen Rat die Waffen aus dem Schrank.
Von Gnaghi
Nicolas Cage kämpft weiter wacker gegen seinen Schuldenberg an, weshalb der Starmime in Trash wie „Drive Angry“ oder „Ghost Rider“ auftaucht, zuletzt aber in dem Indie-Milieudrama „Joe“ eine Kostprobe seines Könnens abgab. Auch dieses gut besetzte B-Movie hat die richtigen Ambitionen, involviert mit flachen Standardfiguren und normierter Story aber einfach nicht genug, um Cage ein kleines Zwischenhoch zu bescheren.
Story: Gegen den Willen seiner Angehörigen bricht der von einem Blutgerinnsel im Gehirn bedrohte Derek mit seinem besten Kumpel Clif zu einem Sabbatical nach Europa auf. In Paris verletzt Partyaufriss Audrey Derek bei einer gemeinsamen Nacht schwer. In der Folge entwickelt er bizarre Symptome, Superkräfte – und Durst auf Blut.
Von Gnaghi
Dafür, dass die seit Jahren befreundeten Newcomer Derek Lee und Clif Prowse die überstrapazierten Formeln des Found Footage mit jener des Vampirfilms verbinden, muss man beiden attestieren, ein unterhaltsames Exemplar des Fake-Doku-Schreckens hervorgebracht zu haben. Ihre Horrorausgabe von „Chronicle“ wartet mit schmucken POV-Actionsequenzen auf und einer plausiblen seelisch-körperlichen Agonie der Hauptfigur.
Wackelfrei, aber schreckensintensiv: Drei Kirchendetektive dokumentieren per Headcam ein angebliches Wunder und lernen das Fürchten.
Elliot Goldner, GB 2013
DVD/BD-Start: 11.04.2014
Story: Ein vermeintliches Wunder samt Videobeweis hat den an seinem Glauben zweifelnden Deacon und den säkularen Techniker Gray in eine alte Kapelle im provinziellen England gebracht. Im Auftrag des Vatikans montieren sie mit Relator Mark Überwachungskameras, um die paranormale Aktivität aufzudecken.
Von Gnaghi
Der Found-Footage-Film der Woche (oder sollte man sagen: des Tages?) könnte sogar jene bekehren, die dieses Formats inzwischen überdrüssig sind; auf jeden Fall unterhält er Fans des Fachs überraschend gut mit Humor, Hirn und happigem Horror. Newcomer Elliot Goldner zeigt Schund wie „Devil’s Due“, wie man es besser macht: Subtil, aber intensiv nutzt er Motive aus „Die Fürsten der Dunkelheit“, „Der Exorzist“ und „The Wicker Man“.
Grausig mit Kitsch zugekleisterter Polizei-vs-Drogengangster-Actionthriller, der sich an einem Bloodshed-Revival versucht.
Sao Du, Benny Chan, C/HK 2013
ohne deutschen Start
Story: Die eng befreundeten Tin, Wai und Chow arbeiten für das Drogendezernat der Hongkonger Polizei. Sie wollen den aus dem Goldenen Dreieck Thailands operierenden Drogenboss Eight-Faced Buddha verhaften, dessen Organisation Chow undercover infiltriert hat. Die Aktion läuft tödlich schief.
Von Gnaghi
Seit seinem Kinodebüt „A Moment of Romance“ von 1990 hat Benny Chan („New Police Story“) eigentlich kein gutes Werk mehr abgeliefert, ist aber so kommerziell ausgerichtet, um immer genug Yuan für größere Actionblockbuster und eine Star-Riege zu erhalten. Sein nicht nur mit wirrem Script ausgestattetes, sondern auch handwerklich schwaches Blutsbrüder-Schuld-und-Rache-Drama bietet wieder einmal höchstens Mittelmaß.
„Rosemary’s Baby“ als Wackel-Video: Der übernatürlich-okkulte Horror um die Geburt des Antichristen fällt fade aus.
Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett, USA 2014
Kinostart: 08.05.2014, DVD/BD-Start: 17.10.2014
Story: Ein Taxifahrer lotst das Flitterwochenpärchen Zach und Samantha in einen dubiosen Kellerclub in Santo Domingo. Erinnerungslos treten sie am nächsten Morgen die Heimreise an, nicht ahnend, dass Sam schwanger ist. Was ihr ahnungsloser Gatte mit der Videokamera festhält, sind neun Monate des Grauens.
Von Gnaghi
Der ungebrochene Trend des seit „Blair Witch Project“ populären Found-Footage-Formats hat Entdeckungen wie „Wer“ oder „Troll Hunter“ hervorgebracht. Die Heimvideo-Neuauflage von Roman Polanskis Genreklassiker von 1968, obwohl vom Duo Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett (die das Segment „10/31/98“ in „V/H/S“ beisteuerten) weitgehend solide gestaltet, liegt hingegen am unteren Ende der Skala.
Originelles und durchweg goutierbares Make-Over des Werwolfmythos’ als Found-Footage-Horror.
William Brent Bell, USA 2013
DVD/BD-Start: 06.10.2014
Story: Nur die Ehefrau hat den Angriff einer wilden Bestie auf ihre Familie im Frankreichurlaub überlebt. Die Behörden verhaften den stark behaarten Talan, der eisern schweigt. Verteidigerin Kate und ihre beiden rivalisierenden Mitarbeiter Gavin und Eric vertreten den Angeklagten – ein äußerst gefährlicher Job.
Von Gnaghi
Nach den Bravo-Posterboys aus der „Twilight“– und den Actionplay-Computerfiguren der „Underworld“-Reihe ist es eine Wohltat, die vom Genre zuletzt stiefmütterlich behandelten Wolfsmenschen in einem kleinen, aber gekonnt schaurigen Pseudo-Doku-Schocker aufgefrischt zu sehen. William Brent Bell nutzt nach seinem unverdient erfolgreichen Exorzisten-Horrorhit „Devil Inside“ die gleiche Methode qualitativ verbessert.
Story: Im frühen 18. Jahrhundert reist der Kartograf und Wissenschaftler Jonathan Green nach Osteuropa, bis er via Transsylvanien in ein slawisches Dorf inmitten finsterer Wälder gelangt. Dessen Bewohner begreifen nicht, dass eine Untote mit Zauberkraft ihren sumpfigen Flecken in dämonischer Gewalt hat.
Von Gnaghi
Eigentlich sollte das sündteure Prestigeprojekt zum 200. Geburtstag des klassischen Literaten 2009 fertig werden, was unter der Spielleitung von Pulp-Filmer Oleg Stepchenko („Velvet Revolution“) glatte fünf Jahre länger dauerte. Der optisch grandiose, krass konfuse Mix aus Burleske und Gruselfantasy steht im Grimmschen Geiste und von „Sleepy Hollow“, ist Art Historienvariante von „Wächter der Nacht“ abzüglich der Coolness.
Independent-Geisterhorror, der qualitativ überrascht und einem sympathischen Teenpärchen einen bösen Fluch auf den Hals hetzt.
aka Haunt – Das Böse erwacht, Mac Carter, USA 2013
DVD/BD-Start: 04.06.2014
Story: Als die Ashers in ein einsam zwischen den Bergen gelegenes Anwesen ziehen, in dem die drei Kinder der Voreigentümer Morello umkamen, beginnt der Spuk erneut. Der 18-jährige Evan lernt die geheimnisvoll-schöne Sam kennen und geht mit einem Jenseits-Empfänger der Bedrohung auf den Grund.
Von Gnaghi
Dem bislang nur mit einer Comicdoku in Erscheinung getretenen Mac Carter gelingt ein sehenswerter Haunted-House-Horror à la „Sinister“, „Insidious“ und „The Conjuring“, zwar eine Nummer kleiner, aber nicht weniger sorgfältig, stimmungsvoll und unheimlich. Mit Veteranin Jacki Weaver („Picknick am Valentinstag“) als Erzählerin und einziger Überlebender des „Morello Fluchs“ gewinnt er dem Szenario alter Schule eine selbstreflexive Note ab.
Fung bou, Alan Yuen, C/HK 2013
ohne deutschen Start
Ein konfuser Kracher: An „Infernal Affairs“-Klonen aus der Ex-Kronkolonie mangelt es nun wahrlich nicht, aber dieser Heist/Cop-vs.Gangster-Thriller mit einem grimmig dreinguckenden Andy Lau („House of Flying Daggers“) geht als reißerischer Blockbuster in die Vollen. Doch auch das Finale Grande, ein Destruction Derby sondergleichen, kann nicht verhehlen, wie unnötig kompliziert und mangelhaft holprig die dritte Regiearbeit von Alan Yuen („Princess D“, Drehbuch zu „New Police Story“) geraten ist. Was an Klasse und Sorgfalt eines Johnnie To („Drug War“) fehlt – oder Ringo Lam, dessen „Full Alert“ auch nicht weit ist -, versucht Yuen mit schicksalsschwerer Dramatik und noch schwereren Waffen wettzumachen.
„96 Hours“ als Agententhrillerkomödie: Kevin Costner in einem Rezept-Film aus der Luc-Besson-Schmiede.
McG, USA 2014
Kinostart: 08.05.2014, DVD/BD-Start: 15.10.2014
Story: Drei Tage Zeit erhält der alternde Agent Ethan, um einen Waffenhändler in Paris aufzuspüren und auszuschalten, sonst erhält er kein Heilmittel gegen seinen Krebs. Zugleich muss er sich um seine fast erwachsene Tochter kümmern, derer von ihm getrennter Mutter er versprach, nicht mehr zu morden.
Von Gnaghi
McG, der mit „Terminator: Die Erlösung“ Beeindruckenderes und „3 Engel für Charlie“ Lustigeres leistete, legt den Routine-Gang ein in einer nur leidlich unterhaltsamen Variante des Ein-Vater-Armee-Reißers „96 Hours“. Den schrieb ebenfalls Actionproduzent Luc Besson, dessen Standard-Rezept aus Stereotypen von der Stange dominiert. Ähnlichkeiten mit „The Family“, „Leon – Der Profi“ und „Nikita“ ergeben sich von selbst.
Pompejis 3D-Untergang zwischen Liebesmelodram und Katastrophenspektakel ist technisch ausgereifter, grandioser Camp.
Pompeii, Paul W.S. Anderson, USA/D/CA 2014
Kinostart: 27.02.2014, DVD/BD-Start: 07.08.2014
Story: 14 Jahre, nachdem er als kleiner Junge ein Massaker des bösartigen Senators Corvus an seinem Keltenstamm als einziger überlebte, kehrt der seitdem versklavte Milo als Gladiator nach Pompeji zurück. Als sich Kaufmannstochter Cassia in ihn verliebt, fordert Corvus seinen Tod, derweil der Vesuv ausbricht.
Von Gnaghi
Der für kommerziell einträchtigen Genre-Trash wie die „Resident Evil“-Reihe bekannte Anderson legt ambitioniertes Historienkino vor, in dem sich „Gladiator“-Actionkämpfe mit der traurigen Lovestory über Klassenschranken hinweg aus „Titanic“ mit einem klasse getricksten Katastrophenspektakel à la „Dante’s Peak“ vereinen. Eine mit jedoch faden Figuren versehene, romantische Vision, deren Gespräche erheitern.
Kampfkunstgott Tony Jaa prügelt sich mit RZA: knorke Martial-Arts-Action mit karger Story und käsigen 3D/CGI-Effekten.
aka The Protector 2, Prachya Pinkaew, TH 2013
ohne deutschen Start
Story: Böse Wichte haben Khams Elefant Khon entführt! Und schieben ihm auch noch den Mord an Suchart in die Schuhe. Weshalb der Tierschützer in der Großstadt untertaucht, gejagt von Sucharts Zwillings-Nichten und LC, dessen Untergrundkämpfer ihn für einen sinistren Attentatsplan benutzen wollen.
Von Gnaghi
Vor seinem Auftritt in „Fast & Furious 7“ begnügt sich Tony Jaa, Bruce Lees Thailändischer Erbe, mit dem Aufwärmen seiner Hits. Stets gemeinsam mit Regisseur Prachya Pinkaew, mit dem er 2003 in „Ong Bak“ die Konkurrenz auf die Plätze verwies und sich 2005 als naiver Elefantenflüsterer vorstellte. Der Nachfolger zum bei uns als „Revenge of the Warrior“ bekannten Muay-Thai-Actioner wandelt auf Jackie Chans Spuren.
Innovationslos bis abgestandener Reißbrett-Kinohit, in dem Matthias Schweighöfer mal wieder kein Wässerchen trüben kann.
Matthias Schweighöfer, D 2014
Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 28.08.2014
Story: Durch Frettchenverbiss jäh unfruchtbar geworden, sieht der bis dato überzeugt kinderlose Münchner Single Felix in einer zuvor getätigten Samenspende die letzte Chance, noch Vater zu werden. Empfängerin ist die fest liierte Moderatorin Maren, die von ihrem neuen Verehrer jedoch nichts wissen will.
Von Gnaghi
Neben Til Schweiger ist der 32-Jährige Schweighöfer zur eigenen Marke geworden, mit Romcoms wie „What a Man“ und „Schlussmacher“ ein Kassengarant mit hohem Wiedererkennungswert: sympathisch, liebenswert, eine kommerzielle Allzweckwaffe, die Frauenherzen schmelzen lässt und ihre männliche Kinobegleitung mit derben Gags befriedigt. Bloß nichts Neues, flach und abgestanden – damit hat man unbedingt Erfolg.
„Flammendes Inferno“ in 3D: Adrenalinverstärkte Feueraction, die sich mit billiger Melodramatik und schlechten Tricks vieles ruiniert.
Oxide Pang Chun, Danny Pang, CH/HK 2013
DVD/BD-Start: 25.03.2016
Story: Kwan hat in einem Wolkenkratzer in Guangzhou eine Hitech-Feuer-Sicherheitsfirma gegründet. Als die schwangere Frau seines mit ihm zerstrittenen Bruders Kwan den Neubau betritt, bricht ein heimtückisches Feuer im Erdgeschoss aus, das nur Kwan mit seinem Feuerwehrtrupp eindämmen kann.
Von Gnaghi
Die China-Version von „Flammendes Inferno“, veranstaltet von den durch ihren Genre-Pulp vertrauten Pang-Brothers („Bangkok Dangerous“), gemahnt an die Billigkopien, die vor Jahrzehnten in der damaligen Kronkolonie von erfolgreichen Hollywood-Hits fabriziert wurden. Nach dem koreanischen „Outbreak“-Ersatz „The Flu“ steht der nächste Asia-Katastrophenfilm ins Haus, und zwar einer, der grausig schlecht getrickst ist.
Nachfühlbar lebensnah und deshalb erschütternd-starkes Generationendrama um Alter, Würde, Familie, Befangenheit und Freiwerden.
Marcel Gisler, SUI 2013
Kinostart: 27.03.2014, DVD/BD-Start: 07.11.2014
Story: Der homosexuelle Schriftsteller Lorenz kehrt aus Berlin in sein Schweizer Heimatdorf zurück, weil seine alkoholsüchtige Mutter Rosie einen Infarkt erlitten hat. Er und seine Schwester Sophie verzweifeln an der stacheligen Dame, die sich partout nicht helfen lassen will und ihnen bald den letzten Nerv raubt.
Von Gnaghi
Marcel Gislers völlig verdient mit drei Schweizer Filmpreisen dekoriertes Regiecomeback nach 15-jähriger Pause ist nicht einfach nur die Anekdote von einer, die nicht ins Pflegeheim wollte. In dem vollkommen unkonstruierten Drama erzählt der Wahlberliner die eigene Familiengeschichte, die er als Hommage an seine verstorbene Mutter betrachtet: als für jeden unmittelbar nachvollziehbare Beziehungsstudie über den menschlichen Makel.
Rocky versus Raging Bull: Stallone und de Niro in einem charmant-selbstironischen Comeback-Fight zwischen Drama und Komödie.
Grudge Match, Peter Segal, USA 2013
Kinostart: 09.01.2014, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Zwei Duelle trugen die Boxchamps Billy und Henry Anfang der 80er Jahre aus, dann schlief Billy mit Henrys Freundin und dieser zog sich über Nacht zurück. Bis 30 Jahre später ein quirliger Boxpromoter die Feinde zum Revanche-Kampf motiviert – angesichts ihres vorgerückten Alters ein gefährlicher Scherz.
Von Gnaghi
Es zittern die morschen Knochen: Weidlich unterhaltsame Komposition aus deftig witziger Komödie und anrührendem (Familien)Drama, in dem die Leinwand-Senioren Sylvester Stallone (67) und Robert De Niro (70) sich als ziemlich beste Feinde und körperlich beachtlich fitte Rumble-Rentner im Ring vermöbeln. Dem gemütlichen Tempo mag etwas juveniler Pep fehlen, aber Humor, Charme und Darsteller sind exzellent.